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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin
Autoren: Monika Felten
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meinen späten Gruß. Ich war ganz in Gedanken. Was tust du hier?«
    Duana errötete. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Keelin sie so direkt ansprechen würde, und bemühte sich, gelassen zu wirken: »Ich wollte ausreiten, aber …« Sie deutete mit einem Kopfnicken auf den Hof hinaus. »Aber das Wetter …« Wie zufällig streifte ihr Blick den des jungen Falkners, und sie spürte, wie ihr erneut die Röte in die Wangen schoss. Hastig bückte sie sich und bürstete mit kurzen Bewegungen die Fesseln ihrer Stute.
    »Ja, der Regen ist lästig«, pflichtete ihr Keelin, der ihre Verlegenheit nicht zu bemerken schien, im Plauderton bei. »Ein wenig Sonne und Wärme würde uns wahrlich gut tun.« Mit geübten Handgriffen löste er die Schnalle des Bauchgurts, legte den Sattel auf einen Holzbock und versorgte seinen Braunen.
    Duana beobachtete ihn verstohlen aus den Augenwinkeln, während sie versuchte, des Gefühlssturms Herr zu werden, den Keelins unerwartetes Auftauchen in ihr ausgelöst hatte. Die unbändige Eifersucht, die schon den ganzen Winter über in ihr schlummerte, focht einen erbitterten Kampf mit den schmerzlichen, mühsam unterdrückten Gefühlen, die sie immer wieder aufs Neue die Nähe des jungen Falkners suchen ließen.
    Duana biss sich auf die Lippen. Auf keinen Fall wollte sie jetzt etwas Unbedachtes sagen. Vermutlich war sie die Einzige in ganz Nymath, die der Nebelsängerin nicht in Ehrfurcht und Dankbarkeit begegnete. Schlimmer noch: Sie hasste sie aus tiefster Seele.
    Die Fremde war aus dem Nichts in Nymath aufgetaucht, hatte sich Keelin an den Hals geworfen und damit all ihre Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft mit dem jungen Falkner zunichte gemacht, der damals wie heute gewiss nichts von ihren tiefen Gefühlen ahnte.
    Ajana allein trug die Schuld an ihrer Einsamkeit und ihrem Kummer, und Duana sehnte den Augenblick herbei, da sie Nymath für immer den Rücken kehrte. Dann, dessen war sie gewiss, war die Zeit für einen neuen Anfang gekommen. Sie lächelte versonnen. Dann stand ihrer Liebe zu Keelin nichts mehr im Wege.
    Duana richtete sich auf und sah, wie Keelin den Arm sanft um Ajanas Schultern legte, als die beiden den Stall verließen. Der Anblick schmerzte sie, und sie wandte sich hastig ab.
    Wie lange noch, Emo?, dachte sie bei sich. Wie lange werde ich diese Qual noch erdulden müssen?
     
    »Der Frühling in Nymath kann wunderschön sein – wenn die Sonne scheint und der milde Wind den Duft der blühenden Purkabäume vom Wald bis hierher trägt.« Keelin sah Ajana von der Seite her an und strich ihr eine feuchte Haarsträhne von der Wange, während sie auf das Portal des Haupthauses zugingen. »Und wenn dann im Sommer die Purpurheide blüht …«
    »Hör auf, Keelin. Das hat doch keinen Sinn.« Ajana hielt inne und seufzte. »Du weißt, dass ich nicht bleiben kann.« Sie blickte Keelin mit einer Mischung aus Unbehagen, Kummer und Mitgefühl an. »Mach es uns nicht noch schwerer.«
    »Aber du …« Hilflosigkeit und Verzweiflung spiegelten sich auf seinem Gesicht wider. Er wollte noch etwas hinzufügen, aber Ajana legte ihm sanft den Zeigefinger auf die Lippen. »Kein Aber!«, sagte sie bestimmt. »Ich muss zurück. Auch wenn es mir schwer fällt.« Ihre Augen suchten seinen Blick. »Du weißt, wie viel du mir bedeutest«, sagte sie zärtlich, und es klang zugleich wie ein Schwur. »Aber ich habe noch ein anderes Leben. Dort gibt es Menschen, die sich um mich sorgen, denen ich auch viel bedeute – die mich vielleicht sogar für tot halten.« Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit, als sie weitersprach: »Niemand kann mir sagen, wie viel Zeit in meiner Welt vergangen ist und was ich zu Hause vorfinden werde, wenn ich heimkehre. Ich muss Gewissheit haben. Verstehst du? Ich muss wissen, ob es ihnen gut geht, und sie sollen sehen, dass ich wohlauf bin.«
    »Ich versuche ja, es zu verstehen.« Tiefe Traurigkeit flackerte in Keelins Blick. »Ich wünschte nur, ich könnte …« Er sah auf und verstummte.
    Ein Junge im grün-braunen Gewand der Ratsboten kam über den Hofplatz auf die beiden zugeeilt. »Ehrwürdige Nebelsängerin, ruhmvoller Falkner«, sprudelte es pflichteifrig aus ihm hervor, während er eine besonders lange und tiefe Verbeugung vollführte. »Die Herrin Inahwen schickt mich, nach Euch zu suchen. Sie lässt Euch ausrichten, dass sie wichtige Neuigkeiten habe, und bittet darum, dass Ihr sie eiligst in ihren Gemächern aufsuchen möget.«
    »Danke.« Ajana nickte dem
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