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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer
Autoren: Carter Brown
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MacGregor eine zu
verpassen«, sagte ich geduldig. »Jedenfalls nicht, solange er stillhält. In
einem fairen Kampf würde er mich glatt ermorden — nicht daß ich mich jemals auf
einen fairen Kampf einlassen würde. — Ach, zum Kuckuck mit der ganzen Sache!«
    Ich
starrte auf das wissende Lächeln, das erneut um ihre vollen, geschwungenen
Lippen lag, und verspürte ein seltsames Verlangen, ihr gegenüber meine Haltung
zu rechtfertigen.
    »Das
war eine idiotische Nummer, die er da bei mir abgezogen hat«, knurrte ich. »Und
er ist alt und groß genug, um sich dessen bewußt zu sein. Er konnte nicht im
mindesten wissen, ob nicht eine alte Dame im Wagen saß — oder irgendein
Anfänger, der es mit der Panik zu tun bekommen und sich und den Wagen
zuschanden gefahren hätte. Deshalb glaube ich, daß es das beste ist, ihn dahin zu bringen, wo er genügend Zeit hat, um über seine Sünden
nachzudenken. Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt?«
    »Glasklar«,
sagte Angel gelassen.
    »Das
kann man wohl sagen«, warf MacGregor heftig ein, »ich
habe diesen Hanswurst vom ersten Augenblick an, wo ich das Pech hatte, ihm zu
begegnen, für einen triefnasigen Musterknaben
gehalten. Du hast dir die größte Mühe gegeben, Angel, aber das hier ist ja kein
Mann —, sondern nur eine verdammte lausige Imitation, die sich hinter ihrem
Abzeichen verkriecht und...«
    Ich verpaßte ihm eines auf die Nase. Bis zu diesem Augenblick
war ich ein Musterpolizeibeamter gewesen, von der Sorte, auf die der Sheriff
stolz gewesen wäre. Aber die Geduld eines jeden Menschen hat ihre Grenzen, und MacGregor hatte das Maß zum Überlaufen gebracht.
    Er
taumelte einige Schritte zurück, während das Blut aus seinem Riechorgan floß,
und blinzelte überrascht. Ich hieb die Kante meiner rechten Hand mit aller
Kraft gegen seinen Hals. Er schwankte nicht einmal, sondern beugte sich nur ein
wenig vor und kam dann mit rötlich glänzenden Augen, aus denen die schiere
Mordlust leuchtete, in wiegendem Trott auf mich zu.
    Im
letzten Augenblick trat ich beiseite und stieß ihm im Vorbeigehen meinen
Ellbogen mit wilder Entschlossenheit in die Niere. Der Schmerz zwang ihn in die
Knie, wie ich das erhofft hatte, aber die Wucht seines Ansturms trug ihn noch
ein paar Schritte an mir vorbei. Ich hob beide Hände über meinen Kopf,
verschränkte die Finger fest ineinander, machte dann einen Luftsprung und hieb
ihm meine verschränkten Fäuste von oben in den Nacken. In dem Augenblick, da
meine Fäuste ihn berührten, schwebten meine beiden Füße in der Luft, so daß
mein ganzes Körpergewicht auf ihn niederfuhr.
    Diesmal
taumelte MacGregor . Er schwankte wie betrunken noch
ein paar Schritte, fiel dann plötzlich nach vom und blieb, das Gesicht zum
Boden gekehrt, auf dem Gras liegen.
    Ich
löste meine schmerzenden Finger, ging zu ihm hin, kniete nieder und legte ihn
auf den Rücken. Er atmete ordentlich, und ein Gefühl der Erleichterung überkam
mich, als ich es feststellte. Der Blutstrom aus seiner Nase war zu einem
kleinen Rinnsal versiegt. Ich erhob mich daher wieder, nachdem ich mit Hilfe
meines Taschentuchs sein Gesicht so gut wie möglich gereinigt hatte.
    »Machen
Sie sich keine Sorgen um Stu , Lieutenant«, sagte
Kramer, wobei in seiner Stimme beinahe so etwas wie Respekt mitschwang. »Dieser
Bursche ist praktisch unverwüstlich.«
    »Das
habe ich schwer gehofft«, pflichtete ich bei und fummelte dann etwas ungelenk
nach einer Zigarette.
    Der
spöttische Schimmer in Angels Augen ließ mich in dem Augenblick innehalten, in
dem ich gerade dabei war, mir ein Streichholz anzuzünden.
    »Lieutenant?«
Der heisere Ton in ihrer Stimme verriet ganz offen Spott.
    »Ich
bin reingelegt worden«, keuchte ich. »Sie haben das doch von Anfang an
inszeniert?«
    »Beabsichtigen
Sie immer noch, Stu festzunehmen?« fragte sie völlig
ruhig. »Falls Sie das nämlich tun —«
    »—
gibt es vier Zeugen, die beeiden können, daß er das Opfer einer brutalen und
durch nichts provozierten Attacke durch einen Polizeibeamten geworden ist«,
beendete ich ihren Satz. »Machen Sie sich keine Sorge, Angel. Ich weiß
Bescheid, wenn ich ausgeschmiert worden bin.«
    »Nun
ja, ich bin jedenfalls verdammt froh, daß wir’s überstanden haben«, sagte
Kramer im Ton der Erleichterung. »Eines ist sicher, Lieutenant — ich glaube,
keiner von uns, Stu eingeschlossen, wird jemals
wieder so einen blödsinnigen Tiefflug wie diesen wiederholen.«
    »Ja«,
pflichtete der winzige Sam Forde
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