Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe von Glen Crannach

Das Erbe von Glen Crannach

Titel: Das Erbe von Glen Crannach
Autoren: Stephanie Howard
Vom Netzwerk:
die Erkenntnis, dass das keineswegs so war, zugleich tröstlich und beunruhigend auf sie. Von Erschöpfung übermannt, hatte sie die Augen wieder geschlossen und tief und traumlos geschlafen, bis der Weckruf von Mrs. Cameron sie aus dem Schlaf riss.
    Nach dem Aufstehen hatte Camilla festgestellt, dass alles normal war. Sie erwartete kein Kind. Bitter lächelnd hatte sie in ihrem Kalender nachgeschaut. Sie war sogar zwei Tage zu früh dran. Im kühlen, klaren Licht des Tages hatte sie sich auf einmal unendlich erleichtert gefühlt.
    Aus einem schwer erklärlichen Grund schlug ihre Stimmung jedoch um, als Eric und sie das Hotel verließen. Die ganze Fahrt nach Inverness über schützte sie Müdigkeit vor und sprach kaum ein Wort. Auch am Flughafen blieb Camilla einsilbig, und als das Flugzeug schließlich abhob, hatte sie das Gefühl, sie würde etwas unendlich Wertvolles zurücklassen.
    Nun spürte sie, dass Eric sie ansah, gab sich einen Ruck und wandte sich ihm zu.
    “Ist alles in Ordnung?”, fragte er. Sein Blick war besorgt.
    Sie lächelte gezwungen. “Natürlich”, versicherte sie. “Ich bin wirklich nur ein wenig müde, das ist alles.”
    Erics Miene blieb ernst. “Ich weiß nicht recht. So habe ich dich noch nie erlebt.”
    Schuldbewusst streichelte Camilla seinen Arm. “Es ist nichts, glaub mir doch.”
    “Wenn du es sagst …” Er betrachtete sie nachdenklich. “Aber mir ist das nicht nur heute aufgefallen, Camilla. Seit meiner Ankunft bist du irgendwie eigenartig.”
    “Eigenartig?” Sie spürte, wie sie errötete, und lachte. “Was für eine komische Bemerkung! Wie meinst du das?”
    Eric zögerte. Offenbar fiel es ihm nicht leicht, die richtigen Worte zu finden. Als er schließlich sprach, wirkte er seltsam distanziert. “Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass zwischen dir und Greg McKeown etwas gewesen ist.”
    Camilla wich das Blut aus dem Gesicht. Sie schluckte. “Aber Eric!”, protestierte sie. “Das ist doch einfach grotesk!”
    Er sah sie unverwandt an. “Wirklich?”
    “Natürlich! Greg und ich! Wir können doch kaum fünf Minuten miteinander verbringen, ohne in Streit zu geraten.”
    Eric seufzte und richtete den Blick auf seine Schuhe. “Das habe ich zuerst auch gedacht, doch dann kamen mir Zweifel. Ich habe gespürt, dass eine starke Spannung zwischen euch herrschte, aber es war nicht die Spannung zwischen Menschen, die einander hassen. Es kam mir eher vor, als kämpftet ihr beide gegen etwas in euch selbst an. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr kommt ihr mir vor wie zwei Menschen, die das Gleiche empfinden und Schwierigkeiten haben, mit ihren Gefühlen fertig zu werden.”
    Camilla saß reglos in ihrem Sitz. Wider Willen war sie gebannt von Erics Worten.
    “Ich bin nach Schottland geflogen”, fuhr er fort, “weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe. Als ich die Nachricht erhielt, du wärst irgendwohin gefahren, hatte ich das Gefühl, ich müsste persönlich herausfinden, was gespielt wird. Dann sah ich dich mit Greg … und ahnte, dass es zwischen euch gefunkt hat.” Er lächelte traurig, blickte sie wieder an. “Ist dir eigentlich aufgefallen, dass ich meinen Heiratsantrag nicht wieder erwähnt habe? Das habe ich absichtlich nicht getan, weil ich hoffte, du würdest von selbst darauf zu sprechen kommen.”
    Camilla nestelte an ihrem Pullover. Sie konnte Eric nicht in die Augen sehen. Obwohl sie Greg gegenüber darauf beharrt hatte, sie werde Eric heiraten, war es Tage her, seit sie seinen Antrag zuletzt ernsthaft erwogen hatte. Seit Erics Ankunft hatte sie jedenfalls kaum einen Gedanken daran verschwendet. Sie setzte zu einer Entschuldigung – vielleicht sogar zu einer Erklärung – an, doch er ließ sie nicht zu Wort kommen.
    “Weißt du, ich bin nicht der Stadtmensch mit dem eingeengten Gesichtskreis, für den viele Leute mich halten. Ich sehe vieles … und ich verstehe dich vielleicht sehr viel besser, als du für möglich hältst. Deshalb bin ich mir auch durchaus über die Gründe im Klaren, aus denen du mich geheiratet hättest. Was ich dir bieten kann, braucht ein Teil von dir sehr nötig – Sicherheit, Stabilität, eine eigene Familie. Ich weiß aber auch, dass deine Persönlichkeit sehr viel vielschichtiger ist.” Er machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach. “Du hast zudem eine ungezähmte künstlerische Seite, ein Verlangen nach Freiheit, Abenteuer und Romantik. Insgeheim habe ich immer schon befürchtet, dass ich dich in der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher