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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett
Autoren: Anthologie
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Als Blanche sich, protestierend, aber doch irgendwie erleichtert, gegen die umklammernde Hand zur Wehr setzte, fing sie sich noch eine ein, er packte ihren Koffer (mit dem Regenschirm), riß und stieß sie in den DKW, der alsbald wie ein müdes Ackerpferd, das den Stall wittert, munterer den Berg hinabtuckerte, natürlich nicht so elegant, wie wenn man keck auf der Längsachse eines Velos in starken Armen im Damensitz ins Tal schwang wie ein Skiläufer durch Slalomtore.
    Al, plötzlich gar nicht mehr spöttisch-ironisch, beschimpfte sie wie ein Kutscher seine Trine oder wie ein Marquis seine Gattin - was oft dasselbe ist -, und Blanche, erst verdutzt und seltsam betroffen von der ungewöhnlichen Behandlung, die sie gerade von diesem Mann erfuhr, kam wieder zu sich und aus dem jugendlichen Drang, eine Blamage durch Gegenangriff zu kompensieren, schimpfte sie wie ein Rohrspatz zurück. Doch als die Nacht, wie in vielen dieser Alpentäler, plötzlich einfiel - mit schwarzen Schwingen würde der Dichter sagen, aber uns schien es mehr, als ließe sich ein riesiger Schwarm von Rabenvögeln nieder -, da gab auch der DK-Wuppdich endgültig seinen Geist auf und wollte partout nicht mehr weiter.
    Das Gezänk, das zum Geschrei ausuferte, hätte die entferntesten Ortschaften alarmiert, würde der Himmel nicht die Tonregie übernommen und den Zwist mit lautem Donnergebrüll taktvoll zugedeckt haben. Denn nicht nur zwei feindliche Parteien saßen sich in dem leblosen Kleinwagen gegenüber, sondern auch draußen hatten gewaltige feindliche Streitmächte endgültig Aufstellung genommen und warteten ungeduldig auf das Signal zur Entscheidungsschlacht. Vier Gewitter (auch das ist Tessin) waren wie Armeen, die sich suchen und entziehen, lauernd um den See gewandert und standen sich jetzt als waffenstarrende Heersäulen gegenüber. Unheilvolles Wetterleuchten zeugte von ihrer Feuerkraft, die grellen Bündel entfernter Blitze waren wie der Widerschein zornig geschüttelter Lanzenspitzen, das Grollen und Grummeln schwoll gefährlich an wie ein unheimlicher Kriegerchor, der immer wieder in einem wilden Kampfruf gipfelt, mit fernen Donnerschlägen hatte schon die Artillerie ihr Duell mit grellem und blutrotem Mündungsfeuer ihrer Falconets und Feldschlangen begonnen ...
    Wie klein war gegen diesen Aufmarsch der Elemente dieses verzankte Menschenpärchen in seinem kaputten Wagen, das seinen Streit noch immer nicht beendet hatte.
    Als Al schließlich Blanche mit einer neuerlichen Welle erbitterter Vorwürfe überfiel, zu denen noch der verständliche Ärger eines Mannes kam, den sein Gefährt im entscheidenden Moment schmählich im Stich gelassen hatte, und dabei sinnlos im Handschuhfach nach irgendeinem Utensil suchte, gelang es ihr, dem schändlichen Frauen- und Brauträuber, diesem brutalen, gemeinen Schurken, den sie aus tiefster Seele verachtete, zu entfliehen.
    Sie stößt mit aller ihr noch verbliebenen Kraft die klemmende Wagentür auf und hastet, ihres Gepäcks nicht achtend, vorwärts. Al, in dem eine neue Wut die alte überbordet, setzt ihr nach, und da sie den wenigen entgegenkommenden oder sie überholenden Wagen zuzuwinken sucht, wie es damals Sitte zu werden begann, um als »Anhalter« von einem mitleidvollen Fahrer mitgenommen zu werden – vergeblich allerdings, weil jeder vor dem Unwetter rasch schützenden Unterschlupf erreichen will -, verliert sie den Vorsprung, den sie gewonnen hat. Al erreicht sie, packt sie abermals, schleudert sie über einen Straßengraben und stürmt mit ihr querfeldein zu einem gewaltigen Heuschober, der dort in landesüblicher Form errichtet worden war.
    Er reißt sie an sich - aber nicht etwa, um sie liebevoll zu umfangen, sondern um sie, während er sich niederläßt, übers Knie zu legen, ihr die Hose herunterzureißen und ihr den nackten Po zu verhauen - oder, um im landwirtschaftlichen Sprachgebrauch zu bleiben, um sie regelrecht zu verdreschen. Und je mehr sie schreit und strampelt und sich ihm zu entwinden sucht, um so unnachsichtiger schlägt er zu - aber trotzdem prügelt er nicht berserkerhaft blind darauf los, sondern entwickelt allmählich eine gewisse Methode, und je methodischer seine Schläge auf ihren kleinen Hintern prasseln, um so stiller wird sie und um so regungsloser. Und als ihn plötzlich Angst und Sorge erfaßt ob ihrer Bewegungslosigkeit, ihrer kataleptischen Starre, dreht er sie herum und sieht in den hellen Perlen ihrer dicken Tränen, im Zucken von Blitz und
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