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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden
Autoren: Hans Dominik
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suchte er mit dem Fernglas den östlichen Horizont ab, von wo die geforderten Verstärkungen kommen sollten. Sie mußten in Kürze eintreffen. Die vorgeschickten Reservegeschwader sollten jetzt schon an der Front sein. Jeden Moment mußte eine Meldung von ihnen kommen. Die Meldung kam:
    Sie waren da – und vernichtet!
    »Vernichtet?!« Er schrie es, der eiserne russische Marschall. Die Depesche zerfetzte in seinen Händen.
    Vernichtet! Seine besten, stärksten Geschwader, von ausgewählten Führern befehligt, aufs beste ausgerüstet, abgeschossen und in rauchende Trümmer verwandelt!
    Minutenlang stand er, schwer atmend, die Faust geballt, die Augen stier ins Weite gerichtet. Da, neue Meldung:
    Der linke Flügel zurückgedrängt! Nur mit Mühe halten sich noch die anderen Teile der Front. Neue Verstärkungen unbedingt erforderlich!
    Der Luftmarschall las es… Verstärkungen wollen die? Woher nehmen?
    Ein Adjutant trat neben ihn. »Die angeforderten Kräfte der Süd- und Nordfront sind im Anflug. Die Südgeschwader schon sichtbar.«
    Der Kommandierende raffte sich zusammen. Auf sein graues Gesicht schien die Ruhe zurückzukehren. Nur ein leises Funkeln der Augen verriet die Erregung in ihm. Er öffnete die Lippen, wollte einen Befehl geben. Sein Mund schloß sich wieder.
    Der Entschluß schien ihm nicht leicht zu werden. Dann – es mußte sein! Alles stand auf dem Spiel. Der Teufel schien denen drüben zur Seite zu stehen.
    »Alle Kräfte der Süd- und Nordfront gegen Paris!«
    »Alle?« Eine leise fragende Stimme aus der Umgebung.
    »Alle!« Seine Blicke flogen düster drohend über den Kreis.
    »Die ersten Geschwader von der Süd- und Nordfront werden in wenigen Minuten zur Stelle sein«, meldete ein Offizier.
    Der Luftmarschall nickte. »Sie sollen uns folgen! Wir fliegen voran.«
    Zehn Geschwader, an ihrer Spitze das Führerschiff, stießen in rasendem Flug auf die Front im Westen, die bald in Sichtweite kam.
    Die Augen des Marschalls blitzten auf. Die Flügel der Nase, die wie der Schnabel eines Geiers im Gesicht stand, bebten in verhaltener Kampfeslust, bebten, als röchen sie schon Blut und Brand.
    Schon konnte man die Linien erkennen… Nun wogten die Geschwader in wildem Kampf. Jetzt die einen in höchsten Höhen, um den Gegner zu überfliegen, ihn von rückwärts anzugreifen… Jetzt wieder andere, wie im Spiel sich gegenseitig überholend, dabei aus allen Rohren feuernd…
    Ein ungeheures Gedröhn erfüllte die Lüfte. Wie das Gebrüll rasender Tiere klang es, stürzte ein besiegter Gegner brennend in die Tiefe.
    Die weite Front, schmal war sie auf beiden Seiten geworden. Reste nur noch der langen Linien, die am Morgen in den Kampf getreten waren.
    Steil gestaffelt übereinander rasten die kämpfenden Geschwader beider Gegner aneinander vorüber. Hier einer in höchsten Höhen, soweit die Düsen die Flugzeuge trieben – hier einer, beinahe, daß die Flügelspitze den Boden streifte. Kaum konnte man bei den hohen Geschwindigkeiten vom Führerschiff Freund und Feind unterscheiden.
    Jetzt griffen neue zehn Geschwader ein – der Sieg war sicher!
    Kommandos. Voran das Führerflugzeug, bogen die Geschwader nach Süden um. Hier schien der Feind am stärksten, schien er seine letzte Kraft eingesetzt zu haben.
    Das Flugzeug des Luftmarschalls drehte rasch ab, um die Front für seine Geschwader freizumachen, stand gleich darauf beobachtend über der Mitte der Front. Jetzt stießen die Verstärkungen auf den schwachen Flankenschutz zu. Dieser floh jedoch nicht, sondern harrte aus.
    Minuten später war keine Spur mehr von ihm zu sehen als ein paar Trümmer, die unten am Boden schwelten.
    In das Knattern der Maschinengewehre, das Donnern der Geschütze mischte sich Jubelruf der östlichen Sieger, in rasendem Flug ging es weiter auf die jetzt ungedeckten Flanken der Westeuropäer zu. Nur noch Sekunden! Dann würden sie einbrechen, den Gegner überrennen, Tod und Vernichtung bringen.
    Ein kurzes Aufblitzen an den Rümpfen der vordersten Geschwader – dann riesige Stichflammen. Die Maschinen neigten sich, als suchten sie den Boden… Dann ein Krachen… In alle Winde verstreut die Trümmer…
    Als wäre nichts geschehen, waren schon die nächsten russisch-mandschurischen Geschwader herangekommen. Zu einem breiten Fächer entfaltet, den linken Flügel weit vorgezogen, trafen sie der Gegner.
    Aus tausend Rohren sprühte ihr verderbenbringendes Feuer. Wie lange konnte es noch dauern? Mit heldenmütiger Todesverachtung
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