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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Autoren: Bernhard Hennen
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Truppen Drusnas zu verlieren oder gar über Kentaurenhorden, die die halbe Zeit über besoffen waren.
    Appanasios’ Zähne blitzten durch seinen dichten, schwarzen Bart. »Ich wette, ich weiß, was du jetzt denkst, Königin. Aber sei’s drum … Das Einzige, was mir Sorgen macht, ist, dass unsere Feinde dich vielleicht inzwischen genauso gut kennen wie du sie. Wenn du weißt, wie sie denken, weil du so lange unter ihnen gelebt hast, dann gilt das auch umgekehrt.
Es wird dir immer schwerer fallen, sie zu überraschen. Es sei denn, du gebärdest dich plötzlich wie eine ungewaschene Barbarin, die einen feuchten Pferdefurz auf die Regeln der Kriegskunst der Ritterorden gibt. Verschwende einmal einen Gedanken daran, Königin.« Der Kentaur trabte davon und verschwand zwischen den Bäumen.
    Eine leichte Brise fuhr in die Baumkronen. Tausende gleißende Lichtpunkte tanzten über den Waldboden. Unter den verbliebenen Anführern herrschte betretenes Schweigen. Sie alle kannten Gishilds aufbrausendes Temperament.
    Erek räusperte sich.
    Sie sah ihren Mann an. Er hatte sich gestern den Bart abrasiert, um in der ersten Reihe der Schwarzreiter an ihrer Seite zu sein. Mit seinem zu Zöpfen geflochtenen Bart wäre er schon von Weitem aufgefallen. Wangen und Kinn waren weiß wie der Bauch eines toten Fisches, während der Rest seines Gesichts von der Sonne verbrannt war. Er sah gut aus mit dem kantigen Kinn und dem entschlossen wirkenden Mund. Ungehobelt, geradeheraus und ein bisschen einfältig, war er so ganz anders als Luc. Sie würde ihn niemals lieben!
    »Und was bedrückt dich, mein Gemahl?«
    Erek lächelte kurz, weil sie ihn so nannte. Ironie war ihm völlig fremd. »Ich habe mir das Lager lange angeschaut. Ich glaube, die Erdwälle sind zu hoch.«
    Gishild atmete tief ein. Sie sollte sich im Zaum halten! Wenn sie ihn zu abfällig behandelte, dann würde sie auch sich damit schaden. Die meisten Fjordländer hatten sehr altmodische Vorstellungen über das Verhältnis zwischen Männern und Frauen. »Wir werden dort angreifen, wo eine Lücke im Wall ist. Es schert uns nicht, wie hoch er dort ist, wo er vollendet wurde.«
    Erek machte eine Geste, als wolle er über seinen Bart streichen, verharrte aber inmitten der gewohnten Bewegung, als
er ins Leere griff. »Da hast du natürlich recht. Trotzdem sind die Wälle zu hoch. So viel Erde können sie unmöglich allein aus den Gräben haben, die sie davor gezogen haben. Ich kenn mich da aus. Ich hab wochenlang an den Schanzen von Firnstayn mitgeschuftet. Über Erde weiß ich jetzt fast so viel wie ein ungewaschener Bauer.«
    Er grinste, aber Gishild erwiderte sein Lächeln nicht. Sie hielt nicht viel davon, dass ihre Kriegerjarls auf die einfachen Bauern und Fischer herabsahen. Wenn der Kampf um das Fjordland begann, würde sie jeden Mann brauchen, der eine Waffe halten konnte. Da war so eine Überheblichkeit nicht angebracht.
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Irgendwo in dem Lager gibt es ein großes Loch. Und es beunruhigt mich, dass ich es nicht sehe.«
    Gishild seufzte innerlich. »Sie werden Latrinen ausgehoben haben.«
    »Nein, es muss ein größeres Loch sein«, beharrte Erek.
    Wieder ließ ein Luftzug die Blätter rauschen. Flirrendes Licht blendete Gishild. Und plötzlich ergriff sie eine tödliche Kälte. Sie war tief in ihr. Von einem Herzschlag zum anderen. Die Ahnung kommenden Unheils wie damals, als ihr Vater von den Ordensrittern betrogen worden war und man sie entführt hatte.
    »Geht es dir nicht gut, Herrin?«, fragte Sigurd, der Hauptmann ihrer Mandriden.
    Sie winkte ab, doch ihre Hand zitterte leicht. Sie musste an Luc denken. Plötzlich fühlte sie sich ihm so nah, als stünde er neben ihr.
    Gishilds Blick wanderte über die alten Bäume. Gestern hatten sie eines der Waldheiligtümer der Drusnier passiert. Einen Geisterwald, wo man Gesichter in die Bäume geschnitten hatte und hoch im Geäst zwischen Windspielen die Toten
bestattete. Ihre Verbündeten glaubten, dass die Geister der Toten mit dem Wind ritten und die Windspiele aus Holz und Messing ihnen eine Stimme verliehen. Man musste nur genau hinhören, dann konnte man ihre Botschaften vernehmen.
    Die feinen Härchen auf ihrem Handrücken richteten sich auf. Wieder raschelte das dichte Laubdach über ihnen. Gab es einen Toten, der ihr eine Botschaft schicken wollte? Eine Warnung vielleicht? Sie musste an Lucs Liebesschwüre denken. So oft hatte er ihr versprochen, dass er ihr beistehen würde. Wäre er jetzt
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