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Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Titel: Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)
Autoren: Rudi Klausnitzer
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ich etwa meine digitale Schallplatten-, Video- und Büchersammlung vererben: Was in der analogen Welt mit physischen Datenträgern eine Selbstverständlichkeit war, erweist sich im digitalen Zeitalter mit MP3-Dateien, digitalen Filmen und e-Books als rechtliche Grauzone, thematisierte im letzten Jahr die Futurezone.at und zitierte den Juristen und Generalsekretär des österreichischen Internetprovider-Verbandes ISPA: „Die Frage, wer welche Rechte an online erworbenen Dateien nach dem Ableben des Käufers hat, ist weitgehend ungeklärt“. Während es in den iTunes-AGB keinen Hinweis auf die Situation nach dem Tod gibt, ist Apple in den Nutzungsbedingungen für seine Cloud unmissverständlich: „Sie stimmen zu, dass … alle Rechte an Ihrer Apple ID oder Ihren Inhalten innerhalb Ihres Kontos mit Ihrem Tod enden. Nach Zugang einer Kopie der Sterbeurkunde kann Ihr Konto beendet und alle Inhalte innerhalb Ihres Kontos gelöscht werden.“ 203
    Aber das „digitale Erben“ ist nur einer von vielen Punkten, die im Zeitalter von Big Data noch weitgehend ungeregelt erscheinen. Es geht ja nicht nur um die Daten, die ich irgendwo erworben habe. Was ist mit meinen eigenen Daten? Kann ich die Eigentümerschaft an meinen eigenen, persönlichen Daten weitervererben und damit den Wert, der vielleicht noch in diesen Daten liegt oder den sie womöglich einmal noch bekommen werden?
     
     
    Datenschutz als Bürgerrecht
     
    Alex Pentland vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat schon 2009 beim Weltwirtschaftsforum in Davos einen „New Deal on Data“ gefordert. 204 Pentland hat dabei den alten englischen Rechtsbegriff der „Eigentümerschaft“ als Referenz verwendet, der das „Recht des Besitzes“, des „Gebrauchs“ und auch das „Verfügungsrecht“ umfasst. Rund um diese drei Faktoren definierte er seine Anforderungen an einen „New Deal on Data“.
     
    Das Eigentum an Daten
    • Du hast das Eigentumsrecht an Deinen Daten. Unternehmen sollten die Rolle eines Schweizer Bank-Accounts für Deine Daten übernehmen. Du kannst einen (auch anonymen) Account eröffnen und Deine Daten, wann immer Du willst, auch wieder abziehen.
    • Du als Dateneigentümer hast die volle Kontrolle über den Gebrauch Deiner Daten. Wenn Du nicht zufrieden bist mit der Art, wie ein Unternehmen mit Deinen Daten umgeht, kannst Du sie löschen lassen. Alle Daten. Alles muss auf Opt-In-Basis sein. Klar erklärt und mit regelmäßigen Erinnerungen an die Möglichkeit einer immer bestehenden Opt-Out-Option.
    • Du hast das Recht, Deine Daten zu löschen oder sie zu verbreiten. Wenn Du sie löschen lassen und woanders wieder anlegen willst, so ist das Deine alleinige Entscheidung.
    Alex Pentland, Massachusetts Institute of Technology (MIT)
     
    Entlang dieser Forderungen könnte die Frontlinie des Bürgerrechtskonflikts laufen, wenn wir keinen dem Stand unserer technologischen Zukunft entsprechenden New-Data-Deal als gesellschaftlichen Konsens zustande bringen. 205 Dazu ist es aber notwendig, neu zu definieren, was wirklich persönliche, private Daten sind, die es zu schützen gilt. Und das wird vielleicht nicht so weit gesteckt sein können, wie manche das jetzt fordern, es wird dafür aber strenger gehandhabt werden müssen. Der Begriff, was wir als privat empfinden, hat sich im letzten Jahrzehnt deutlich gewandelt.
    Big-Data-Mining-Technologien werden zunehmend in der Lage sein, Daten zu rekonstruieren beziehungsweise fehlende zu ergänzen. So, wie wir das beim Beispiel der Schwangerschaftsprognose durch das Einkaufsverhalten gesehen haben. Dieses Modell der Gewinnung persönlicher Daten, die niemals freiwillig zugänglich gemacht wurden, ist in vielen anderen Bereichen nach ähnlichen Mustern realisierbar. 206 Algorithmen können heute schon Bewegungsdaten für jene Bereiche vorhersagen, die nicht von Überwachungskameras erfasst sind. Wenn wir also in den städtischen Bereichen von unzähligen Kameras erfasst werden, dann wird auch der von den Kameras nicht erfasste Raum hinsichtlich unserer Bewegungsmuster rechenbar und damit transparent.
    Hand in Hand mit dem Schutz der persönlichen, identifizierbaren Daten muss aber auch das Recht der Gesellschaft auf Zugang zu jeder Form von anonymisierten Daten für Wissenschaft, Forschung und die bessere Steuerung des Gemeinwesens sichergestellt werden. Auch Pentland war klar, dass wir die Balance zwischen Nutzung der Chancen und Vermeidung der Gefahren finden müssen. Es kann nicht sein,
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