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Das Ende Der Ausreden

Titel: Das Ende Der Ausreden
Autoren: Brigitte Roser
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könnte hier nicht mitreden? Wenn man das Ganze in Humor wendet, kann das Gespräch unterhaltsam bleiben.
    Bald kommen in Vorwegnahme seines gescheiterten Vorsatzes zwei bis zehn Argumente, warum er einer Diät keine echten Chancen einräumt. Er ist beruflich viel unterwegs, und die Hotelküchen kochen häufig viel zu fett (»Immer diese Sahnesüppchen!«), beim Geschäftsessen kann man nicht nur einen Salat mümmeln, und zum Entspannen hilft ein Glas Wein am Abend einfach zu gut.
    Spätestens bei Argument zwei kündigt sich die Langeweile an. Das haben wir alle schon zu oft gehört und zu oft erzählt. Das ist zum Gähnen. Und bringt niemanden weiter. Dennoch steuert man mitfühlend eigene Hinderungsgründe bei – die unregelmäßigen Essenszeiten der jungen Mutter oder das Rauchen, das man sich gerade abgewöhnt hat (»Da kann man ja nicht auch noch hungern!«). Abnehmen könnte man nur, wenn man zusätzlich mehr Sport machte, und da spielt die angerissene Achillessehne leider nicht mit … und so fort. Nicht selten wird daraus das beliebte Spiel »Wer ist hier das ärmere Schwein?«. Später werden Ratschläge in die Runde geworfen. Dem einen hat Atkins, dem anderen Akupunktur, dem dritten vielleicht Fastenwandern geholfen. Kein Problem für den Ersterzähler, sein Korb der Einwände bleibt auf wundersame Weise immer prall gefüllt. Warum also diese Vorschläge für ihn persönlich nicht umsetzbar sind, längst erfolglos versucht wurden oder bei ihm nicht greifen können, begründet er mühelos.
    Derweil hat sich in allen Synapsen Langeweile breitgemacht.
    Wer das Ziel hat, fünf, zehn oder zwanzig Kilo abzunehmen, braucht dazu eine Strategie, braucht unter anderem Entschlossenheit und Disziplin. Es gibt nie die richtige Zeit zur Gewichtsreduktion. Mein Wunschgewicht kommt genauso wenig über mich, wie Effizienz in Besprechungen hineinfliegt. Übergewicht wird durch Verhalten auf- und durch anderes Verhalten abgebaut. Ein Meeting wird durch Handeln der Beteiligten ineffizient und durch anderes Handeln zielorientiert. Das wissen wir natürlich. Oft tun wir aber stundenlang klagend so, als ob wir damit nichts zu tun hätten und die Verbesserung irgendwie anders, jenseits unseres eigenen Aktivwerdens zustande kommen könnte. (Wer den Trick kennt, möge mich augenblicklich anrufen.)
    Was so quälend uninteressant ist, ist immer das Gleiche: Es sind die Erklärungen, weshalb etwas nicht funktioniert, nicht klappt, nicht geht, nicht zu machen ist, was man gerne (anders) hätte.
    Es ist unwahrscheinlich, dass wir als Zuhörer hilfreich sind, wenn wir uns zum zwanzigsten Mal antun, warum jemand sich nicht aus der seit Jahren unglücklichen Partnerschaft löst, immer noch nicht in New York war oder sich keinen Hund kauft. Wir spielen das Langeweile-Spiel mit. Und oft würde es dem anderen (oder das nächste Mal uns) nach einer gewissen Irritation einen großen Schritt weiterhelfen, wenn wir, die Freunde, uns dem Lamento nicht widmen würden. Sondern freundlich, aber bestimmt die Grenze zögen. Ich unterstütze dich, wenn du mit der Diät beginnst. Ich rufe dich meinetwegen zweimal die Woche an und spreche aufmunternde Worte oder schicke Anfeuerungsmails. Solange du aber nicht anfängst – lass uns über etwas anderes, etwas Interessantes reden!
    Ihnen ist sicher aufgefallen, wie Vorsätze und Langeweile zusammenhängen. Ich nehme mir Sachen vor, zu denen ich keine Lust habe, die aber gut klingen. Ich erzähle reichlich davon, um mich unter Druck zu setzen und um mir einen Vorschuss an wärmender Anerkennung zu sichern. Und dann knicke ich ein und mache das, was ich lieber machen will: Pizza bestellen, arbeiten, trödeln, kein Risiko eingehen. Zum Ersatz erzähle ich dann von den großen Verhinderungsmächten …
    Wenn schon – dann seien Sie kreativ, erfinden Sie mal was Neues. Ersparen Sie Ihren Freunden die Langeweile und verblüffen Sie sie mit intelligenten, witzigen, frischen Ausreden, die ihnen noch nicht begegnet sind.

Wir machen uns etwas vor mit dem »Ich habe keine Zeit!«
    Eine der langweiligsten aller Ausreden, und eine, die besonders verbreitet ist. »Ich würde ja so gerne öfter ins Theater gehen, aber …« In Vorstellungsrunden mit Managern sind oft alle Hobbys dem Ich-habe-leider-keine-Zeit-Phänomen zum Opfer gefallen. Es gehört zum guten Ton, aus Zeitmangel nicht mehr seinen Neigungen nachgehen zu können: »Ich komme gar nicht mehr dazu, etwas anderes zu lesen als Fachliteratur.« Bravo! Das
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