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Das fliegende Klassenzimmer.

Das fliegende Klassenzimmer.

Titel: Das fliegende Klassenzimmer.
Autoren: Erich Kästner
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Ihr seid entrüstet, wenn euch etwas verboten ist.
    Ihr tut, als ob ihr alles wüsstet. Obwohl ihr noch viel wissen müsstet, bevor ihr nur ein Zehntel wisst.
    Johnny: Sankt Peter übertreibt entschieden. Wir sind gar nicht so wissbegierig. Den meisten war’s auch viel zu schwierig.
    Martin: Und Dummheit, Petrus, macht zufrieden.
    Sebastian: Wir hörten, dass Sie alles wissen. Ist Ihnen auch vielleicht bekannt, dass wir ein kleines Kind vermissen? Es folgte Ramses und verschwand. Nun irrt es durch das Labyrinth der Pyramide.
    Petrus: Armes Band! Ich werde eine Formel sprechen, die das Verlerne wiederbringt. Ihr dürft mich nur nicht unterbrechen! Vielleicht, dass der Versuch gelingt… Das Vergangne ist geblieben. Und der Weg behält die Schritte. Das Zerrissne bleibt geschrieben. Komm, und tritt -«

    In diesem Augenblick wurde die Tür der Turnhalle stürmisch aufgerissen! Matthias blieb der Vers im Halse stecken. Die andern drehten sich erschrocken um, und Uli blickte neugierig aus der gemalten Wolke heraus, hinter der er seinen Auftritt erwartet hatte.
    Im Rahmen der Tür stand ein Junge. Er blutete im Gesicht und an einer Hand. Sein Anzug war zerrissen. Er schmiss die Schülermütze wütend auf den Fußboden und brüllte: »Wisst ihr, was passiert ist?«
    »Woher sollen wir das denn wissen, Fridolin?«, fragte Matthias freundlich.
    »Wenn ein Externer nach dem Unterricht wieder in die Schule kommt und noch dazu so verprügelt aussieht wie du«, meinte Sebastian, »dann…«
    Aber Fridolin schnitt ihm das Wort ab. »Lass jetzt deinen Quatsch!«, rief er. »Die Realschüler haben mich und den Kreuzkamm auf dem Nachhauseweg überfallen. Den Kreuzkamm haben sie gefangen genommen. Und die Diktathefte, die wir seinem Alten zum Korrigieren bringen sollten, haben sie auch!« (Kreuzkamms Vater war nämlich Deutschlehrer am Johann Sigismund-Gymnasium.)
    »Teufel, Teufel! Die Diktathefte haben sie auch?«, fragte Matthias. »Gott sei Dank!«
    Martin sah seinen Freund Johnny an. »Sind wir genug?«
    Johnny nickte.
    »Dann los!«, rief der Primus. »Über den Zaun in die Schrebergärten! Aber ein bisschen plötzlich! Wir sammeln uns beim Nichtraucher!«
    Sie rasten aus der Halle. Uli rannte neben Matthias her.
    »Wenn uns jetzt der schöne Theodor erwischt, sind wir hin«, keuchte er.
    »Dann bleib doch hier«, meinte Matthias.
    »Du bist wohl verrückt?«, fragte der Kleine beleidigt.
    Die sechs Jungen waren am Rand des Parks angelangt, erkletterten den Zaun und schwangen sich hinüber.
    Matthias trug noch immer seinen falschen weißen Vollbart vorm Gesicht.

Das zweite Kapitel 
...enthält Näheres über den Nichtraucher; drei orthographische Fehler; Ulis Angst vor der Angst; den Kriegsrat im Eisenbahnwaggon; die Entsendung des Kundschafters Fridolin; den Grund, warum Kreuzkamm überfallen wurde, und einen Dauerlauf zu fünft.

    Den Nichtraucher - so nannten sie einen Mann, dessen wirklichen Namen sie gar nicht kannten. Sie nannten ihn nicht etwa den Nichtraucher, weil er nicht geraucht hätte; er rauchte sogar sehr viel. Sie besuchten ihn oft. Sie besuchten ihn heimlich und mochten ihn gern. Sie mochten ihn fast so gern wie ihren Hauslehrer, den Doktor Johann Bökh. Das will viel heißen.
    Und sie nannten ihn den Nichtraucher, weil in seinem Schrebergarten ein ausrangierter Eisenbahnwaggon stand, in dem er Sommer und Winter wohnte; und dieser Waggon enthielt lauter Nichtraucherabteile zweiter Klasse. Er hatte ihn, als er vor einem Jahr in die Gartenkolonie zog, für hundertachtzig Mark von der Deutschen Reichsbahn gekauft, ein bisschen umgebaut und lebte nun darin. Die kleinen weißen Schilder, auf denen »Nichtraucher« stand, hatte er am Wagen stecken lassen.
    Im Sommer und im Herbst blühten in seinem kleinen Garten wunderbare Blumen. Wenn er mit dem Umpflanzen, Gießen und Jäten fertig war, legte er sich ins grüne Gras und las in einem der vielen Bücher, die er besaß. Im Winter lebte er natürlich meist im Wagen. Mit einem kleinen Kanonenofen, dessen blauschwarzes Rohr zum Dach herausschaute und manchmal schrecklich qualmte, hielt er sein komisches Haus warm.
    Zu Weihnachten sollte ihm Johnny bescheren. (Johnny blieb diesmal auch während der Weihnachtsferien in der Schule; denn der Kapitän war nach New York unterwegs.) Sie hatten Geld gesammelt und schon ein paar Geschenke besorgt: warme Strümpfe, Tabak, Zigaretten und einen schwarzen Pullover. Hoffentlich passte der. Sie hatten vorsichtshalber Umtausch
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