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Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)

Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)

Titel: Das dreizehnte Opfer: Thriller (German Edition)
Autoren: Stuart MacBride
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große Overgate-Tombola, aber zuerst möchte Nicole Gifford ihrem Verlobten Dave noch alles Gute im neuen Job wünschen. Und hier ist Celine Dion mit ›Just Walk Away‹ …«
    Oder besser noch: Renn weg, so schnell du kannst. Ich schaltete das Radio aus.
    Dreitausend bis morgen. Ganz zu schweigen von den restlichen sechzehn …
    Erpressung wäre eine Möglichkeit: nach Oldcastle zurückfahren und ein paar Leute bearbeiten. Bei Willie McNaughton vorbeischauen und fragen, ob er immer noch GHB an Schulkinder vertickt. Das sollte wenigstens ein paar hundert wert sein. Karen Turner hatte dieses Bordell in der Shepard Lane. Und der fette Jimmy Campbell baute auf seinem Dachboden sicher immer noch Gras an … Noch ungefähr ein Dutzend solche »Hausbesuche«, und ich könnte anderthalbtausend zusammenkratzen, vielleicht zwei, wenn’s hochkäme.
    Es fehlten noch mehr als tausend Pfund, und ich hatte nichts mehr zu verkaufen.
    Vielleicht würde Mrs Kerrigan mich nicht ganz so hart rannehmen, und sie würden mir nur ein Bein brechen. Und nächste Woche würden sie mir dann die Rechnung präsentieren – eine komplizierte Bruchrechnung …
    Der Parkplatz war fast leer – nur ein paar silberfarbene Vertreterkutschen und Mietwagen standen in der Nähe des Hoteleingangs. Ich parkte, stellte den Motor ab und starrte eine Weile vor mich hin, während der Regen auf das Autodach trommelte.
    Vielleicht wäre Newcastle doch keine so schlechte –
    Klonk, klonk, klonk.
    Ich drehte mich auf dem Sitz um. Ein fleischiges Gesicht spähte zum Beifahrerfenster herein: schmaler Mund, stopplige Hängebacken, der kahle Schädel tropfnass und glänzend, dunkle Säcke unter den Augen, bläulich graue Haut. Die massigen, runden Schultern bis zu den Ohren hochgezogen. Der Akzent war reinstes Liverpool. »Kommst du jetzt rein, oder was?«
    Ich schloss die Augen, zählte bis fünf und stieg dann hinaus in den Regen.
    Das winzige Mündchen bog sich nach unten. »Mein Gott, schau dich doch bloß an. Kannst ja alte Omas zu Tode erschrecken mit der Visage.« Er hielt eine braune Papiertüte in der Hand; das Burger-King-Logo war mit etwas Rotem verschmiert.
    »Ich dachte, bei der Met hätten sie dir den Liverpooler Slang inzwischen ausgetrieben?«
    »Machst du Witze? Nee, nee, der alte Sabir ist ein waschechter Merseyside-Junge, das kannst du mir glauben.« Er zeigte mit einem Wurstfinger auf mein Gesicht. »Wie sieht denn der andere Typ aus?«
    »Fast so hässlich wie du.«
    Er lächelte. »Also, deine Mam beschwert sich jedenfalls nie, wenn ich’s ihr besorge.«
    »Ich gebe zu, sie ist längst nicht mehr so wählerisch, seit sie tot ist.« Ich schloss den Wagen ab, während der Regen auf die Schultern meiner Lederjacke prasselte. »Sind die McMillans hier?«
    »Nee, zu Hause. Wir halten uns hier möglichst zurück; wir dachten uns, die wollen sicher nicht, dass ein Sonderkommando von der Staatsanwaltschaft ihr Haus belagert.« Sabir drehte sich um und watschelte auf den Hoteleingang zu. Seine breiten Hüften wiegten sich hin und her, und er setzte die Füße im Fünfundvierzig-Grad-Winkel auf, wie eine Ente. »Der Vater reißt sich noch einigermaßen zusammen, aber die Mutter ist fix und fertig. Wie sieht’s bei deinen aus?«
    Ich folgte ihm durch die Automatiktür in eine gesichtslose Lobby. Die Rezeptionistin hing über dem Telefon und kritzelte in einem Kalender herum. »Ich weiß … Mmmh … Na ja, sie ist halt eifersüchtig, das ist alles …«
    Sabir ging voran zu den Aufzügen und bearbeitete den Knopf mit dem Daumen. »Wir sind im fünften Stock. Tolle Aussicht: der Tesco-Parkplatz auf der einen Seite, die Schnellstraße auf der anderen. Wie Venedig im Frühling, echt.« Die Anzeige begann von neun abwärts zu zählen. »Nun sag schon – wolltest du nur mal so vorbeischauen, oder willst du was von uns?«
    Ich drückte ihm ein Foto in die Hand. Die Tür glitt auf, aber Sabir rührte sich nicht von der Stelle. Er starrte das Bild mit offenem Mund an.
    Vom Empfangstresen kam ein Schnauben. »Nein … Ich schwör’s, ich hab nie … Nein … Ich sag doch, sie ist bloß eifersüchtig. «
    Die Tür glitt wieder zu.
    Sabir ließ die angehaltene Luft entweichen. »Heilige Scheiße …«

3
    Der bittere Geruch von Filterkaffee erfüllte den Bespre chungsraum im fünften Stock. Eine Wand bestand ganz aus Glas, mit einer Doppeltür an einem Ende, die auf den Balkon hinausführte; die andere war mit vollgekritzelten Flipcharts und Whiteboards
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