Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache
Autoren: Julia Spencer-Fleming
Vom Netzwerk:
Laut drang zu ihr durch.
    Sie schüttelte den Kopf und zeigte auf ihr Ohr. Er nickte und streckte die Hand aus, und gemeinsam kamen sie taumelnd auf die Beine.
    Ein Tisch hinter ihnen war umgekippt und schirmte sie teilweise von der brutalen Hitze ab, die aus dem Inferno, das einst der Ballsaal gewesen war, herüberwehte. Clare umklammerte Russ’ Hand. Wenn er ein wenig weiter von der Tür entfernt gestanden hätte … Ihr blieb gerade genug Zeit, um zu beobachten, wie einer der Geweih-Kronleuchter zu Boden stürzte, ehe Russ sie durch den Eingang in die Lobby zerrte.
    Die wogende Menge der Gäste ballte sich kämpfend an den Ausgängen. Schwach hörte sie das Geschrei und Gebrüll wie aus weiter Entfernung. Am deutlichsten vernahm sie das Schrillen des Alarms. Personal versperrte den Zugang zu den Fahrstühlen und die Kette vor den Nottreppen war entfernt worden. Während sie hinsah, tauchte eine Asiatin mittleren Alters auf der Treppe auf, zitternd und mit weit aufgerissenen Augen. Clare fiel ein, was sie hatte tun wollen.
    »Das Personal braucht Unterstützung. Sie müssen sich vergewissern, dass alle Gäste ihre Zimmer verlassen haben.«
    Russ’ Zusammenzucken verriet ihr, dass sie ihre Stimme senken musste. »Ich werde ihnen helfen.«
    Er schüttelte den Kopf und zeigte zur Rezeption, wo vier livrierte Angestellte an den Telefonen hingen. Er drehte sie zu sich um. Sie. Erledigen. Das., sagte er.
    »Aber was, wenn die Gäste glauben, es wäre falscher Alarm?«
    Seine Augenbrauen wanderten empor. Er zeigte nach hinten, wo der Ballsaal wie ein Weihnachtsbaum im Osterfeuer abfackelte.
    Sie verstand. »Aber ich sollte trotzdem helfen.«
    Sie sah ihn eher seufzen, als dass sie es hörte. Dann schloss er sie in die Arme, hielt sie fest und flüsterte in ihr Ohr. Das Dröhnen ließ nach, und sie hörte ihn. »Wenn du mich liebst, gehst du. Sofort.«
    Dann tat er etwas Erstaunliches. Trotz der Dutzende von Menschen, die sich nach wie vor durch die Lobby kämpften, küsste er sie, leicht, kurz, und dann schob er sie weg, streifte seine Smokingjacke ab und legte sie ihr um die Schultern.
    »Ich kann dich wieder hören«, sagte sie dümmlich.
    »Los jetzt. Ich sehe nach, ob Mom und Cousine Nane es nach draußen geschafft haben.« Sie nickte. Wandte sich ab. Und stand einem verängstigt wirkenden, älteren Mann in Abendschuhen, Schlafanzug und schwarzem Mantel gegenüber, der sie beobachtete. Sie schlüpfte in die Jackenärmel und durchquerte die Lobby. Sie ergriff die Hand des alten Mannes. »Father Aberforth«, sagte sie, »darf ich Ihnen helfen?«

21:10 Uhr
    Jeremy gönnte sich sechzig Sekunden, um zu fluchen und auf den Boden zu stampfen bei der Vorstellung, wie sein Vater über ihn herfallen würde, weil er eine der Erpresserinnen in seinem eigenen BMW hatte entkommen lassen.
    Nachdem eine Minute vergangen war, konzentrierte er sich auf die anstehende Aufgabe. Die kleine dunkelhaarige Frau, die geschrien hatte, dass ihr Mann dort drin war, stand schluchzend und von Schluckauf geplagt neben dem gemächlich brennenden Eingang und rief mit schmerzerfüllter Stimme immer wieder: »Randy! Randy!«
    Jeremy trat zu ihr. Mit feuchtem Gesicht blickte sie zu ihm auf. »Bitte«, flehte sie. »Helfen Sie ihm!«
    »Das werde ich«, versprach er. »Aber Sie müssen auch helfen.« Sie nickte heftig. »Gehen Sie zur neuen Fabrik. Hinter dem Angestellteneingang hängt ein Telefon. Rufen Sie die Feuerwehr.« Sie nickte wieder. »Suchen Sie den Vorarbeiter. Sagen Sie ihm, die Männer sollen alle Feuerlöscher im Gebäude einsammeln und hierherbringen. Haben Sie das verstanden?«
    »Vorarbeiter. Feuerlöscher.«
    »Sagen Sie ihm, Jeremy Reid hätte Sie geschickt.« Unter anderen Umständen wären ihre vor Schreck weit aufgerissenen Augen bei der Nennung seines Namens komisch gewesen. »Richtig, Jeremy Reid. Lassen Sie meinen Vater in Ruhe.«
    Sie rannte ohne ein weiteres Wort davon, und Jeremy wandte sich der alten Fabrik zu. Falls er hineingelangte, sollte es ihm möglich sein, ein Fenster zur Flussseite einzuschlagen und zu springen. Er war ein guter Schwimmer, zuversichtlich, dass er selbst einen verängstigten, verletzten Mann die Zeit über Wasser halten konnte, die es dauerte, das Ufer unterhalb der Fabrik zu erreichen. Falls er durch das Feuer kam. Ins Wasser. Feuer. Wasser.
    Er grinste und stürmte zum Fluss, der hinter der alten Fabrik entlangströmte. Er kletterte wesentlich schneller, als er beabsichtigt hatte, die steile
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher