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Das Erbe von Glen Crannach

Das Erbe von Glen Crannach

Titel: Das Erbe von Glen Crannach
Autoren: Stephanie Howard
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Leihwagen und der Unfähigkeit der Mitarbeiter am Schalter der Autovermietung, ihr eine auch nur halbwegs verständliche Wegbeschreibung zu ihrem Ziel, dem abgelegenen Schloss von Glen Crannach, zu geben. Die zivilisierten Regeln von Knightsbridge hatten im schottischen Hochland tatsächlich keine Gültigkeit. Ganz im Gegenteil – hier schien das reine Chaos zu herrschen.
    Klugerweise behielt sie diese Feststellung jedoch für sich, während der schwarzhaarige Grobian fortfuhr: “In diesem Teil der Welt haben Tiere mit vier Beinen das gleiche Recht, die Straßen zu benutzen, wie ihre zweibeinigen Vettern in den Autos.”
    “Wie rührend!” Camilla funkelte ihn mit ihren tiefblauen, von langen Wimpern umrahmten Augen an. “Dann würden Sie mir vielleicht erklären, wie dieses zweibeinige Tier in seinem Wagen weiterkommen soll, wenn ein Schwarm vierbeiniger Vettern rücksichtslos den Weg versperrt?”
    Ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen, als er Camilla korrigierte: “Schwarm sagt man nur, wenn es um Vögel geht. Mir ist natürlich klar, dass Sie in Knightsbridge keine Schafe haben”, fuhr er herablassend fort, “zumindest nicht von der Sorte, um die es hier geht, aber eine Gruppe solcher Tiere nennt man bei uns Herde.”
    Camilla knirschte mit den Zähnen. Sie war nicht über neunhundert Kilometer geflogen und anschließend weitere achtzig gefahren, um sich eine Vorlesung über die korrekte Bezeichnung landwirtschaftlicher Nutztiere anzuhören. Und sie dachte erst recht nicht daran, zur Erheiterung dieses unerträglichen Menschen beizutragen. “Mich interessiert die korrekte Terminologie nicht. Ich will nur, dass Sie die verflixten Biester zur Seite schaffen.”
    “So, wollen Sie das?”
    “Das will ich nicht nur, das verlange ich!”
    Der Mann zog missbilligend die Augenbrauen hoch. “Das klingt ja wie der Anfang eines Wutanfalls.” Das Kinn vorgestreckt, beugte er sich hinunter. “Ich würde Ihnen nicht raten, solches Verhalten im Umgang mit mir an den Tag zu legen. Damit würden Sie genau das Gegenteil erreichen. Sehen Sie, ich wäre nämlich imstande, Sie aus dem Auto zu zerren und Ihnen eine Lektion zu erteilen, wie man sich benimmt.”
    Camilla musterte ihn verächtlich. “Ich bezweifle, dass Sie die Qualifikation besitzen, irgendjemand in irgendetwas eine Lektion zu erteilen – schon gar nicht in zivilisiertem Benehmen.” Sicherheitshalber legte sie die Hand jedoch auf die Türverriegelung. Man konnte nie wissen – vielleicht besaß er wirklich die Unverschämtheit, seine Drohung in die Tat umzusetzen. Aus seinem Blick zu schließen, musste sie jedenfalls damit rechnen.
    “Offenbar haben Sie auf alles eine Antwort parat”, bemerkte er kühl. “Deshalb bin ich sicher, dass Sie auch imstande sind, dieses lästige kleine Problem selbst zu lösen und die Straße ohne meine Hilfe zu räumen.” Er warf ihr noch einen verächtlichen Blick zu und wandte sich dann mit einem Schulterzucken ab.
    “He, Moment mal! Sie können nicht einfach verschwinden und mich hier zurücklassen!”, rief Camilla.
    Der Mann drehte sich um. “Nein? Dann passen Sie mal auf!”
    “Aber was soll ich denn machen? Mir Flügel wachsen lassen und davonfliegen?”
    “Von mir aus. So eingebildet, wie Sie sind, würden Sie das vielleicht sogar fertigbringen. Hauptsache, Sie drücken nicht noch einmal auf die Hupe und erschrecken meine Schafe.”
    “Aber Sie sind dafür zuständig, die Tiere unter Kontrolle zu halten, nicht ich. Und ich verlange, dass Sie sie aus dem Weg schaffen.”
    “Sie verlangen es?” Er maß sie eisig. “Das ist ein Wort, das Sie ziemlich oft verwenden. Leider muss ich Ihnen sagen, dass Sie damit bei mir nichts – aber auch gar nichts – erreichen.”
    Camilla verdrehte die Augen. Bei diesem ungehobelten Klotz etwas zu erreichen, war das Letzte, woran ihr lag. Doch ohne seine Hilfe saß sie hier fest. Vielleicht war es an der Zeit, die Taktik zu wechseln.
    Camilla sah auf die Uhr. “Ich habe es nur deshalb so eilig”, erklärte sie in versöhnlicherem Ton, “weil ich einen wichtigen Termin bei Lord Crannach habe.” Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, aber nachdem sonst nichts gewirkt hatte, konnte es nicht schaden, diesen Namen ins Spiel zu bringen.
    Die Miene des Fremden war unergründlich. “Tatsächlich? Wenn Sie einen Termin bei einem so vornehmen alten Herrn haben, müssen Sie selbst auch jemand von Bedeutung sein …”
    Sie runzelte die Stirn. In seiner Stimme
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