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Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt

Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt

Titel: Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt
Autoren: Peter F. Hamilton
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Kaffee finster an.
    Nur zu gern hätte Edeard ihn gefragt, wie es denn mit Nanitte, der Tänzerin, so gelaufen war. Es musste eine phantastische Nacht gewesen sein, wenn man bedachte, wie mitgenommen er wirkte. Aber auch wenn sie Freunde waren, so hatte Kanseen doch wenig Verständnis für dieses »unter uns Männern«-Geschwätz.
    »Hab ein paar Neuigkeiten für dich«, zischte Boyd, sich nach den anderen Tischbänken in der Halle umsehend, um sich zu vergewissern, dass ihnen niemand zuhörte.
    »Schieß los«, sagte Edeard und zog sich einen Stuhl heran. Boyds Verhalten reizte ihn fast zum Lachen.
    »Sie haben schon wieder meinen Bruder Isoix bedrängt. Gestern Abend, als er sein Geschäft zumachen wollte, standen sie auf einmal da und wollten zwanzig Pfund von ihm haben, um ›das Feuer zu löschen‹, wie sie es nannten. Und sie meinten, sie würden heute Morgen wiederkommen, um das Geld zu kassieren.«
    Das gefiel Edeard überhaupt nicht. Dreimal schon hatte Boyd ihnen in den vergangenen paar Monaten von Bandenmitgliedern berichtet, die seinen Bruder in der Familienbäckerei drangsaliert hatten. Es hatte allerdings niemals eine konkrete Drohung gegeben, nur Warnungen, besser nicht aus der Reihe zu tanzen. Um ihn weichzuklopfen. Nun, jetzt war die Forderung ausgesprochen. »Das war ziemlich dumm von ihnen«, sagte er langsam.
    »Was meinst du damit?«, fragte Dinlay.
    »Sie müssen doch wissen, dass Isoix’ Bruder Konstabler ist. Warum so ein Risiko eingehen? Es gibt Hunderte von Geschäften in Jeavons ohne eine solche Verbindung.«
    »Es sind Bandenmitglieder«, entgegnete Dinlay. »Raffgierig und blöd. Allerdings zu raffgierig und blöd dieses Mal.«
    »Die, die in Erscheinung treten, sind wahrscheinlich nicht wichtig«, meinte Kanseen. »Irgendwelche Strolche und Schläger, die die Drecksarbeit machen, mehr nicht.«
    »Willst du damit etwa sagen, wir sollten ihm nicht helfen?«, fuhr Boyd hitzig auf.
    »Nein«, entgegnete Edeard. »Natürlich nicht. Wir werden dort sein, um die Festnahme durchzuführen, das weißt du. Was Kanseen zu sagen versucht, ist, dass damit das Problem noch nicht gelöst ist.«
    Macsen zog seine Brille ein kleines Stückchen nach unten, um über ihren Rand hinwegzuspähen. »Aber irgendwo müssen wir doch anfangen«, krächzte er.
    »Das hört sich so an, als ob wir diejenigen wären, die diese Banden zerschlagen müssten«, sagte Kanseen.
    »Irgendjemand muss es ja tun. Und vom Bürgermeister oder Hauptkonstabler kommt ja offensichtlich nichts.«
    »Oh, bitte!«
    Macsen zuckte die Achseln und schob sich die Brille wieder hoch. Alle blickten auf Edeard.
    »Brechen wir auf«, sagte er. »Und vergewissert euch, dass ihr alle eure Dro-Seidenwesten anhabt. Ich will Hauptmann Ronark nicht irgendwelche Verluste melden müssen.«
     
    Boyds Familienbäckerei lag am nördlichen Ende der Macoun Street, nicht weit vom Outer Circle Canal. Die Straße war schmal und gewunden und an jeder Seite von verschnörkelten Häusern gesäumt, die eine direkte Beobachtung schwierig machten. Ebenerdig behinderten scharfe Biegungen die Fernsicht des Trupps. Die dreistöckige Bäckerei selbst besaß einen mittigen, rechteckigen Turm mit einem gezahnten Mansardenstildach. Hohe, halbmondförmige Gaubenfenster überragten einen Balkon auf der mittleren Etage, während das Stockwerk darunter sich von der Straße aus über mehrere glatte Stufen erreichen ließ, die zu einem großen Eingangsbogen zwischen zwei gewölbten Erkerfenstern führten. Die drei hässlichen Metallschornsteine der kohlebefeuerten Öfen wuchsen aus Löchern, die in das Turmgesims geschlagen worden waren, und bliesen dünne Rauchwolken in die feuchtkalte Luft.
    Sorgfältig brachte Edeard seinen Trupp in Stellung. Die Bande würde den schnellsten Fluchtweg wählen, also befanden sich Macsen und Dinlay in einem Geschäft zwischen Bäckerei und Kanal. Kanseen deckte das andere Ende der Macoun Street ab, streifte, die Uniform unter ihrem Mantel verborgen, zwischen den Ständen einer schmalen Arkade umher. Edeard seinerseits bezog gegenüber der Bäckerei in einer Wohnstube im ersten Stock Position. Sie gehörte einer Familie, die im Erdgeschoss einen Bekleidungsladen betrieb und eng mit Isoix befreundet war. Boyd selbst hatte sich für diesen Tag wieder nach Hause begeben und half nun in der Bäckerei aus, seiner Rolle entsprechend mit grüner Mütze und weißem Schurz. Edeard war sich nicht ganz sicher, ob er den Ge-Adler einsetzen sollte.
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