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Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit

Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit

Titel: Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit
Autoren: Max Frei
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etwa?«
    »Bist du noch nie auf die Idee gekommen, dein Lokal einen Tag pro Woche geschlossen zu halten?«
    »Eigentlich nicht. Soll ich das ausprobieren? Aber das ginge frühestens morgen. Schließlich müssen meine Kunden Bescheid wissen.«
    »Na gut, morgen klingt besser als nächstes Jahr«, sagte ich gnädig. »Hoffentlich kommt Sir Juffin nicht auf geniale Ideen, was meine Person anlangt. Dagegen nämlich bin selbst ich machtlos.«
    »Na schön, um den morgigen Tag mache ich mir jetzt noch keine Sorgen. Willst du mir nicht etwas zu essen anbieten?«, fragte Techi. »Schließlich hätte ich meinen Besuch bei dir fast mit dem Leben bezahlt.«
    Ich bemühte mich also, weder meine Erwartungen noch die meiner Freundin zu enttäuschen. Das war nicht leicht, doch ich schaffte es.
    Um auch die Ansprüche meines Chefs zu erfüllen, tauchte ich kurz nach Sonnenuntergang im Haus an der Brücke auf. Eigentlich hatte ich kaum Verspätung -höchstens anderthalb Stunden.
    »Seid Ihr beschäftigt, Majestät?«, fragte mich Sir Juffin spöttisch. »Grübelt Ihr womöglich über das traurige Schicksal Eures armen Volkes nach?«
    Natürlich las auch mein Chef Zeitung.
    »Mein Herz blutet«, rief ich wie ein erfahrener Demagoge. »Mein kleines Volk hat den letzten Rest seines gesunden Menschenverstands verloren«, seufzte ich und warf mich theatralisch in meinen Sessel. Endlich konnte ich leidenschaftlich Trübsal blasen. »Ich mache mir Sorgen und verteidige meine Freiheit. Und was meinen Sie,
    Juffin? Was könnte passieren, wenn die Anhänger der Monarchie gewinnen? Könnten mich diese netten Leute gegen meinen Willen zum König erklären? Werden sie meinetwegen in Echo einmarschieren? Oder schicken sie mir einen Killer und stopfen meine Leiche wie eine Trophäe aus? Oder haben sie womöglich vor, mich erneut zu entführen?«
    »Warum so nervös, Max?«, fragte Juffin verständnislos. »Das ist doch eine lustige Geschichte, findest du nicht?«
    »Meistens bin ich Ihrer Meinung, aber nicht immer. Ich fürchte schon den ganzen Tag, Sie und der König könnten mich in die Leeren Länder schicken, um diese armen Menschen zu versöhnen.«
    »Wirklich? Na, dann hast du seltsame Vorstellungen von der Politik des Vereinigten Königreichs«, meinte Juffin kichernd. »Wen interessieren schon innere Konflikte in den Grenzgebieten? Soll sich der Dunkle Sack damit auseinandersetzen. Der langweilt sich ohnehin schon seit geraumer Zeit.«
    »Welcher Sack?«, fragte ich erstaunt.
    »Na, der Dunkle Sack - Graf Richiri Gatschilo Wuk, einziger Lord dieses hinterwäldlerischen Gebiets und früherer Erzieher unseres hochgeschätzten Friedenskönigs Gurig VII., ein echter Held der Vergangenheit und überhaupt eine starke Persönlichkeit. Ich muss euch irgendwann miteinander bekannt machen. Unter uns gesagt: Seine Heimat ist eine sehr hübsche Gegend. An deiner Stelle würde ich Sonderurlaub beantragen, um mir einen Eindruck von diesem Gebiet zu verschaffen.«
    »Ich habe hier genug zu tun - den Magistern sei Dank«, widersprach ich entschieden. »Soll ich etwa nach dem ersten Abendessen im Juffins Dutzend die Stadt verlassen? Niemals!«
    »Interessant, wohin es dich wieder mal verschlagen hat! Hat dich Sir Kofa etwa dorthin geschleppt?«
    »Sie jedenfalls nicht! Warum besuchen Sie dieses Wirtshaus eigentlich nicht? Dort haben Sie doch einen eigenen Tisch. Ich an Ihrer Stelle würde
    »Das kann ich mir nur zu gut vorstellen«, unterbrach mich Juffin spöttisch. Dann lächelte er breit und sagte: »Um ehrlich zu sein, meide ich dieses Lokal, um nicht die Hälfte oder mehr von Mochis Kundschaft zu verscheuchen. Seine Gäste blicken etwas enttäuscht zu meinem Platz herüber, freuen sich aber doch, dass er leer ist.«
    »Warum das denn?«, fragte ich naiv.
    »Weil ich ein schrecklicher Mensch bin«, sagte Juffin und zog dabei eine wüste Grimasse, die ihm ausgesprochen gut gelang. Dann machte er wieder ein normales Gesicht und zuckte die Achseln.
    »Natürlich bin ich sehr nett, aber in dieser Welt gibt es nur wenige, die in das größte Geheimnis eingeweiht sind. In Mochis Wirtshaus verkehren fast nur Menschen, die im Einklang mit dem Gesetz leben und die Gesellschaft von Sir Kofa deshalb gern und vollauf genießen. Und meine Wenigkeit mit ihrer dunklen Vergangenheit trägt ganz und gar nicht dazu bei, dass die Besucher sich bei Mochi wohl fühlen.«
    »Zu meinem persönlichen Wohlgefühl tragen Sie ungemein viel bei«, seufzte ich schmeichlerisch.
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