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Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)

Titel: Das Ende des Zufalls - Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht (German Edition)
Autoren: Rudi Klausnitzer
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dass wir als Bürger den Nutzen der medizinischen Forschung zur persönlichen Behandlung in Anspruch nehmen, die Ausbreitung epidemischer Krankheiten verhindern oder auch die Vorteile einer besseren Verkehrsplanung lukrieren wollen, aber gleichzeitig die Nutzung unserer eigenen Daten dazu verweigern. 207
    Diese Balance zwischen dem Recht auf Schutz der Privatsphäre und den berechtigten Forderungen nach Nutzung der Vorteile der Daten für Wirtschaft und Gesellschaft ist die wesentliche Aufgabe eines solchen neuen Modells. Es muss die Demarkationslinie zwischen den tatsächlichen persönlichen Daten und den daraus erstellten anonymisierten Datensätzen definieren und überwachen. Die Verlässlichkeit und Kontrolle der Anonymisierung und das absolute Verbot aller Re-Identifizierungsmaßnahmen werden Schlüsselpunkte eines neuen Datendeals sein müssen.
     
    Fünf Punkte für einen „New Data Deal“
    1. Freie Verfügbarkeit über anonymisierte Daten. Verwender unterziehen sich aber strengen Richtlinien, die jeden Versuch einer Re-Identifizierung unter Strafe stellen.
    2. Die Form der Anonymisierung muss festgelegten Standards folgen und von einer Art Daten-TÜV kontrolliert und konstant überprüft werden. Erst solchermaßen als „anonymisiert“ zertifizierte Daten können außerhalb der engst festgelegten Verwendungszwecke der persönlichen, identifizierbaren Daten eingesetzt werden. Datenhändler brauchen eine Zulassung und regelmäßige Überprüfungen ihrer Business-Prozesse.
    3. Unternehmen und Behörden, die persönliche, nicht anonymisierte Daten haben, dürfen diese nicht weitergeben oder für andere als die genau spezifizierten und vom Nutzer ausdrücklich genehmigten Zwecke verwenden. Vor jeder Nutzungserweiterung ist die ausdrückliche Zustimmung für den Einzelfall einzuholen.
    4. Jeder hat ein Recht auf Korrektheit der persönlichen Daten. Unternehmen und Behörden sind zur Obsorge in Richtung Korrektheit persönlicher Daten verpflichtet und müssen dafür sorgen, dass Datenmanipulationen oder Fakes über Aufforderung korrigiert oder gelöscht werden beziehungsweise gar nicht erst entstehen können.
    5. Datenmissbrauch muss unter strenger, auch für große Unternehmen spürbarer, bis zur Entziehung von Geschäftslizenzen reichender Bestrafung stehen.
     
    Gläserner Staat statt gläserner Bürger
     
    Die Datenrevolution bringt aber nicht nur eine Intensivierung der Überwachungsmöglichkeiten der Bürger durch Staat und Unternehmen. Da immer mehr Technologien de facto jedermann zur Verfügung stehen, können die Bürger den Spieß umdrehen und „Big Brother“ beobachten und transparent machen. Open Data macht es möglich und kann zu einem ausgewogeneren Kräfteverhältnis in diesem Bereich führen. Immer öfter entstehen nun Initiativen, in denen durch Datenanalysen und Crowdsourcing Vorgänge von Staat, Verwaltungen und Unternehmen transparent gemacht und zur Diskussion gestellt werden. Die Initiative Transparenzgesetz.at 208 fordert für Österreich gesetzliche Regelungen nach Hamburger Vorbild, wo seit Oktober 2012 die Verwaltung der Hansestadt von sich aus Gutachten, Verträge und Senatsbeschlüsse im Internet veröffentlichen muss. Zuvor musste sie nur auf Antrag Auskunft geben. Ein umfassendes Recht auf Information und Einsicht in die Akten der Verwaltung und eine Veröffentlichungspflicht für Behörden sollen auch in Österreich das recht extensive Amtsgeheimnis beenden.
    Ende Januar 2013 wurde in Linz ein Projekt nach dem Motto „Überwacht die Überwacher“ gestartet. Linzer Mediengestalter der Kulturinitiative Backlab 209 haben die Bürger aufgerufen, ihre Begegnungen mit dem als Stadtwache bekannten Ordnungsdienst online zu protokollieren. Wann und wo Menschen auf die Wächter in Rot treffen, können sie dies mittels Smartphone mit einem einfachen Klick auf einer eigenen Website eintragen. Nach drei Monaten will man dann das Ergebnis in eine Grafik übersetzen. Damit soll der Sinn der Stadtwache hinterfragt und auch diskutiert werden, ob Steuergeld anderswo nicht besser angelegt wäre. Weltweit sind in den letzten Jahren via Internet viele Transparenzinitiativen entstanden. Open Data und die neuen Datenanalyse-Werkzeuge werden eine neue Form des Dialogs zwischen dem Staat, seinen Repräsentanten und den Bürgern bringen. Große Unternehmen und Organisationen und ihr Verhalten werden davon übrigens genauso erfasst werden. Die Palette reicht von „Abgeordneten-Watch“ (in Österreich
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