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Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman

Titel: Das Fjordland: Elfenritter 3 - Roman
Autoren: Bernhard Hennen
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sie seinen Namen? Wie weit reichte ihre Macht? Blieb ihr nichts verborgen? Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken, damit sie nicht zitterten, doch seine nervös zuckende Rute vermochte er nicht zu beherrschen.
Was wusste Emerelle über ihn? Darüber, dass er es war, der das Unheil nach Albenmark gebracht hatte?
    Luc stieg auf die Reling und wurde mit einem Johlen vom Ufer begrüßt.
    »Stoßt ihn endlich hinab«, brüllte ein Minotaur mit blutigem Kopfverband, dem eines seiner Hörner fehlte.
    Der Junge tat den letzten Schritt allein. Er stürzte ins dunkle Wasser und begann mit ruhigen, kräftigen Zügen zu schwimmen.
    Ahtap folgte ihm gebannt mit Blicken, obwohl er gar nicht sehen wollte, was nun geschehen würde. Er wusste um die dunklen Schatten im Wasser. Und dann erschien die erste gelbschwarze Rückenfinne. Sie schnitt einen Keil in das brackige Hafenwasser, dessen Spitze genau auf den Jungen wies.
    Luc bemerkte die Gefahr. Er änderte die Richtung und hielt auf einen riesigen Marmorklotz zu, den die Explosion ins Hafenbecken geschleudert hatte. Auf halbem Weg zum Kai erhob er sich aus der schwachen Dünung.
    Ahtap hielt den Atem an. Mit ein bisschen Glück könnte der Junge es schaffen. Die Bestie kam schnell näher, aber Luc hatte den Marmorklotz fast erreicht!
    Auf den Kais war es still geworden. Nur wenige feuerten mit ihren Rufen die Bestie an.
    Luc streckte den Arm aus. Seine Hand tastete über den geborstenen Marmor.
    Ahtap konnte sehen, wie sich die Schultermuskeln des Jungen spannten. Die Bestie war noch fast zwanzig Schritt entfernt! Er würde es schaffen.
    Plötzlich glitten die Hände ab. Blankes Entsetzen lag in den Zügen des Jungen. Sein Mund klaffte auf, als wolle er schreien. Dann war er im trüben Wasser verschwunden.
    Ahtap traute seinen Augen nicht. Der Hai war immer noch nicht ganz bis an den Marmorklotz heran.

    Die dunkle Wolke im Wasser tilgte alle Zweifel. Zu viele Räuber und Aasfresser tummelten sich seit dem Unglück im Hafen von Vahan Calyd. Irgendetwas hatte im tiefen Wasser gelauert und den Jungen geschnappt.
    Rot umspülte das Hafenwasser den Marmorblock, und ein feines Blütenmuster zeichnete sich auf dem behauenen Stein ab. Ahtap wurde übel.
    »Als Nächstes den Capitano, der die Mörder hierhergebracht hat!« Emerelle sprach nun wieder in der Zunge Albenmarks. Zwei Trolle griffen sich einen der Gefangenen, die sich in stummem Entsetzen eng aneinanderdrängten. Die Hünen packten den Menschensohn bei den Armen und Beinen und schleuderten den Capitano dorthin, wo die Blutwolke durch das Wasser trieb.
    Hilflos mit Armen und Beinen rudernd und einen gellenden Schrei auf den Lippen, flog der Schiffsführer durch die Luft.
    Immer mehr Rückenfinnen erschienen im Wasser. Dort, wo der Mensch aufschlug, schäumte es vor Bewegung. Sofort wurde er hinabgerissen.
    Schon schleuderten Emerelles Henker ihr nächstes Opfer in die See. Jubelrufe begleiteten das unwürdige Spektakel. Ahtap wollte sich verkriechen, aber seine Beine versagten ihm den Dienst. Wie unter einem Zauberzwang war er unfähig, den Blick von dem blutigen Gemetzel zu lassen. Die Brust war ihm eng geworden. Emerelles letzte Worte hallten in seinem Kopf nach. Waren sie zufällig so gewählt? Durfte er hoffen, dass sie nicht wusste, was er getan hatte? Oder sollte er sich hier und jetzt bekennen? War das klug? Was sollte er nur tun?
    »Du warst lange fort, Ahtap«, sagte Emerelle.
    Der Lutin wollte etwas antworten, aber er brachte nur ein heiseres Räuspern zustande.
    »Wusstest du, dass Nathania zu den Toten des Festes der Lichter gehörte?«

    Ahtap keuchte. Seine Beine gaben nach. Er sank an der Reling in sich zusammen. Nathania! In den dunkelsten Stunden seiner Gefangenschaft hatte der Gedanke an Nathania ihm Kraft gegeben. Sie war eine Lutin, so wie er. Eine Späherin Emerelles. Erfahren darin, den trügerischen Pfaden der Alben zu folgen. Vor langer Zeit hatte Ahtap ihre Liebe verspielt. Aber er hatte die Hoffnung nie aufgegeben, dass er sie eines Tages zurückgewinnen könnte.
    »Wie?«, brachte er schließlich hervor.
    »Ich weiß es nicht. Ihr Name stand auf den Totenlisten, die man mir gebracht hat. Lange Listen, Ahtap. Du solltest sie dir auch einmal ansehen.«
    Er blickte zu Emerelle auf. Sie wusste es, er konnte es in ihren Augen sehen. Voller Verachtung waren sie.
    »Nathania.« Er versuchte sich an ihr Gesicht zu erinnern, doch es wollte ihm nicht gelingen. Nur ihren Geruch hatte er noch deutlich in
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