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Das Dunkle Muster

Das Dunkle Muster

Titel: Das Dunkle Muster
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Bambushütten, in denen Menschen lebten. Die meisten davon mußten jetzt schlafen. Wenn das Luftschiff auf der Ebene landete, würden Hunderte von ihnen den Tod finden, und wenn es Feuer fing, noch mehr.
    Jill gab Nikitin die Anweisung, die Parseval über den Fluß zu steuern.
    Was tun?
     
    Von den Leuten am Fluß, die aufgeblieben waren, hatten ein paar zum schwarzweißgesprenkelten Himmel aufgeschaut. Sie sahen zwei umrißhaft erkennbare Objekte, von denen eines größer war als das andere. Das kleinere bestand aus zwei Kugeln, die untereinander hingen, wobei das größere sich oben befand. Das andere Objekt war lang und ähnelte einer dicken Zigarre.
    Sie bewegten sich aufeinander zu. Aus dem kleineren Objekt drang ein starres Licht, während das größere Blinksignale abstrahlte, die von unterschiedlicher Länge waren.
    Plötzlich senkte das größere der beiden Objekte seine Nase und begann rasch dem Boden entgegenzufallen. Als es dem Grund näherkam, erzeugte es fremdartige Geräusche.
    Viele derjenigen, die in dieser Nacht am Fluß hockten, wußten nicht, was sie von den beiden Objekten halten sollten. Ihnen waren weder Ballons noch Luftschiffe bekannt. Manche von ihnen entstammten zwar Zeiten, in denen es bereits Ballons gegeben hatte, aber die meisten kannten derartige Fahrzeuge lediglich von Fotografien oder Zeichnungen her. Und die meisten Angehörigen dieser Gruppe hatten von Luftschiffen wiederum nur als Spekulationen gehört, in denen man sich über die Konstruktion zukünftiger Fortbewegungsmittel unterhalten hatte.
    Nur eine sehr geringe Gruppe von Menschen erkannte in einem der herabsinkenden Objekte ein Luftschiff.
    Gleichgültig, wie viele von ihnen über die Existenz derartiger Dinge informiert waren: die meisten stürmten in ihre Hütten, weckten ihre schlafenden Partner und Gefährten und schlugen Alarm.
    Dann hatten wieder einige andere auch den Helikopter entdeckt, was noch mehr Neugier und Befürchtungen hervorrief.
    Trommeln wurden geschlagen; Leute schrieen. Mittlerweile war jedermann erwacht und die Hütten verwaist. Alle schauten sie zum Himmel empor und rätselten.
    Die Fragen und Ausrufe kulminierten in einem einzigen großen Schrei, als eines der fliegenden Objekte plötzlich in Flammen aufging. Als es abstürzte, schrieen die Leute auf und es sank nieder, begleitet von einem hellen, orangefarbenen Feuer, das den Eindruck erweckte, als sei es der Glorienschein eines gefallenen Engels.
     

70
     
    Tai-Peng trug nichts als ein Gewand aus Eisenbaumblättern und Rebenblüten. Er hielt einen Becher Wein in der Linken, ging auf und ab und sagte mit der Flüssigkeit eines munter zu Tal plätschernden Bächleins aus dem Stegreif ein Gedicht auf, das den Hof der T’an-Dynastie von den Beinen gerissen hätte, sich für die Ohren von Nichtchinesen jedoch anhörte wie das Klappern von Würfeln in einem Knobelbecher, weswegen er es in den örtlichen Esperantodialekt übersetzt hatte.
    Ein Großteil der Feinheiten und Bezüge verlor sich natürlich in der Übersetzung, aber es blieb immer noch genügend übrig, um die Zuhörer zu erheitern oder in Freudentränen ausbrechen zu lassen.
    Seine Frau Wen-Chün spielte leise auf einer Bambusflöte. Obwohl Tai-Pengs Stimme meist laut und schrill klang, hatte er sie für dieses Beisammensein gesenkt. Wenn er Esperanto sprach, hörte es sich beinahe ebenso melodiös an wie die Flöte. Auch das Gewand, in das er gekleidet war, hatte er ausschließlich für Gelegenheiten wie diese anfertigen lassen. Es bestand aus rotgrüngestreiften Blättern und rotweißblaugestreiften Blüten. Während er auf und ab ging wie eine große Katze in einem Käfig, flatterten sie um ihn.
    Tai-Peng war ein typischer Vertreter seiner Rasse und Zeit, ein hochgewachsener Mann des achten Jahrhunderts. Er war gelenkig, breitschultrig und mit schweren Muskeln bepackt. Sein langes Haar, das in der Sonne des Spätnachmittags leuchtete, glänzte wie ein dunkler Jadespiegel. Seine Augen waren groß, blaßgrün und funkelten wie die eines hungrigen – aber verletzten – Tigers.
    Er war der Nachfahre eines Kaisers und einer Konkubine, aber das lag bereits neun Generationen zurück. Die Familie, die er noch erlebt hatte, bestand vorwiegend aus Dieben und Mördern. Einige seiner Großeltern hatten den Bergstämmen angehört, einem wilden Volk, das ihm seine feuriggrünen Augen vererbt hatte.
    Tai-Peng und sein Publikum saßen auf einem Hügel, der die Ebene und den Fluß überragte und von
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