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Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Titel: Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)
Autoren: Elisabeth Schieferdecker
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unterbrach Gertrude die unangenehme Stille als Erste. „Wir haben es uns angewöhnt, nach der Arbeit so ein Zwischending zwischen Mittag und Kaffee zu machen. Dafür essen wir dann nicht so viel zum Abendbrot. Aber komm, wir wollten ja eigentlich das Zimmer ansehen!“
    Den nächsten Raum, der Gertrudes Schlafzimmer barg, ließen sie unbesichtigt und kamen zum Nähzimmer.
    „Die Wände brauchen natürlich einen neuen Anstrich, aber sonst ist hier alles modernisiert worden. Gut, die Fußbodendielen sind alt, aber das wollte Phil so lassen, weil es zum Stil des Hauses passt.“ Sie blickte sich um. „Im Laufe der Zeit hat sich hier so einiges angesammelt, was auf den Speicher gebracht oder weggeworfen werden kann.“
    „Ich will aber keine Umstände machen!“, sagte Till und zu seinem Ärger spürte er, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Jetzt bloß nicht heulen! Das wäre zu peinlich. So gut kannte er keinen hier, dass sie ihn beim Heulen sehen sollten.
    „Das Besondere an diesem Zimmer ist der kleine Balkon hier. Siehst du?“ Oma Gertrude zog die Gardine zur Seite und jetzt sah er, dass der Raum nicht zwei Fenster besaß wie er geglaubt hatte, sondern ein Fenster und eine kleine Tür.
    „Früher waren das mal die Gesinderäume und es gab eine Holztreppe zum Stall hinunter. Phil hat das alles erneuert. Du kannst ruhig auf die kleine Balustrade hinausgehen.“
    „Das ist ja prima! Da wundert es mich aber, dass keiner von den anderen das Zimmer für sich wollte!“
    „Naja, Oskar hatte schon ein Auge darauf geworfen, aber Phil und Lucie haben gesagt, du sollst etwas Neues haben, etwas, das extra für dich gemacht worden ist.“
    Draußen vor dem Haus klappten Autotüren und laute, fröhliche Stimmen wurden hörbar.
    „Ah, sie kommen! Dann wollen wir nach unten gehen. Kommst du mit?“
    „Ja!“ Till lauschte auf das Lachen in der Diele und da war es wieder, dieses unangenehme Gefühl, nicht dazuzugehören. Egal wie nett er sie fand und egal wie viel Mühe sie sich gaben, er gehörte nicht dazu. Da er nicht einmal mehr Großeltern hatte, gehörte er eigentlich nur sich selbst. Dieser Gedanke machte ihm Mut. Warum war er nicht schon früher darauf gekommen. Er gehörte sich selbst. Er brauchte niemanden! Doch noch ehe die harten Gedanken sein Herz verschließen konnten, stapften kleine Füße die Treppe hinauf und Flora kam ihm mit wehenden Zöpfen entgegengerannt.
    „Till, Till!“, rief sie. „Komm wir wollen essen. Was hast du den ganzen Tag gemacht? Hast du dich gelangweilt?“
    „Hallo mein Liebling!“, rief Oma Gertrude ihr entgegen. „Nun frag dem Till nicht gleich ein Loch in den Bauch!“
    „Ich will aber wissen, was er gemacht hat. Ich habe ihm ein Geschenk gebastelt!“ Sie zog ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Hosentasche, das sich als ein Papierdeckchen entpuppte, auf dem mit Pinseldruck ein Muster gearbeitet war. „Eigentlich wollte ich es als Tischdecke für meinen Puppentisch, aber nun sollst du es haben!“ Sie streckte ihm das Deckchen entgegen, das er etwas ungeschickt ergriff.
    Er betrachtete es und sagte diplomatisch: „Danke sehr, aber im Augenblick habe ich noch keinen richtigen Platz dafür. Wie wäre es, wenn du es so lange für mich aufhebst, bis mein Zimmer fertig ist.“
    „Gute Idee! Komm! Wir legen es so lange auf den Tisch!“
    Sie zog Till kurzerhand hinter sich her in ihr Zimmer, geradewegs zur kleinen Teegesellschaft.
    „Hallo meine Lieben!“, begrüßte sie die Püppchen und Plüschtiere. „Was habt ihr nur ohne mich gemacht?“ Geschickt rückte sie die Tassen und Teller zurecht, um Platz für das Deckchen zu machen. Dabei drückte sie Till die Zuckerdose in die Hand, die dieser nun zum zweiten Mal mit Erstaunen betrachtete, war ihm doch so, als ob sich die kleine Figur gerade bewegt hätte! Aber nein, das war unmöglich. Er hob den Gegenstand unmittelbar vor seine Augen und war wiederum von seiner Schönheit fasziniert, aber sonst hatten ihm wohl seine überreizten Nerven einen Streich gespielt. Und überhaupt, was für ein winziger Mechanismus wäre nötig, um eine so kleine Figur zu bewegen!
    Tante Lucie rief aus der Küche und eilig stellten sie Dose und Puppengeschirr wieder an ihren Platz. Ein letzter Blick und sie gingen nach unten.
    In der Küche herrschte ein lustiges Tohuwabohu, das bei Tills Eintreten jäh verstummte. Oskar und Lilly, die gemeinsam das Böll-Gymnasium besuchten, hatten ihre Tageserlebnisse ausgetauscht und fanden ihre
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