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Das Erbe des Zitronenkraemers

Das Erbe des Zitronenkraemers

Titel: Das Erbe des Zitronenkraemers
Autoren: Charlotte Bonerz , Johanna Kirchen
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Termin. Ich denke, die haben mir meine Geschichte abgekauft und vertrauen mir.” Er nahm die Brille ab und kratzte sich die Stirn. „Ja, ich denke, sie glauben mir ... aber auch wenn nicht, ich habe noch eine andere Idee, allerdings sehr gewagt …”
    Schönemann stöhnte innerlich. Also heißt es, schon wieder warten. Wieder hoffen. Immer noch kein Ende, keine Erlösung. Immer weiter warten und hoffen, dass dieser Idiot es auch richtig anstellen möge. Er atmete tief aus. Nun gut, resümierte er, dann ist es eben so. Schönemann wusste, er konnte warten. Er hatte Geduld. Er fühlte, dass seine Zeit noch kommen würde.
    „Und wann soll dieser Termin sein?”, fragte er schließlich leise.
    „Ende Oktober”, antwortete der Mann. Schönemann packte sein Gegenüber am teuren Hemdskragen. „Ich wünsche sofort über das Ergebnis informiert zu ...” Abrupt stoppte er, als sich die Tür öffnete.
    Gierig trank er das ihm gereichte Wasserglas in großen Schlucken leer und versabberte dabei absichtlich eine paar Tropfen auf den Tisch.
    „Schön, mein treuer Freund“, wandte er sich an seinen Besucher, „ich bin nun müde und erschöpft. Vielen Dank für den lieben Besuch.”
    Langsam rappelte Schönemann sich hoch. „Ich möchte zurück in mein Zimmer, ich muss mich ausruhen”, lächelte er den Pfleger an. Schönemann konnte genau sehen, wie dieser mit den Augen rollte. Blöder Schwachkopf. Hilfesuchend hakte er sich bei ihm unter.
    Seinem Besucher warf er hinter dem Rücken des Pflegers einen durchdringenden Blick zu. „Wir sehen uns dann, denke ich, so Ende Oktober wieder, nicht wahr?”
    Immer weiter lächelnd ließ er sich mit schlurfenden Schritten aus dem Zimmer führen.
     

Kapitel 5
     
    „Herr Harenberg, bitte setzen Sie sich doch.”
    Unsicher ließ Hannes sich darauf ein. Der Stuhl knarzte laut seinen Protest heraus, als er Bekanntschaft mit den 98 Kilogramm Lebendgewicht schloss.
    Hannes hatte den Eindruck, der Stuhl spreizte leicht seine Stempel, ähnlich den Füßen eines Gewichthebers beim Reißen.
    Mit einem Anflug von Unwohlsein schaute Hannes sich um. Es war, als hätte er ein Déjà-vu. Alles war genau wie vor einem halben Jahr; dasselbe Büro, ungemütlich, kahl, rein praktisch. Derselbe Schreibtisch. Dahinter derselbe Lenz, Hauptmann der Trierer Mordkommission.
    Nur eines war anders. Hannes hatte eine Tasse Kaffee vor sich. Das ließ ihn hoffen.
    Als Zeuge und nicht als Hauptverdächtiger hier platziert zu sein schien also einige Vorteile zu haben und stimmte das Gemüt doch um Längen milder.
    Eine Frage blieb aber: Was wollte die Polizei von ihm?
    Er hatte seine Aussage gemacht und war ohnehin nicht in der Nähe des Tatorts gewesen.
    Hannes sollte bald erfahren, warum Lenz ihn herbestellt hatte. Und das, was Lenz ihm zu berichten hatte, ließ Hannes jedes Nackenhaar einzeln zu Berge stehen.
    „Nun, He-, Herr Harenberg”, begann der Hauptkommissar stotternd. Er hätte als Kind mal zum Logopäden gehen sollen, schoss es Hannes durch den Kopf. Das unaufhörliche Stottern ließ Hannes‘ Gedankensprünge kurz vor dem nächsten Hindernis in der Luft stehen bleiben.
    „… Sie, Sie wissen, bis-, bislang sind wir von einem … äh …“, er räusperte sich, „äh, Unfall mit Todesfolge zum Nachteil des, w-, wie hieß er noch … ach ja, Martin Krischel ausgegangen.”
    Er kratzte sich am Kopf.
    Mann, komm doch mal zum Punkt!
    „Also … mitt-, mittlerweile … stellt sich die Sachlage für uns ganz anders dar.”
    Was hat das wieder zu bedeuten?
    „Aufgrund der von uns gewonnenen Erkenntnisse müssen wir leider von vorsätzlichem Mord ausgehen!”
    Die beiden Männer starrten sich gegenseitig an.
    Bitte nicht! Nicht noch mal!
    Aber was sollte ich eigentlich damit zu tun haben?
    „Sie haben das gewusst!”, riss Lenz ihn nach einer Schweigeminute aus seinen wirren Gedanken, „woher?”
    Rumms. Wie kam er denn da drauf?
    „Aber wieso …”, jetzt stammelte Hannes ebenso, „nichts habe ich gewusst … wie kommen Sie …”
    Lenz kramte lautstark in den Akten, die vor ihm den Schreibtisch dekorierten.
    „Aus keiner der untersuchten Waffen wurde der tödliche Schuss abgegeben, weder aus ihrer, noch aus der einer ihrer Jagdkollegen.“ Mittlerweile redete Lenz sauber und fließend wie ein Wasserfall. „Der Schuss war gezielt. Präziser Kopfschuss.”
    Martins weggeblasener Schädel tauchte vor Hannes‘ geistigem Auge auf und tanzte einen wilden Boogie-Woogie auf seiner Stirn.
    „Und
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