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Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)

Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
Autoren: Christine Feehan
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Dominic, dass seine Zeit ablief. Dabei musste er noch den Auftrag ausführen, das feindliche Lager zu infiltrieren und die Pläne der Vampire aufzudecken, die Information an Zacarias de la Cruz zu senden und dann so viele Vampire zu töten wie nur möglich, bevor er selbst fiel. Und deshalb beschloss er, sich unverzüglich aufzumachen, um für das Weiterbestehen seines Volkes zu kämpfen.
    Schnell verwandelte er sich und nahm die Gestalt des Herrn der Lüfte an – die der Harpyie, des Haubenadlers Südamerikas. Dieses Tier jedoch war noch größer, als es normalerweise der Fall war, obwohl Harpyien ohnehin schon riesige Vögel waren. Seine Flügelspannweite betrug gute sieben Fuß, seine Krallen waren gewaltig. Die Adlergestalt würde dazu beitragen, Dominic zu schützen, wenn er in die Sonne hinaustrat und eine freie Fläche überqueren musste, bevor er den relativen Schutz der dicht belaubten Baumkronen erreichte.
    Er hüpfte auf den Boden und ins Licht. Trotz des starken Regens überschwemmte ihn die Helligkeit. Rauch stieg von den dunklen Federn auf und hüllte bald den ganzen Vogel ein. Dominic hatte schon oft Verbrennungen erfahren, sein Körper war von ihren Narben überzogen, auch wenn sie mit der Zeit zurückgegangen waren. Aber er würde nie den Schmerz vergessen. Er hatte sich in seine Knochen eingebrannt.
    Dominic holte tief Luft und zwang sich, die Flügel auszubreiten und sich zu dieser scheußlich brennenden Hitzemasse zu erheben. Der Regen peitschte ihn, fauchte und zischte wie eine erboste Katze, als der große Vogel sich in die Lüfte schwang und hart mit den Flügeln schlug, um schnell an Höhe zu gewinnen und die Bäume zu erreichen. Das Licht blendete ihn, und selbst in Adlergestalt schrak Dominic vor den Strahlen zurück, auch wenn sie durch den Regen verschwommen waren. Es schien ewig zu dauern, die dreißig Fuß zu überwinden. Und auch dann brauchte Dominic ein paar Momente, um zu erkennen, dass die Sonne ihm nicht mehr direkt auf die Federn schien. Die zischenden und fauchenden Geräusche wichen wieder dem Geschrei der Vögel und Affen, das diesmal jedoch sehr beunruhigt klang.
    Unter ihm ließ ein Stachelschwein die Feige fallen, die es sich gerade hatte einverleiben wollen, als der Schatten des Adlers über ihm hinweggezogen war. Zwei weibliche, von fermentiertem Obst berauschte Klammeraffen starrten zu ihm auf. Der Amazonasurwald verlief über acht Grenzen und erstreckte sich mit seinen ganz eigenen, unterschiedlichen Lebensformen über die jeweiligen Länder. Ein seidig glänzender Ameisenbär, der in den Ästen eines Baumes herumkletterte, verharrte, um ihn misstrauisch zu beäugen. Leuchtend rote und blaue Aras kreischten warnend, als der Adler über sie hinwegflog, aber Dominic beachtete sie nicht und zog immer weitere Kreise, um noch mehr von dem Gebiet in Augenschein zu nehmen.
    So hoch die Baumkronen es erlaubten, bewegte der Adler sich lautlos durch den Dschungel und brachte Meile um Meile hinter sich. Dabei blieb er immer unter den Kronen, denn er brauchte den Schutz der knorrigen Äste und des dichten Blätterdachs, um vor dem Licht geschützt zu sein. Mit den scharfen Augen des Adlers konnte er selbst Dinge, die nicht größer als ein Zentimeter waren, aus großer Höhe sehen. Er konnte mit Geschwindigkeiten bis zu fünfzig Meilen in der Stunde fliegen, wenn er sich in offenem Gelände befand, und, falls nötig, mit schwindelerregendem Tempo zur Erde hinunterschießen.
    Im Moment war es in erster Linie jedoch die exzellente Sicht des Adlers, derentwegen er sich für diese Tiergestalt entschieden hatte. Im Vorbeirauschen entdeckte er Hunderte von Fröschen und Eidechsen auf Zweigen und Baumstämmen. Schlangen lagen um Äste geschlungen, als wären sie ein Teil davon, und verbargen sich unter vom Regen stark durchnässten Blüten. Ein Baumozelot, der mit großen Augen nach Beute Ausschau hielt, zog sich noch tiefer in das Blattwerk eines hohen Kapokbaumes zurück. Der Adler ließ sich tiefer sinken, um die üppige Vegetation am Boden zu inspizieren. Kalksteinblöcke lagen halb begraben unter Trümmern, als wären sie von einer resoluten Hand verstreut worden. Ein blau schimmerndes Wasserloch wies auf das Vorhandensein eines unterirdischen Wasserlaufes hin.
    Der Adler erweiterte seine Kreise und legte mehr und mehr Meilen zurück, bis er fand, wonach er suchte. Am Rande einer von Menschen gerodeten Lichtung ließ sich der große Vogel in den Ästen eines hohen Baumes nieder. Ein
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