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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume
Autoren: Maria Duenas
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uns zu bedienen. So standen wir befangen einige Minuten herum, sahen uns mit ehrfürchtigem Respekt um und wagten nicht einmal, die Möbel aus poliertem Holz zu berühren, auf denen jene Wunderwerke der Technik standen, unter denen wir das für unser Vorhaben am besten geeignete auswählen wollten. Im Hintergrund des großen Ausstellungsraums befand sich ein Büro, aus dem Männerstimmen drangen.
    Lange mussten wir nicht mehr warten, die Herrschaften wussten, dass Kundschaft gekommen war. Schon eilte ein dunkel gekleideter, rundlicher Mann auf uns zu, der uns liebenswürdig begrüßte und sich nach unseren Wünschen erkundigte. Ignacio begann zu reden, beschrieb dem Verkäufer, was er sich vorstellte, bat um technische Daten und Vorschläge. Daraufhin schickte sich der Angestellte an, uns kompetent die Eigenschaften jeder einzelnen ausgestellten Maschine zu erläutern. In allen Details und mit Fachausdrücken gespickt, derart ausführlich und monoton, dass ich nach zwanzig Minuten vor lauter Langeweile fast einschlief. Ignacio hingegen saugte die ihm geschilderten Informationen mit allen fünf Sinnen auf, ohne mir und allem anderen, das nichts mit den Schreibmaschinen zu tun hatte, die geringste Beachtung zu schenken. Ich beschloss, mich ein wenig abzusondern, denn mich interessierte das alles nicht im Mindesten. Was Ignacio auch auswählen würde, es wäre eine gute Wahl. Was ging mich der Anschlag an, der Hebel für den Wagenrücklauf oder der Klingelton, der den Rand ankündigte?
    Also beschloss ich, mich in den anderen Bereichen des Ausstellungsraums umzusehen, um mir die Zeit zu vertreiben. Ich betrachtete die großen Plakate an den Wänden, die mit bunten Bildern und Worten in Sprachen, die ich nicht verstand, für die Produkte des Hauses warben, dann schlenderte ich zu den Schaufenstern und beobachtete die Menschen, die auf der Straße vorbeieilten. Nach einer Weile kehrte ich lustlos wieder in den hinteren Bereich des Geschäfts zurück.
    Eine der Wände nahm zu einem guten Teil ein großer Schrank mit Glastüren ein. Ich betrachtete mein Spiegelbild, stellte fest, dass sich ein paar Strähnen aus meinem Haarknoten gelöst hatten, und schob sie wieder zurück. Bei der Gelegenheit kniff ich mich auch gleich in die Wangen, um ein wenig Farbe in mein gelangweiltes Gesicht zu bringen. Dann prüfte ich in aller Ruhe meine Kleidung. Ich hatte für diesen Anlass mein bestes Kostüm gewählt, schließlich hatte dieser Kauf für uns eine ganz besondere Bedeutung. Ich strich mir sorgfältig die Strümpfe glatt, rückte meinen Rock zurecht und ließ die Hände über das Revers meiner Jacke gleiten. Ich fuhr mir noch einmal durch die Haare, besah mich von vorne und von der Seite und betrachtete ausgiebig die Kopie meiner selbst, die das Spiegelglas mir zeigte. Ich probierte verschiedene Posen aus, machte ein paar Tanzschritte und setzte ein Lächeln auf. Als ich meines Anblicks überdrüssig wurde, begann ich wieder in dem Ausstellungsraum herumzuschlendern, um irgendwie die Zeit totzuschlagen, strich mit der Hand langsam über die Oberfläche der Möbel und schlängelte mich lustlos zwischen ihnen hindurch. Dem, was uns eigentlich hierhergeführt hatte, schenkte ich kaum Aufmerksamkeit: Für mich unterschieden sich all diese Maschinen nur in ihrer Größe. Es gab große und robuste, auch kleinere. Einige wirkten leichter, andere schwerer, doch mir erschienen sie lediglich als dunkle Ungetüme ohne den geringsten Reiz. Gelangweilt stellte ich mich vor eine der Schreibmaschinen und tat so, als wollte ich mit dem Zeigefinger knapp über der Tastatur die Buchstaben anschlagen, die am meisten mit mir zu tun hatten. Das S, das I, das R, das A. Si-ra, wiederholte ich flüsternd.
    » Ein schöner Name.«
    Die männliche Stimme hinter mir klang voll und so nah, dass ich beinahe den Atem ihres Besitzers auf der Haut zu spüren meinte. Mir lief ein Schauder über den Rücken, und ich fuhr erschrocken herum.
    » Ramiro Arribas«, stellte sich der Mann vor und streckte mir die Hand entgegen. Ich reagierte nicht gleich. Vielleicht weil ich es nicht gewohnt war, auf so formelle Art begrüßt zu werden. Vielleicht weil ich noch allzu sehr von seinem unerwarteten Auftritt beeindruckt war.
    Wer war dieser Mann, woher war er gekommen? Er selbst gab mir die Antwort auf diese Fragen, wobei er mich unverwandt ansah.
    » Ich bin der Geschäftsführer. Entschuldigen Sie, dass ich mich nicht gleich um Sie gekümmert habe. Ich habe gerade
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