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Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Titel: Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)
Autoren: Elisabeth Schieferdecker
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gute Laune in Tills Gegenwart irgendwie unangebracht.
    „Hallo Till!“, sagte Tante Lucie, um die unangenehme Stille zu unterbrechen. „Oma Gertrude hat mir erzählt, wie gut ihr den Tag zusammen verbracht habt. Danke für deine Kochhilfe! Setz dich und lass es dir schmecken!“
    Während des Essens legte sich die Befangenheit der Kinder und das Gespräch wendete sich wieder den alltäglichen Dingen zu. Till war froh, nicht im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen. Normalität war genau das, was er jetzt brauchte. Später am Nachmittag kam Onkel Phil nach Hause. Er hatte einen Anruf aus Hamburg erhalten. Der Hausherr von Tills elterlicher Wohnung hatte bereits einen Nachmieter gefunden und drängte darauf, dass die Wohnung geräumt werden sollte.
    „Auf der einen Seite ist es von Vorteil, die Miete nicht länger bezahlen zu müssen“, erklärte er Till. „Auf der anderen Seite ist es vielleicht noch zu früh für dich, den Haushalt aufzulösen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es dir große Schmerzen bereitet.“
    „Ich, ich weiß nicht genau …“, stotterte Till.
    „Wenn du möchtest, kannst du hier bei Oma Gertrude bleiben, während Lucie und ich nach Hamburg fahren, um die Angelegenheit für dich zu regeln. Du müsstest uns aber sagen, wie wir in deinem Sinne verfahren sollen. Wir wollen, dass alles so ist, wie du es dir wünschst.“
    „Danke sehr! Ich denke, ich wäre froh, hier zu bleiben. Ich, ich …“, antwortete Till mit zitternder, versagender Stimme. Plötzlich brach der Damm und die so lang zurückgehaltenen Tränen bahnten sich ihren Weg. Schluchzend stand er in der Küche und fand sich im nächsten Moment in Tante Lucies Armen wieder. Es dauerte lange, bis sich die einmal geöffneten Schleusen wieder schlossen und danach fühlte sich Till so zerschlagen, dass Tante Lucie ihn mit einer gehörigen Portion Baldriantropfen zu Bett brachte.
    Oskar, der eigentlich an seinem Schlagzeug üben wollte, maulte und machte ein saures Gesicht. „Ach Ma, ich hab‘ doch am nächsten Samstag das Vorspiel!“, sagte er vorwurfsvoll, als seine Mutter ihn mit einem Kopfnicken hinausschickte. „Wie soll ich da bestehen, wenn ich nicht üben kann?“
    „Darüber sprechen wir später! Jetzt komm, wir wollen Till schlafen lassen.“ Zärtlich strich sie ihm mit der Hand über das strubblige Haar. „Ruh dich aus, ja, und wenn irgendwas ist, dann rufst du mich!“
    Till nickte erschöpft und beschämt. Er wollte einfach nur allein sein und weinen.
    „Aber ich brauche meinen Computer!“, protestierte Oskar noch einmal. „Kann ich nicht wenigstens leise daran arbeiten?“
    „Hast du Hausaufgaben zu machen?“
    „Nee! Ich wollte nur chatten.“
    „Dann gehst du ins Arbeitszimmer und wenn das nicht geht, dann chattest du heute mal nicht. Du sitzt sowieso viel zu oft und zu lange an dem Ding!“
    „An Papas Computer kann man nicht gescheit arbeiten. Das Teil ist lahm wie sonst was!“, maulte er beim Hinuntergehen. „Am besten wir legen Till mit in Floras Zimmer, die muss sowieso auch gleich ins Bett!“
    „Du weißt so gut wie ich, dass dort kein Platz ist. Und außerdem ist es nicht für lange. Sobald Papa Zeit hat, werden wir das Nähzimmer renovieren.“
    „Wenn er Zeit hat? Na dann dauert es hundert Jahre.“
    In der Küche trafen sie Lilly, die Moritz auf den Knien hatte und wohlig sein weiches Fell kraulte.
    „Oder wir legen ihn so lange mit in Lillys Zimmer. Die zwei sind fast gleich alt und Platz ist genug.“
    „Du hast wohl ein Rad ab!“ Lilly hielt abrupt in ihrer Tätigkeit inne. „Nichts gegen Till, aber kein hirnloses, männliches Wesen wird auch nur einen Tag lang in meinem Zimmer wohnen!“, sagte sie aufgebracht. „Er ist doch gut aufgehoben, wo er jetzt ist. Da kann er gleich noch maskulinen Unsinn dazulernen, den er bis jetzt nicht weiß!“
    „Und von dir kann er lernen, wie ein emanzipierter Eiszapfen aussieht!“, zischte Oskar zurück.
    „Aber hallo!“ Lucie ging stirnrunzelnd zwischen die beiden Kampfhähne. „Was soll denn das? Könnt ihr eure pubertären Anwandlungen nicht mal für ein, zwei Wochen unterdrücken? Hier ist eine Tragödie geschehen und ihr benehmt euch wie Egoisten! Der Junge hat alles verloren, was ihm lieb war und außer uns hat er niemanden! Ihr solltet euch wirklich schämen!“ Beinahe hätte sie vor Wut mit dem Fuß aufgestampft. In der Küche war es still.
    „Du hast ja recht“, flüsterte Oskar schließlich und sah seine Schwester hilfesuchend
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