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Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)

Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
Autoren: Christine Feehan
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fruchtbaren Erdreich. Die Dunkelheit der Höhle tief unter der Erde verhinderte, dass die Sonne seine Haut berührte, aber er spürte sie trotzdem und wusste, dass sie gleich dort draußen vor dem Eingang war und nur darauf wartete, ihn zu versengen. Seine Haut prickelte und brannte bereits in Erwartung dessen. Mit absoluter Sicherheit und dem natürlichen Selbstbewusstsein eines Kriegers durchquerte Dominic die Höhle und schwebte im Dunkeln über den unebenen Grund hinweg.
    Als er den Aufstieg zur Erdoberfläche begann, dachte er an sie – an seine Seelengefährtin, die Frau in seinen Träumen. Sie war natürlich nicht seine wahre Seelengefährtin, denn wäre sie es, würde er überall und nicht nur in ihren Augen Farben sehen. Er würde die verschiedenen Schattierungen des Grüns im Dschungel erkennen, aber alles um ihn herum blieb grau. War die Hoffnung, bei ihr Trost zu finden, also wieder nur eine Illusion? Eine Selbsttäuschung, wie ihr von der Liebe zu seiner Seelengefährtin vorzusingen? Dominic sehnte sich nach ihr und musste sie ab und zu heraufbeschwören, um die Nacht zu überstehen, wenn sein Blut raste und er von innen heraus bei lebendigem Leibe aufgefressen wurde. Er dachte an ihre weiche Haut, die zu berühren ein ganz erstaunliches Gefühl war für einen wie ihn, der selbst so hart wie Eiche und dessen Haut so zäh wie Leder war.
    Als er sich dem Ausgang der Höhle näherte, konnte er Licht in den Tunnel fallen sehen und schrak zusammen, was eine völlig natürliche Reaktion war nach Jahrhunderten des Lebens in der Nacht. Er liebte die Nacht, egal, wo er war oder auf welchem Kontinent er sich befand. Der Mond war ein Freund, die Sterne oft Leitbilder, von denen er sich führen ließ. Er befand sich auf unbekanntem Terrain, doch er wusste, dass die Brüder de la Cruz den Regenwald überwachten, obwohl sie nur zu fünft waren, um ein sehr ausgedehntes Gebiet abzudecken, und sich dazu sehr weit verteilen mussten. Dominic hatte das Gefühl, dass die fünf Meistervampire, die ihre weniger mächtigen Artgenossen gegen die Karpatianer rekrutierten, ganz bewusst das Territorium der Familie de la Cruz als Hauptquartier gewählt hatten.
    Die Brüder Malinov und de la Cruz waren miteinander aufgewachsen. Sie waren früher mehr als Freunde gewesen und behaupteten sogar, verwandt zu sein. Das karpatianische Volk hatte sie als zwei der mächtigsten Familien betrachtet. Dominic dachte über ihre Persönlichkeiten und die Kameradschaft nach, die dann irgendwann zur Rivalität geworden war. Es machte Sinn, dass die Brüder Malinov ihr Hauptquartier direkt unter den Augen derjenigen errichtet hatten, die einst mit ihnen im Bunde gewesen waren. In ihrer Jugend hatten sie gemeinsam – wenn auch nur theoretisch – nach Wegen gesucht, um die Dubrinskys als Regenten des karpatianischen Volkes abzusetzen. Am Ende hatten die Brüder de la Cruz dann aber doch dem Prinzen Loyalität geschworen. Daraufhin waren die Malinov-Brüder zu den erbittertsten und gnadenlosesten Feinden der Brüder de la Cruz geworden.
    Dominics logische Schlussfolgerungen waren von dem Vampir bestätigt worden, den er in den Karpaten getötet hatte, einem sehr redseligen, geringeren Vampir, der sich mit seinem Wissen hatte brüsten wollen. Dominic war weitergezogen, ohne Gefangene zu nehmen, überrascht, welch fabelhaftes Warnsystem die Parasiten waren. Es wäre den Brüdern Malinov natürlich nie in den Sinn gekommen, dass ein Karpatianer es wagen würde, das verseuchte Blut zu sich zu nehmen und in ihr Lager einzudringen.
    Als er sich jetzt dem Höhleneingang näherte, schlug ihm zuerst der Lärm entgegen, die Geräusche von Vögeln, Affen und, trotz des Regens, das unaufhörliche Summen der Insekten. Es war so heiß, dass die allgegenwärtige Feuchtigkeit regelrecht Dampf vom Boden vor der Höhle aufsteigen ließ. Über den Ufern des angeschwollenen Flusses hingen Bäume mit Wurzelgeflechten. Sie waren wie große knorrige Käfige, aus denen sich Ranken über den Boden schlängelten, die wie hölzerne Flossen aussahen.
    Dominic war unempfindlich gegen Regen oder Hitze; er konnte seine Körpertemperatur so regulieren, dass er sich nicht unwohl fühlte. Aber die etwa dreißig Fuß vom Eingang seiner Höhle bis zu der verhältnismäßigen Sicherheit unter dem dichten Blätterdach würden die Hölle sein, und darauf freute er sich nicht. Sich in der Sonne aufzuhalten, selbst in anderer Form, war immer schmerzhaft, und er hatte schon genug zu
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