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Das Erbe der Azteken

Das Erbe der Azteken

Titel: Das Erbe der Azteken
Autoren: Clive Cussler
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verschollenes Kriegsschiff alles zerstören konnte, was er aufgebaut hatte, war unerträglich. Alle Bemühungen völlig umsonst und verpufft, nur weil ein Tauchtourist ein scheinbar wertloses Schmuckstück oder ein Artefakt gefunden hatte und es jemandem zeigen könnte, der sich am Rande für Geschichte interessierte und sich bei einem Experten über das Fundstück erkundigte. Es wäre der sprichwörtliche umkippende Dominostein, der dem aufkeimenden Nationalstolz den Todesstoß versetzen würde.

    Das Summen der Sprechanlage auf dem Schreibtisch riss Garza aus seinen Grübeleien. Er knipste die Halogenbeleuchtung der Vitrine aus und kehrte hinter seinen Schreibtisch zurück.
    »Ja?«, fragte er.
    »Er ist hier, Mr President.«
    »Schicken Sie ihn herein«, sagte Garza, dann nahm er hinter dem Schreibtisch Platz.
    Einen Moment später wurden die Doppeltüren geöffnet, und Itzli Rivera kam hereingeschlendert. Mit einem Meter achtzig Körpergröße und einhundertfünfzig Pfund Gewicht machte Itzli Rivera von Weitem betrachtet einen eher unscheinbaren Eindruck – extrem hager, das schmale, mit scharfen Linien gezeichnete Gesicht wurde von einer ausgeprägten Hakennase beherrscht. Doch als er näher kam, wurde Garza daran erinnert, wie trügerisch Riveras äußere Erscheinung war. Es zeigte sich im harten Ausdruck seiner Augen und seines Mundes, in seinem festen, zielstrebigen Schritt und in den straffen Muskeln seiner entblößten sehnigen Unterarme. Selbst wenn er den Mann nicht kannte, ahnte der aufmerksame Beobachter doch sofort, dass Itzli Rivera die harten Seiten des Lebens nicht fremd waren. Natürlich wusste Garza, dass dies zutraf. Sein wichtigster Helfer hatte schon zahlreichen armen Seelen das Leben zur Hölle gemacht, bislang vorwiegend politischen Gegnern, die sich mit Garzas Ansichten über Mexiko nicht anfreunden konnten. Glücklicherweise konnte man aber eher eine Jungfrau in einem Bordell finden als ein für Korruption unempfängliches Mitglied des Senats oder der Abgeordnetenkammer. Und Rivera hatte ein Gespür für die Schwächen eines Menschen und setzte genau dort stets seinen Hebel an. Rivera selbst war ein überzeugter Anhänger und hatte seinen spanischen Namen Fernando gegen Itzli eingetauscht, was im Nahuatl soviel wie Obsidian bedeutete. Ein Name, der ausgezeichnet passte, dachte Garza.
    Rivera war Major in der Grupo Aeromóvil de Fuerzas Especiales, kurz GAFE, und in der Abteilung 2 des Geheimdienstes des ehemaligen Secretaria de la Defensa Nacional gewesen und hatte die Armee verlassen, um Garza als Leibwächter zur Seite zu stehen. Garza hatte jedoch sehr schnell Riveras besondere Fähigkeiten erkannt und ihn zu seinem persönlichen Geheimdienstleiter und Operationschef befördert.
    »Guten Morgen, Mr. President«, sagte Rivera steif.
    »Ebenfalls, ebenfalls. Setzen Sie sich. Darf ich Ihnen etwas anbieten?« Rivera schüttelte den Kopf, während Garza fragte: »Welchem Umstand verdanke ich diesen Besuch?«
    »Wir sind auf etwas gestoßen, das Sie sich vielleicht ansehen wollen – ein Video. Ich habe Ihre Sekretärin gebeten, es zum Abspielen einzulegen.«
    Rivera nahm die Fernbedienung vom Tisch, richtete sie auf den fünfzig Zoll großen LCD-Bildschirm an der Wand und drückte auf die Einschalttaste. Garza setzte sich. Nach einigen Sekunden Stille erschienen ein Mann und eine Frau Mitte dreißig, die nebeneinander vor einem Meerespanorama im Hintergrund saßen. Außerhalb des Bildes stellte ein Reporter Fragen. Obwohl Garza die englische Sprache fließend beherrschte, hatten Riveras Techniker spanische Untertitel eingefügt.
    Das Interview war nur kurz, kaum länger als drei Minuten. Als es beendet war, sah Garza seinen Geheimdienstchef fragend an. »Und was soll ich damit anfangen?«
    »Das sind die Fargos – Sam und Remi Fargo.«
    »Sollte das für mich von irgendeiner Bedeutung sein?«
    »Erinnern Sie sich noch an vergangenes Jahr, an diese Geschichte mit Napoleon Bonapartes Weinkeller … an die verschollenen Spartaner?«
    Garza überlegte und nickte langsam. »Ja, ja …«
    »Dahinter steckten die Fargos. Sie sind auf ihrem Gebiet sehr gut.«
    Interessiert lehnte sich Garza in seinem Sessel vor. »Wo wurde dieses Interview aufgezeichnet?«
    »Auf Sansibar. Von einem BBC-Korrespondenten. Natürlich könnte der Zeitpunkt ein reiner Zufall sein.«
    Garza machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich glaube nicht an Zufälle. Und Sie auch nicht, mein Freund, sonst wären Sie damit nicht
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