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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett
Autoren: Anthologie
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mit gegrätschten Beinen. Mit geöffneten Schenkeln und einem zierlich angewinkelten Fuß schwebte sie, von starken Armen getragen, durch die weißen Wolken eines blauen Balletthimmels - und so weiter.
11
    Am nächsten Tag kam Al an und Mericia reiste ab - nach vielem Durcheinander und Hin und Her. Auch Al fand - wie seine Schwester -, daß es barer Blödsinn sei, wenn Blanche, jetzt, wo sie sich hier im Hause, das Mericias Mann geerbt hatte, bereits eingelebt hatte, noch ein Hotelzimmer bezahle, das sie nicht in Gebrauch nähme, wo das Zimmer seiner Schwester ohnedies in naher Zukunft unbewohnt bliebe. Statt Miete könnte sie ihn ja bemuttern, ohne daß ihr dadurch Haushaltspflichten oder sonst irgendwelches Obligo erwachsen würden, sie könne tun und lassen, was sie wolle, er benötige keine Pfarrersköchin, wenn es bei ihr etwa mit dem Kochen hapere - er fände, im Gegensatz zu seiner bösmäuligen Schwester, seine Küchenkünste hervorragend, solange es nicht über Rührei und Käseomeletts hinausginge.
    Blanche war es recht -also wanderte sie in ihr Hotel, packte ihre Sachen, verlangte die Rechnung, erfuhr, daß Herr M. sich erlaubt hätte, ihre ganzen Verpflichtungen zu begleichen - bis Ende der Woche jedenfalls - und auch die Dienste Mauros - als Hausdiener und Kellner - waren mit einem generösen Aufgeld abgefunden worden. Sie wußte nicht, ob sie darüber empört oder beglückt sein solle und war infolgedessen beides - nun, es traf schließlich keinen Armen und sie selbst fühlte sich begütert, hatte sie doch noch alle ihre paar Kröten im Portemonnaie. Dieses Mekka war wirklich ein Paradies und kannte sichtlich keine Rechnungen, sondern nur kleine Scheidemünzen, und als sie begriff, daß sie eben gerade so frivol mit Worten und Begriffen spielte wie ihre Freundin Mericia, kicherte sie in die hohle Hand.
    Sie zog also bei Al ein - lediglich als Untermieterin, einen Status, auf dem sie strikt beharrte.
    Aber nun begannen doch die vielen Probleme einer erstmaligen, wenn auch noch so locker gebundenen Zweisamkeit.
    Zwar arbeitete er vorwiegend den ganzen Tag, während sie herumbummelte oder in der Sonne lag, aber wenn sie zusammen waren, war es wie in den ersten Tagen. Mit einem spöttischen Lächeln ärgerte er sie bis zur Weißglut, provozierte sie, stellte ihre Ansichten und Überzeugungen in Zweifel, zerpflückte diese, bis Blanche wütend die Tür hinter sich zuwarf und die Commedia-dell'arte-Figuren der Nymphenburger Porzellanmanufaktur in der Vitrine zu tanzen begannen, daß ihr Schöpfer Bustelli seine Freude daran gehabt hätte. Sie zankten sich - und mochten sich -, aber es kam auch in den Momenten eines zärtlichen Waffenstillstandes zu nichts, obwohl Blanche dann doch raffiniertere weibliche Künste spielen ließ. Er schien ihre Taktik zu durchschauen und sich über ihre Evaslisten lustig zu machen. Und dann war natürlich alles aus, und da ihr zum Heulen war, wurde sie impertinent.
    Als es wieder einmal zum Eklat kam, über den er sich köstlich zu amüsieren schien, nahm sie ihre Handtasche »mit dem Nötigsten«, sprang auf die Straße, ließ sich im nächsten Laden ein Telefonbuch geben, schrieb sich eine Adresse heraus, fragte, empfing Auskunft, nahm den nächsten Omnibus, verließ ihn in Mergoscia, ging zu Fuß weiter und erschien in der »Académie de danse«. Sie wurde freundlich aufgenommen, suchte sich eine Ecke und begann ihre Übungen, ohne sich viel um die anderen Mädchen zu kümmern - und, was Gregor betrifft (die zweite Silbe betonen), so war er leider nicht da. (Daß er das Exercise schwänzte, war nicht recht von ihm.) Dann sah sie eine Weile den Mädchen zu und reihte sich, einem plötzlichen Einfall folgend, im letzten Glied am Ende ein.
    Was kann es schaden, dachte sie - ein Verbrechen ist es ja schließlich nicht. Es war verdammt ungewohnt und ging ganz schön in die Knochen.
    In der Mittagspause durchstreifte sie den Ort, kaufte sich Obst, Oliven und Weißbrot, aß alles im malerischen Bogengang der Kirche, blickte nach Süden, wo sich das Tal bei Tenero zum Lago Maggiore öffnet.
    Am späten Nachmittag erschien sie wieder im Übungssaal -und da war auch Gregor. Sie flüsterte mit ihm in ihrem mangelhaften Schulfranzösisch mit englischen Brocken gemischt, er antwortete oder versuchte wenigstens zu antworten und man mußte lachen, soweit es die befohlene Stille des Arbeitsraumes zuließ. Und wenn es einmal doch etwas lauter wurde, dann sah Madame Dershinska mit dem
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