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Das Erbe von Glen Crannach

Das Erbe von Glen Crannach

Titel: Das Erbe von Glen Crannach
Autoren: Stephanie Howard
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hatte ein Unterton gelegen, der Camilla nicht gefiel. Doch sie kam nicht dazu, darüber nachzudenken, denn er sprach bereits weiter.
    “Allerdings glaube ich gehört zu haben, dass die Gesundheit des Lords seit einiger Zeit angegriffen sein soll.”
    Was wusste ein Bauernlümmel wie er schon von solchen Dingen? Entschlossen, nicht nachzugeben, erwiderte sie seinen Blick. “Es tut mir sehr leid, das zu hören. Aber selbst wenn das wahr sein sollte, bin ich sicher, dass der Enkel und Erbe des Lords, der ehrenwerte Greg McKeown, sich meiner annehmen wird.” Camilla war stolz auf sich. Jetzt hatte sie nicht nur einen, sondern sogar zwei wichtige Namen ins Spiel gebracht.
    “Das wird dem ehrenwerten Greg McKeown zweifellos ein großes Vergnügen sein.” Um die Lippen des Mannes spielte ein heiteres Lächeln, als er Camilla zum ersten Mal eingehender betrachtete – das ovale, von langem blondem Haar umrahmte Gesicht, den rosigen Teint, die strahlend blauen Augen und den fein gezeichneten Mund.
    Anerkennend nickte er, während er den Blick gemächlich über ihre sanft gerundeten Brüste wandern ließ, die sich unter ihrem hellblauen Kaschmirpullover hoben und senkten – ziemlich heftig hoben und senkten.
    Vor Empörung schoss Camilla das Blut ins Gesicht. Wie konnte dieser Kerl es wagen, sie so unverschämt und genießerisch zu mustern? In gewisser Weise war sein Blick ebenso intim und wirklich wie eine Liebkosung, und zu ihrem Entsetzen verspürte Camilla, wie ihr Körper zu prickeln begann. Während sie heftig gegen das verräterische Gefühl ankämpfte, konnte sie sich zumindest mit der Gewissheit trösten, dass die geänderte Taktik den gewünschten Erfolg zeigte. Die beiläufige Erwähnung des Lords hatte das Interesse des Mannes geweckt.
    Camilla gestattete sich ein kleines Lächeln der Genugtuung und wartete auf eine entgegenkommende Reaktion.
    Sie wartete vergeblich. Der Kerl war sichtlich unfähig, Respekt zu zeigen, und von Entgegenkommen hatte er offenbar noch nie etwas gehört. Ihr Lächeln gefror, als er sich gegen den Wagen lehnte und die Ärmel hochschob, bis die kräftigen gebräunten Unterarme zu sehen waren.
    “Wenn Sie nach Schloss Crannach wollen”, erklärte der Mann, ohne seine Schadenfreude zu verbergen, “sind Sie leider falsch. Etwa sieben Kilometer hinter Ihnen ist eine Abzweigung, wo Sie hätten abbiegen müssen.”
    “Ich habe keine Abzweigung gesehen!”, rief sie zornig.
    Er lächelte widerlich wohlwollend. “Ich kann Ihnen versichern, dass trotzdem eine da ist.”
    Das bezweifelte sie nicht. Hatte sie nicht auf dieser verhängnisvollen Fahrt schon von Anfang an Abzweigungen verpasst und Straßenschilder falsch gelesen? Allmählich wuchs Camillas Überzeugung, dass sie Schloss Crannach nie erreichen würde – und das wäre unter den gegebenen Umständen möglicherweise gar nicht so schlecht.
    Sie war ohnehin nicht begeistert gewesen, als sie diesen Auftrag erhalten hatte, und vielleicht versuchte das Schicksal, ihr einen Fingerzeig zu geben, dass sie umkehren und nach Hause fahren sollte. Eins stand jedenfalls fest – sie gehörte nicht in dieses unwirtliche Land.
    Tief seufzend legte Camilla den Rückwärtsgang ein. Trotz ihrer Bedenken war es ihre Pflicht, den Auftrag zu erledigen. “Sieben Kilometer hinter mir, haben Sie gesagt? Hätten Sie vielleicht auch die Güte, mir zu sagen, auf welcher Seite der Straße die Abzweigung ist?”
    “Auf der rechten. Es ist meilenweit die einzige – Sie können sie gar nicht verpassen.”
    Camilla nickte, schaute jedoch zweifelnd drein. Sie hatte die letzten Worte schon von einigen anderen Leuten gehört, war aber trotzdem jedes Mal in der Irre gelandet.
    Der Mann bemerkte sarkastisch: “Wenn Sie wirklich so hilflos sind, wie Sie tun … ich könnte Ihnen eine Karte zeichnen.”
    Hilflos? So hatte sie noch nie jemand genannt! Offenbar war er nicht nur ungenießbar, sondern auch ein schlechter Menschenkenner. Camilla richtete sich kerzengerade auf und sah ihn feindselig an. “Vielen Dank. Das ist nicht notwendig. Ich komme schon zurecht.”
    “Irgendwie habe ich geahnt, dass Sie das sagen würden.” Er hakte die Daumen wieder in die Taschen seiner engen Jeans. “Wie ich schon sagte, finden Sie die Abzweigung auf der rechten Straßenseite gleich hinter der Brücke auf der Nordseite des Burns.” Als er ihre verständnislose Miene bemerkte, fügte er hinzu: “
Burn
ist die schottische Bezeichnung für einen Bach.” Er lächelte
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