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Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit

Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit

Titel: Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit
Autoren: Max Frei
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verzichten.
    Unterwegs kam mir der Gedanke, mein Haus in der Straße der gelben Steine wäre der ideale Ort für einen Horrorfilm, weil es dort still, leer und dunkel war. Selbst meine Katzen waren schon zu Techi umgezogen. Anders als ich fütterte meine Freundin die Tiere regelmäßig. Zudem hatte ich den Eindruck, dass Armstrong und Ella sich immer in dem nach ihnen benannten Wirtshaus aufhalten sollten. Das war auch die beste Werbung für das Lokal, denn inzwischen konnte man bei Techi abends keinen freien Tisch mehr finden. Es kamen immer wieder Schaulustige, um die seltsamen Katzen des nicht minder seltsamen Sir Max zu sehen. Ich nehme an, sie spekulierten vor allem darauf, mich anzutreffen. Durch meine Funktion nahm ich bei den Bewohnern von Echo einen Platz ein, der in meiner alten Heimat Politikern oder Schauspielern Vorbehalten war. Sie suchten keinen Kontakt zu mir, fanden es aber reizvoll, Freunden und Bekannten erzählen zu können, sie hätten mich dort gesehen. Dadurch florierte das Geschäft meiner Freundin, und selbst ich war mal zu etwas nutze.
    Während ich über Werbetricks und meinen Status als halber Popstar nachdachte, betrat ich mein Haus, wischte Staub von den leeren Regalen, öffnete die Fenster und legte mich zufrieden schlafen.
    Gegen Mittag weckte mich furchtbarer Lärm. Im Halbschlaf ging ich die Treppe runter und überlegte mir, was ich mit dem Gift machen sollte, das sich in meinem Gaumen gesammelt hatte. Sollte ich die Übeltäter anspucken oder ihnen besser einen Kugelblitz verpassen? Am besten wäre es vielleicht, mich zu beherrschen, in Ruhe zu frühstücken und zu schauen, wie es weiterging.
    Im Wohnzimmer allerdings war nichts Besonderes passiert. Nur Techi saß auf dem Boden und sah empört auf meinen Sessel. Was dieses Möbelstück angeht: Wenn es reden könnte, hätte es sicher darüber geschimpft, so verlottert zu sein. Aber den Magistern sei Dank: Es blieb still.
    »Max, du hast wahnsinnig eifersüchtige Möbel. Dieser Sessel hat mich umbringen wollen«, sagte Techi anklagend.
    »Wieso das denn?«, fragte ich verwirrt.
    »Ich hab bei dir vorbeigeschaut, um dir Guten Tag zu sagen, und gemerkt, dass ich etwas früh dran war. Ich weiß doch, dass du jeden knallhart abweist, der vormittags bei dir klingelt. Also hab ich mich entschieden, dich noch eine Stunde schlafen zu lassen, bin in dein Wohnzimmer gegangen, hab mir ein paar Zeitschriften gesucht und mich in den schrecklichen Sessel gesetzt. Er hat sehr seltsam reagiert. Der ist bestimmt verzaubert.«
    Du hast Recht, und ich hab meine Ruhe, dachte ich bei diesem Gerede nur. Zu so brutaler Morgenstunde sind meine Geisteskräfte noch unterentwickelt.
    »Das hast du davon, mich in meine Wohnung geschickt zu haben«, meinte ich dann. »So bist du gezwungen, hierherzukommen und dein Leben zu riskieren.«
    »Ich wollte schon längst auf deine Kosten frühstücken«, erklärte Techi. »Und jetzt hab ich einen wunderbaren Grund dazu. Weißt du, was in der neuesten Ausgabe der Königlichen Stimme steht? Das wird dich interessieren.«
    »Was steht denn da?«, fragte ich desinteressiert.
    »Deine Untertanen proben den Aufstand.«
    »Gegen wen?«, fragte ich baff.
    »Ach, das sind interne Konflikte - Auseinandersetzungen innerhalb des Stamms. Ein Teil deines Volkes meint, man solle dich auch gegen deinen Willen zum König krönen. Die anderen bestehen darauf, dein Wunsch habe Gesetzeskraft.«
    »Das finde ich auch«, sagte ich lächelnd. »Wenn alle Welt das doch so sehen würde!«
    »Ach ja?«, meinte Techi und zog amüsiert eine Braue hoch. »Das kann ich mir vorstellen. Wie auch immer: Deine Untertanen kämpfen gegeneinander. Ist dir das wirklich egal?«
    »Eigentlich ja«, seufzte ich. »Und würden sie keinen Gefallen daran finden, hätten sie sicher längst damit aufgehört. Wichtig ist, dass Seine Majestät König Gurig nicht auf die Idee kommt, ich solle dorthin reisen und Ordnung schaffen. Ich habe bessere Pläne für meine Zukunft.«
    »Welche denn?«, fragte Techi kokett.
    »Ach, nichts Besonderes. Gestern Abend hat mir Sir Kofa ein bezauberndes Plätzchen gezeigt, und jetzt möchte ich es auch in deiner Gesellschaft besuchen.«
    »In meiner Gesellschaft? Aber ...«
    »Es gibt kein Aber«, sagte ich streng. »Meine Wünsche sind Gesetz. Willst du etwa einen Konflikt herauf -beschwören?«
    »Lieber nicht. Doch ich habe ein eigenes Wirtshaus, das abends geöffnet sein sollte. Wer wird mich dort vertreten? Deine Katzen
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