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Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin

Titel: Das Erbe der Runen 03 - Die Schattenweberin
Autoren: Monika Felten
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würde sich nicht kampflos ergeben. Die Zähne gebleckt, die geschwärzten Krallen drohend vorgestreckt, wich sie langsam zurück, während sie mit den Augen nach der Spur einer Fluchtmöglichkeit oder einem unvorsichtigen Krieger Ausschau hielt. Doch die Angreifer waren vorbereitet. Die Augen gesenkt, rückten sie Schulter an Schulter immer weiter vor – eine undurchdringliche Wand aus Speeren und Schilden. Ein Käfig, aus dem es kein Entrinnen gab.
    Geschmeidig wich sie zurück, bis sie mit dem Rücken zur Felswand stand, umzingelt von grimmig dreinblickenden Kriegern, die den tödlichen Ring immer enger zogen.
    Ihre Haltung zeugte von ungebrochenem Mut und einer wilden Entschlossenheit, die sie dem Blut der Djakûn verdankte. Doch da war noch etwas. Etwas Neues, Fremdartiges, das sie verwirrte – sie wusste, dass sie in der Falle saß. Und zum ersten Mal in ihrem Leben verspürte die Katzenfrau Furcht.

 
     

     
     
     
     
    Sanforan, 596 Winter n. A.
     
    Eisengrau und bedrückend hingen die Wolken über Sanforan, der geschäftigen Hafenstadt an der Küste des schwarzen Ozeans. Nach einem farbenprächtigen Sonnenaufgang in Rot und Orange waren sie schon früh am Morgen von Westen her aufgezogen und hatten die Hoffnung der Menschen auf Licht und Wärme alsbald vertrieben. Noch ehe die Letzten ihr Morgenmahl eingenommen hatten, setzte ein steter Nieselregen ein. Die feinen Wassertropfen verdichteten sich rasch zu stetig herabströmenden Wasserschnüren, die den Blick auf das Meer verschleierten, den Wald im Norden hinter einem grauen Vorhang verbargen und so beständig vom Himmel fielen, als wollten sie niemals enden.
     
    In gleichmäßigen Bewegungen führte Duana den Striegel über das dunkle Fell ihrer Stute und lauschte auf den Regen, der prasselnd auf das Schieferdach der Stallungen niederging. Hin und wieder hob sie den Blick und schaute durch das geöffnete Tor auf den Hofplatz hinaus, wo die eisigen Tropfen einen bizarren Tanz auf den Pflastersteinen aufführten, ehe sie sich in den unzähligen Mulden zu großen Pfützen sammelten.
    Die junge Wunandamazone seufzte. Der Lenz war schon weit vorangeschritten, aber die Sonne vermochte sich immer noch nicht gegen die eisigen Winde und die Regenwolken zu behaupten. Die Vorboten wärmerer Tage wagten sich nicht aus der Erde hervor, und die Büsche und Bäume hielten ihre prallen Knospen noch fest verschlossen.
    Es sah ganz so aus, als wolle der Winter ewig andauern. Duana spürte, wie sich ihr Herz bei diesem Gedanken zusammenkrampfte. Wie lange noch?, dachte sie bei sich. Wie lange muss ich noch warten?
    Der Winter war für sie eine einzige Qual gewesen. Allein die Gewissheit, dass ihr Kummer mit dem Ende des Winters endlich ein Ende finden würde, gab ihr Hoffnung. Energisch straffte sie sich und scheuchte die düsteren Gedanken fort.
    Bald!
    Ein dünnes Lächeln huschte über ihr Gesicht, während sie den Striegel sanft über die Kruppe ihrer Stute führte. Bald würde auch sie wieder lachen können. Nach der endlosen Zeit des Wartens erschien es ihr fast wie ein Traum: Wenn die Bäume das erste Grün zeigten, würde für sie ein neues und glückliches Leben beginnen!
    Trabender Hufschlag lenkte ihre Aufmerksamkeit auf den Hofplatz. Zwei Reiter parierten ihre Pferde und lenkten sie auf die Stallungen zu.
    »Was für ein grässlicher Frühlingstag!«, hörte sie eine weibliche Stimme sagen. Der Klang war Duana wohl vertraut – es war die Stimme der allseits verehrten Nebelsängerin.
    »Gibt es denn nicht mal einen Ausritt ohne diesen Regen?« Ajana schwang sich aus dem Sattel und führte ihren Schimmel in den hinteren Trakt des Stalls.
    »Worüber beklagst du dich?«
    Das war Keelins Stimme!
    »Was hast du? Wir sind doch trocken geblieben.« Auch der junge Falkner war abgesessen. »Inahwen hat dich vieles gelehrt«, lobte er, während er seinen nussbraunen Wallach in einen Stand nahe Duanas Stute führte.
    »Sie ist eine gute Lehrmeisterin«, antwortete Ajana. »Und es war ein langer Winter.«
    »Ja, das ist wohl wahr. Aber er war nicht lang genug«, murmelte Keelin vor sich hin, so leise, dass Ajana es nicht hören konnte. Er gab einen betrübten Laut von sich, fasste sich aber gleich wieder und sagte gut vernehmlich: »Ich bin sicher, dass du noch vieles von ihr lernen könntest, wenn du nur …« Er stutzte. »Duana! Gilians heilige Feder, ich habe dich gar nicht gesehen.« Keelin schenkte der Wunandamazone ein entschuldigendes Lächeln. »Verzeih
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