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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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zu Randy zurück. Mittlerweile konnte er die drückende, drängende Hitze spüren, selbst hier am Rand der Mauer zum Fluss. Er kniete sich hin. Randys Augen waren geschlossen. »Hey, Mann. Bist du noch da?«
    »Ja.«
    »Großartig.« Jeremy versuchte, so zuversichtlich wie möglich zu klingen. »Hör mal, wir müssen hier aushalten, bis die Feuerwehr kommt. Sie ist schon unterwegs. Deine Frau hat sie gerufen.«
    »Lisa?«
    »Ja.«
    »Ist sie okay?«
    »Ihr geht’s prima. Und uns bald auch. Achtung, ich heb dich jetzt hoch. Das könnte weh tun.«
    Randys Wimmern, als Jeremy ihn anhob, ging in Jeremys Stöhnen fast unter. »Jesus, Mann«, keuchte er, während er durch den Raum wankte. »Du bestehst ja nur aus Muskeln.«
    »Ja.« Randy quetschte das Wort heraus.
    Jeremy schob sich seitwärts durch die Tür zur Toilette und legte den anderen Mann auf den Boden. »Bin sofort wieder da!«, sagte er, nach Luft ringend. Er schnappte sich die erste Plane, die er finden konnte, zerrte sie von der Maschine und hinüber zur Tür der Toilette. Dasselbe machte er mit einer weiteren Plane, wobei er sich beeilte, weil er das Feuer sehen konnte, es buchstäblich springen und strömen und mehr und mehr von der Fabrik seines Urgroßvaters beanspruchen sah. Zum Schluss holte er ein Glas mit Pickles, das er halb versteckt hinter Randys Rucksack entdeckt hatte. Er schraubte es auf und kippte Flüssigkeit und Pickles aus, während er zur Toilette raste und es in die Schüssel hielt. Er übergoss Randy mit Wasser, dann sich selbst, den Boden, die Planen. Er goss und zog ab, goss und zog ab, bis ihm klarwurde, dass er das Innere des winzigen Raums im Schein des Feuers klar erkennen konnte. Das Tosen hatte die hintere Wand erreicht.
    Er ließ das Einweckglas in die Toilette fallen, wuchtete die Planen in den Waschraum und schloss die Tür. Durch die Dunkelheit tastete er sich zu Randy und zerrte die feuchten Planen über sie, bis sie beide vollständig bedeckt waren. »Das erinnert mich daran, wie wir als Kinder immer zelten gespielt haben«, sagte er. »Kennst du das, einfach mit Decken?«
    Randy machte ein Geräusch, halb Zustimmung, halb Schmerz. Jeremy streifte sein Jackett ab, rollte es zusammen und schob es unter Randys Kopf. »Nur Mut, Mann«, sagte Jeremy. »Hilfe ist unterwegs.«
    »Es tut mir leid« flüsterte Randy.
    »Dass du versucht hast, meinen Dad zu erpressen? Das sollte es auch. Wenn wir hier raus sind, fängst du ein neues Leben an, okay?«
    »Es tut mir leid … ich dachte, du wärst ein reicher Popel.«
    »Ich bin ein reicher Popel«, erwiderte Jeremy lächelnd.
    »Warum hilfst du mir?«
    Jeremy dachte einen Augenblick nach. »Na ja, weißt du.« Er wusste nicht, wie er es in Worte fassen sollte. »Du, ich, wir alle sind Menschen. Wir müssen doch füreinander da sein.«
    Schweigen setzte ein. Jeremy lauschte dem gedämpften Röhren des Feuers. Er hörte keine Sirenen. Er sagte sich, dass er dazu auch nicht in der Lage war, bei all dem Lärm. Schließlich machte Randy den Mund auf. »Falls du durchkommst, aber ich nicht, würdest du mir dann einen Gefallen tun?«
    »Du kommst hier raus. Keine Angst.«
    »Tust du es?«
    Jeremy kniff die Augen ganz fest zu. Er konnte spüren, wie heiße Tränen in seine Augen stiegen. »Ja«, flüsterte er.
    »Sag Becky Castle, dass es mir leidtut.«
    »Das ist alles?«
    »Ja.«
    Jeremy legte Randy den Arm um die Schultern und drückte ihn. Randys Hand kam zitternd nach oben und tätschelte Jeremys. Sie warteten, niedergeschlagen und in drückender Dunkelheit, zwei Jungen unter einer Decke. Die nicht ganz so viel Angst hatten, weil keiner von ihnen allein war.

21:10 Uhr
    Ed Castles Pieper ertönte im selben Moment, in dem Lyle MacAuleys Funkgerät zum Leben erwachte. Lyle murmelte eine Entschuldigung und verzog sich in den Krankenhausflur.
    »Was ist denn?«, fragte Suzanne leise. Becky war endlich wieder eingeschlafen. Sie lag zusammengerollt in ihrem Bett wie das kleine Mädchen, das sie einst gewesen war. Ohne die Blutergüsse auf ihrem Gesicht wäre ihre zerbrechliche Blässe mit den Kissen verschmolzen.
    »Ein Feuer«, sagte Ed, nachdem er den Code gelesen hatte.
    »Musst du fahren?«
    »Ich ruf an und frag nach.« Er ging zu Beckys Telefon am Bett und wählte die Nummer des Reviers. Es klingelte und klingelte und klingelte. Endlich kam er durch, aber ehe er ein Wort sagen konnte, hörte er ein genuscheltes »Bitte warten Sie« und lauschte dann einer Bandansage, die ihm
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