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Das Erbe von Glen Crannach

Das Erbe von Glen Crannach

Titel: Das Erbe von Glen Crannach
Autoren: Stephanie Howard
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aller schlechten Dinge meistens drei sind.
    Die Tür wurde geöffnet, und eine Frau mit gestärkter weißer Schürze trat vor.
    “Ja, bitte?”, fragte sie mit einer Miene, die Camillas Lächeln schwinden ließ.
    Doch Camilla war entschlossen, sich durch diese frostige Begrüßung nicht einschüchtern zu lassen. “Ich bin Camilla Holden und habe einen Termin bei Mr. Greg McKeown.”
    Die Frau musterte sie scharf.
    “Wenn das so ist, kommen Sie besser herein”, sagte die Frau schließlich und gab die Tür frei.
    Camilla betrat eine riesige Halle mit gewölbter Decke. Ehe sie sich richtig umsehen konnte, wurde sie über einen roten Teppich, in den das Wappen der McKeowns eingewebt war, und durch eine Doppeltür in einen Empfangsraum geführt. “Warten Sie hier”, befahl die Frau brüsk und ging mit raschelnder Schürze davon.
    Camilla schaute sich im Zimmer um. Wider Willen war sie beeindruckt. Hieß es nicht immer, der Adel in Großbritannien sei verarmt? Hier war jedoch nichts davon zu merken. Angefangen von den großartigen Kristalllüstern bis zu den Aubusson-Gobelins an den Wänden zeugte jedes einzelne antike Möbelstück von Reichtum, edler Abstammung und gutem Geschmack.
    Ohne nachzudenken, öffnete Camilla ihre Kameratasche und schraubte das passende Objektiv auf ihre Nikon. Sie hatte bereits einige keltische Kunstwerke im Raum entdeckt, und wie einem Scharfschützen juckten ihr die Finger, auf den Auslöser zu drücken.
    Langsam wanderte sie durchs Zimmer und machte eine Aufnahme nach der anderen. Dieses Schloss ist die reinste Schatzkiste, dachte sie, und dabei habe ich die eigentliche Sammlung noch gar nicht zu Gesicht bekommen.
    Ihre Hochstimmung kehrte zurück, und ein Gefühl sagte Camilla, dass der Erbe dieser herrlichen Stücke, den sie bald kennenlernen würde, ein Mann nach ihrem Herzen sein würde. Ein Mann mit erlesenem Geschmack und Feingefühl, der die kulturellen Delikatessen des Lebens zu genießen wusste. Wie es aussah, würde die Reise nach Schottland doch zu einem durchschlagenden Erfolg werden.
    “Ah, Miss Holden. Wie ich sehe, haben Sie hergefunden.”
    Beim Klang der Männerstimme drehte Camilla sich um, ein Lächeln auf den Lippen. Woher hätte sie auch wissen sollen, dass der Anblick, der ihr bevorstand, die dritte und gleichzeitig schlimmste Überraschung auf Schloss Crannach sein würde? Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis Camillas Lächeln gefror und ihr Herz schwer wurde.
    “Das darf einfach nicht wahr sein …”, flüsterte sie entsetzt. Aber es war kein Zweifel möglich.
    Mit heiterer, leicht herablassender Miene trat eine verwegene Gestalt in Jeans und einem irischen Pullover auf Camilla zu und streckte ihr die Hand entgegen. “So sehen wir uns also wieder. Ich bin der ehrenwerte Greg McKeown.”

2. KAPITEL
    Camilla stand wie gelähmt da, als Greg McKeown näher kam. Das war eindeutig der übelste Scherz, den das Schicksal ihr spielen konnte. Kühle, kräftige Finger umschlossen ihre. Dann lächelte Greg McKeown, der dem Scherz offenbar mehr abgewinnen konnte als sie.
    “Sie sind also wirklich hier. Heißt das, Sie sind keinen weiteren ‘Schafschwärmen’ begegnet?”
    Camilla richtete sich zu ihrer vollen Größe von eins achtundsechzig auf, aber sie kam sich immer noch wie Däumling vor. Vorwurfsvoll schaute sie in das Gesicht Greg McKeowns, das sich ein gutes Stück über ihr befand. “Warum haben Sie mir nicht gesagt, wer Sie sind?”
    “Ich erinnere mich nicht, dass Sie danach gefragt hätten.” Seine Miene war ernst geworden, und Camilla musste daran denken, dass sie ihn bei ihrer Begegnung vor gut einer Stunde in ihrem Hochmut für einen Knecht gehalten hatte. “Sie waren so damit beschäftigt, mir die Leviten zu lesen, dass meine Identität Sie nicht im Geringsten interessierte.”
    Camilla zuckte innerlich zusammen. Er hatte recht. Doch obwohl sie alles andere als stolz auf ihr Verhalten war, konnte sie sich nicht zu einer Entschuldigung durchringen. Schließlich war Greg McKeowns Benehmen auch nicht gerade mustergültig gewesen.
    “Aber Sie wussten, wer ich bin, nicht wahr?”, fragte sie herausfordernd.
    “Nicht sofort, ich habe es allerdings ziemlich schnell erraten. Irgendwie passte Ihre anmaßende Art zu meiner Vorstellung von einer Fotografin aus der Großstadt.”
    Diese Verunglimpfung galt nicht nur ihr persönlich, sondern auch ihrem Beruf.
    “Ich hatte mich verfahren”, sagte Camilla matt. Außerdem war ich schlecht gelaunt,
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