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Das Ende Der Ausreden

Titel: Das Ende Der Ausreden
Autoren: Brigitte Roser
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klingt entschlossen, leistungsorientiert und zielbewusst. Hobbys zu pflegen, hieße ja, zu viel Zeit zu haben, nicht komplett in der Arbeit aufzugehen. Ich habe noch nie jemanden erlebt, der das, was er wirklich tun will, nicht tut. Jedenfalls nicht, weil er dazu keine Zeit finden würde. Wir haben ja immer die gleiche Zeit, wir verteilen sie nur nach unseren Prioritäten. Es gibt unterschiedliche Lebensphasen, und in denen ändern sich die Priorisierungen. Aber was wir wollen, das kriegen wir zeitlich unter. Und lassen etwas anderes dafür weg.
    Menschen, die jeden Tag vier Stunden fernsehen, wollen fernsehen. Die Aussage, dass sie keine Zeit hätten, eine Fremdsprache zu lernen (»Ich würde so gerne italienisch können!«), heißt nur, dass sie lieber fernsehen als Vokabeln lernen.
    »Ich habe keine Zeit für regelmäßigen Sport«: Das stimmt nie. Ich verbringe sie nur anders. Weil etwas – was es auch ist – mir momentan wichtiger ist.
    Wenn der Rücken richtig wehtut: Plötzlich sind die zehn Minuten da für die tägliche Rückengymnastik. Wo kommen die eigentlich auf einmal her? Wo hatten die sich vorher versteckt? Über die Stunden im vollen Wartezimmer bei desinteressierten Orthopäden wollen wir gar nicht reden. Eines ist klar: Die Zeit ist immer da, ich nehme sie mir, wenn es so weit ist. Vorher rede ich nur herum. Weil es gut klingt (busy busy, wichtig wichtig) oder weil ich (noch) nicht bereit bin, etwas anderes einzuschränken oder eine Mühe auf mich zu nehmen.

Wie spielen Sie beim Ausreden-Spiel mit?
    An dem einen oder anderen Spiel nehmen vermutlich auch Sie teil, indem Sie selbst Ausreden verwenden und die Ausreden anderer akzeptieren.
    Achten Sie doch in den nächsten Wochen einmal darauf, welche Ausreden Sie besonders häufig verwenden, und schreiben Sie sie auf.

Meine persönliche Ausreden-Favoriten

Wenn andere Menschen sich herausreden – über welche Ausreden ärgere ich mich besonders?

    In einem späteren Kapitel kommen wir auf Ihre Erkenntnisse nach einmal zurück.

Wir beschuldigen uns gegenseitig unnötig im »Warum-Weil-Spiel«
    Wenn jemand aus eigenem Antrieb begründet, warum er sich etwas wünscht oder vorschlägt, ist das immer hilfreich. Es erleichtert dem anderen, auf den Wunsch oder die Idee einzugehen.
    Ganz anders verhält es sich, wenn man zu einer Begründung aufgefordert wird. Man kann mühelos ein unproduktives Spiel eröffnen, indem man eine Warum-Frage stellt. »Warum« ist nämlich keine Frage, sondern immer ein Vorwurf. »Warum kommst du so spät?«, »Wieso hast du das Stopp-Schild übersehen?«, »Warum hast du keine Bionade eingekauft, sondern nur Cola?« Das sind waschechte Vorwürfe. Und man bekommt darauf waschechte Ausreden: Es wird getarnt, getäuscht und tiefer gehängt. Und das ist auch richtig so.
    Schließlich haben wir alle von Kindesbeinen auf gelernt, dass diese Frage nichts Gutes bedeutet, und uns darin geübt, günstige Antworten zu erfinden. Diese Weil-Antworten sollen besänftigen, ablenken, entschuldigen, uns aus der Schusslinie bringen.
    Wenn man einen Streit richtig anfeuern und in Gang halten will, braucht man nur nach Herzenslust »Warum« an »Warum« zu reihen. »Warum hast du gestern wieder so lange vor dem Computer gesessen?« wird abgelöst von »Warum musst du eigentlich immer an meinen Hobbys herumzetern?« und geht zu »Warum kannst du nicht mal bei dem Punkt bleiben, um den es geht?« und so weiter, sofern nicht vorher einer die Tür zuknallt oder einlenkt.
    Ausreden sind Reaktionen auf tatsächlichen oder vermeintlichen Rechtfertigungsdruck. »Warum haust du denn den Dennis??!« Das ist – meistens jedenfalls – keine Frage nach dem, was wirklich passiert ist und was Timmy im Inneren bewegt, die Schippe mit Schwung auf Dennis’ Hinterkopf zu platzieren. Eine Frage ist dann eine echte Frage, wenn ich an der Antwort interessiert bin und offen dafür, wie sie ausfällt. Die normale Warum-Frage aber will zuvorderst, dass der andere zugibt, dass er etwas verkehrt gemacht hat, und wenn das erledigt ist, darf er Gründe anführen, die vielleicht das Strafmaß verringern. Die Warum-Frage gibt insofern eine Antwort klar vor: »Ja, ich bin schuldig!«, das soll laut gesagt werden. Das ist das Ziel eines jeden Verhörs. So fühlt es sich auch an. Man muss sich damit abfinden, dass Antworten auf Warum-Fragen selten oder nie befriedigen. Was bezweckt man eigentlich mit ihnen?
    Was hilft es mir zu wissen, warum die Haushaltshilfe vergessen
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