Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
fällt Ihnen als einem Musterexemplar dieser Gattung wohl etwas schwer?«
    »Sie überschätzen meinen Besitz, mein lieber Awaloff.«
    »Ich glaube nicht, Señor Canning. Ich bewundere Ihr Finanzgenie. Sie haben Ihre Gelder in Südamerika recht fruchtbar angelegt. Ihre Besitzungen haben einen achtbaren Umfang.«
    »Verwechseln Sie Quantität nicht mit Qualität, mein lieber Awaloff; doch lassen wir das. Ich will Ihnen nicht widersprechen, wenn Sie in mir einen Kapitalisten sehen…«
    »Einen Kapitalisten, der trotz seiner Reichtümer ein überzeugter Kommunist ist.« Awaloff gab sich keine Mühe, die Ironie, die in seinen Worten lag, zu verbergen… Er unterdrückte ein leichtes Gähnen. »Wie wäre es, wenn wir uns zur Ruhe legten?«
    »Wie Sie wünschen, Awaloff.«
    Robert Canning stieß die Tür zu einem Kabinett auf, in dem zwei Bettkojen hergerichtet waren. »Sie machen wohl den Anfang, ich will noch mit dem Chefpiloten sprechen.«
    Als Canning wieder in das Kabinett trat, lag sein Begleiter anscheinend schon in tiefem Schlaf. –
    Der Morgen graute. Der Russe sprang auf, wollte seinen Schlafgenossen wecken. Dessen Lager war leer. Awaloff kleidete sich an und trat in den Salon. Gerade, als Canning aus dem Pilotenraum dorthin kam.
    »Ein bedauerlicher Zwischenfall, Herr Awaloff. Wir sind in der Nacht in die Irre geflogen. Ein Fehler am Kompaß ließ den Piloten den richtigen Weg verfehlen.«
    »Und wo befinden wir uns?«
    Canning deutete mit der Hand nach unten. »Über den Rhonebergen, wie wir mit Hilfe der Karte festgestellt haben. Doch sind wir im Besitz eines Reservekompasses. Die Fahrt wird von jetzt an ungestört vonstatten gehen.«
    »Ah! Der Kompaß! Der Kompaß ist der Schuldige? Schlechtes Fabrikat wahrscheinlich. Der Fabrikant – zürnen wir ihm nicht – Vielleicht – wer weiß? – werden wir ihm später noch dankbar sein.«
    Er begleitete seine Worte mit einem unverhohlenen Lachen. Canning stutzte einen Augenblick, dann stimmte er ein.
    »Ich konstatiere mit Vergnügen, Herr Awaloff, daß wir uns verstehen… und ich hoffe auf Ihre Zustimmung, wenn ich vorschlage, nun auch den weiteren kleinen Umweg nicht zu scheuen und – «
    »Richtung Paris zu nehmen«, vollendete Awaloff. »Wenn ich recht unterrichtet bin, steht ein Kampftag erster Ordnung bevor. Wir werden sehen und lernen.« –
    Und dann hatten sie die Maschine höher emporgetrieben, waren nach Norden weitergeflogen, bis ihre scharfen Gläser die ersten Anzeichen des Kampfes faßten. Soweit die Düsen das Flugzeug treiben konnten, schraubten sie sich jetzt in die Höhe.
    Schräg unter ihnen lag das Toben der Riesenschlacht. Mit fiebernden Pulsen sahen sie die Schale des Sieges sich bald hierhin, bald dorthin neigen. Hätte die Schlacht tagelang gedauert, sie wären nicht von der Stelle gewichen. –
    Die letzten russisch-mandschurischen Kämpfer flohen nach Osten. Da brach der Bann. Die Gläser sanken von den Augen. Sie starrten sich an, als hätten sie die grausigen Bilder der Danteschen Höllenfahrt geschaut.
    »Nach Süden!« schrie die heisere Stimme Cannings in das Sprachrohr.
    »Nach Westen!« korrigierte Awaloff den Befehl.
    Canning blickte ihn erstaunt an.
    »Nach Westen… Warum das?«
    »Weil auch in den Staaten da drüben die Entscheidung fällig ist. Ein Sieg dort dürfte vieles wiedergutmachen.«
    »Richtig, Awaloff!«
    Schon dehnte sich im stumpfen Grau des Abenddämmerns die endlose Fläche des Atlantik unter ihnen. Da brachte das Funkgerät bereits die ersten Meldungen aus den Staaten: Siege der Regierung über die eingedrungenen Feindkräfte! Die Nachrichten häuften sich in den nächsten Stunden. Immer neue Siegesberichte der Regierung.
    In dem trügerischen Zwielicht glaubten sie manchmal große dunkle Schatten vorüberhuschen zu sehen. Nach Osten fliegende Geschwader?
    Auf der Höhe des Atlantik empfingen sie die Nachrichten von der völligen Niederlage…
    Jetzt war es entschieden! Mochten dort hinten in den gelben Reichen oder da unten im lateinischen Amerika die Kämpfe ausgehen, wie sie wollten, der Sieg der Regierung in den Staaten entschied das Schicksal.
    Der kühne Versuch des russisch-mandschurischen Kommunismus, mit den neuen Waffen eine Weltrevolution durchzuführen, war gescheitert…
    Die beiden in der Kabine saßen sich gegenüber, saßen lange so in nachdenklichem Schweigen. – Awaloff war es, der die Stille brach.
    »Was nun? – Meine Aufträge für Südamerika dürften bedeutungslos sein…« Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher