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Das Erbe der Uraniden

Titel: Das Erbe der Uraniden
Autoren: Hans Dominik
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großen Städten der südamerikanischen Küste ab. Im Inneren, besonders hier im Gran Chaco, hatte man nichts davon gespürt. Die Entscheidung des riesenhaften Wettkampfes lag in Europa und in Nordamerika. Zitternd und bangend hatte man überall den dortigen Gang der Ereignisse verfolgt.
    Die Nachrichten waren furchtbar… Im Verlauf der Schlachten, die mit neuen Kampfmitteln geschlagen wurden, war halb Europa, halb Nordamerika in Asche, in Trümmer gesunken. Unabschätzbar war die Zahl der Menschenopfer. Von Millionen sprachen die Gerüchte. Die Kämpfe waren fast ausschließlich Luftschlachten. Die Zahl der Truppen auf beiden Seiten war zwar nicht sehr groß, desto größer die Zahl der an den Kämpfen unbeteiligten Opfer.
    Terror, das schrecklichste Kampfmittel, rücksichtslos angewandt, um die Zivilbevölkerung zu zermürben, ihre Regierungen gefügig zu machen…
    Die Höllenbomben, geladen mit Atomenergie, auf große Städte, Landschaften niedergeworfen – kilometerweite Wüsten entstanden. Tag und Nacht wüteten Riesenbrände, in ihren Flammen Millionen verschlingend.
    Weltuntergang für das Auge dessen, der die Schreckensbilder schauen konnte, ohne wahnsinnig zu werden.
    Die große Luftschlacht! »Die Entscheidungsschlacht über den Katalaunischen Feldern!« Der letzte Bericht der siegreichen Weißen aus Europa fing so an. Verkündete den Millionen, die der Radiobotschaft lauschten, den Gang der Schlacht.
    Van der Meulen hatte diesen Bericht mit dem Magnetophon aufgenommen. Seine Ohren hörten immer wieder die schicksalsbedeutenden Worte. Er schüttelte nachdenklich den Kopf.
    »Sonderbar! Kaum glaublich, wie man es vermochte, der furchtbaren Übermacht standzuhalten, zu siegen. Unser rechter Flügel – als wäre Sankt Michaels Schwert bei ihm gewesen – Wunder von Heldentaten verrichtete er…
    Die schärfsten Angriffe der roten Flotte, gegen ihn gerichtet, hatte er immer wieder blutig zurückgewiesen… Ein Wunder ist es… Ein Wunder bleibt es!«
    *
    Die Abendsonne berührte schon die Bergkämme im Westen. Noch eine kleine Weile, dann war sie verschwunden. Wie durch Zauberschlag waren plötzlich die Tausende von Vögeln, die die weiten Parkanlagen der Hazienda bevölkerten, verstummt. Der kalte Wind, der aufkam, brachte der nach Kühlung lechzenden Natur die ersehnte Labung.
    Hortense van der Meulen, die auf einer Bank an dem kleinen Parkweiher gesessen, erhob sich. Sie richtete ihre Schritte dem Haus zu. Doch dann besann sie sich und ging tiefer in den Park hinein. Immer eiliger wurden ihre Schritte. Fast lief sie die kleine Anhöhe hinauf, die, am Rande des Parkes gelegen, einen Blick über das Ganze bot. Vor ihr rauschten die breiten Wasser des Rio Vermejo.
    Ihre Augen glitten über die dunklen Fluten. Unbewußt, wie mechanisch, bewegten sich ihre Füße immer näher an den Rand des Wassers, als folge sie den süßen, lockenden Stimmen, die, aus den Strudeln kommend, ihre Sinne umschmeichelten.
    Hier wäre Ruhe, Befreiung von all der Qual.
    Das glitzernde Mondlicht, das, durch die Zweige fallend, auf den Wassern sein Spiel begann, brach den Bann. Sie schlug die Hände vors Gesicht.
    Mutter, Mutter, hätte ich dich noch, zu dir würde ich mich flüchten. Der Vater? Gewiß, er liebt mich, liebt mich abgöttisch. Und doch – Violet! Ihr harmloser, kindlicher Sinn, ihr einfaches Fühlen und Denken… auch bei ihr würde ich kein Verständnis finden.
    Robert Canning… was ist es eigentlich, was mich ihn lieben und hassen läßt? Ist er fern von mir, ist mein Herz kalt… kaum ein freundlicher Gedanke an ihn… Und seine Fehler! Ich sehe sie groß… er blieb mir innerlich fremd…
    Und dann kommt er zu mir – ich sehe seine Gestalt, ich höre seine Stimme…
    Vergeben, vergessen scheint alles! Der schmeichelnde Ton seiner Worte lullt meine Sinne ein, nimmt mich gefangen. Ich wehre mich innerlich und dulde ihn doch. Warum gab ich ihm unter den vielen, die sich um meine Hand bewarben, mein Wort? – Gewiß, ich duldete seine Bewerbung, aber nahm sie kaum ernster als die anderer.
    Die Entscheidung an jenem Frühlingstag, als wir nach langem Ritt, vom Pamperosturm überrascht, in der Strohhütte der Hirten Schutz suchten… Ich gab ihm das Jawort… Gab ich’s ihm? – Er nahm es sich. Willenlos seinem stürmischen Werben gegenüber, vermochte ich nicht, ihn abzuweisen.
    Der Vater, zuerst froh, hieß ihn herzlich willkommen. Doch schon längst fühle ich, daß auch er sich gewandelt, fühle, wie ein
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