Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Das Dornröschen-Projekt - Krimi

Titel: Das Dornröschen-Projekt - Krimi
Autoren: Random House
Vom Netzwerk:
das Glas, trank auch einen Schluck und kippte den Rest in die Spüle. Dann tippte er sich an die Stirn. Twiggy schnaubte, sagte aber nichts.
    »Es geht wieder«, sagte Dornröschen. »Ich will ja tapfer sein.«
    »Das bist du doch auch«, sagte Matti.
    Twiggy schnaubte. »Du hast seit mindestens zwanzig Jahren Krebs«, murrte er. »Und zwar alle Sorten, die es gibt. Du bist der einzige Mensch, der so was überleben kann.«
    Dornröschen stand auf und stellte sich neben Matti. Sie streichelte ihm kurz den Oberarm, dann nahm sie ihm den Kochlöffel weg. »Das ist jetzt fertig.« Sie klang maulig.
    Matti stellte den Topf auf den Untersetzer auf dem Tisch, goss sich Rotwein nach und setzte sich.
    Als auch Dornröschen am Tisch saß, erstarrten sie plötzlich, legten die Hände auf den Tisch und schwiegen. Robbi strich an Twiggys Unterschenkeln entlang. »Für Meher Baba«, sagte Dornröschen. Sie schwiegen ein paar Sekunden für den indischen Guru, der durch sein Schweigegelübde berühmt geworden war, dann teilte Dornröschen mit einer Kelle das Essen aus.
    »Wie war’s auf der Arbeit?«, fragte Matti.
    Dornröschen zuckte mit den Achseln. »Wie immer. Noch sind wir nicht pleite.«
    »Diese Stadtteilzeitungen gehen nicht pleite«, sagte Twiggy. »Aber wenn doch, fragt mich, ich organisier euch eine Unternehmensberatung.«
    »Von der Chinesenmafia?«, fragte Matti, und Dornröschen kicherte. Dann gähnte sie. Sie war der Junge für alles bei der Stadtteilzeitung an der Ecke Hermannstraße/Kranoldstraße, schrieb Artikel, recherchierte, akquirierte Anzeigen und war, obwohl es das natürlich nicht gab, auch die Chefredakteurin. Wenn Dornröschen einmal im Jahr ihre Grippe nahm, brach in dem Laden die Panik aus.
    Twiggy schnaubte und schob sich einen Löffel Ravioli in den Mund. »Ich zahl’s euch nachher heim«, sagte er kauend.
    Dornröschen wurde grundsätzlich. »Ihr habt keine Chance, hattet ihr nie, werdet ihr nie haben.«
    Twiggy schaute traurig über den Tisch. Sie hatte ja recht. »Matti hat ’ne DVD geklaut«, sagte er so nebenbei.
    »Toll.« Dornröschen lachte . »Und was ist drauf?«
    »Passwortgeschützt«, sagte Twiggy.
    »Noch spannender.« Dornröschen musste gähnen. »Dann an die Arbeit, Genosse.«
    Twiggy schob sich einen Löffel in den Mund. »Ich lass den Zerberus auf das Scheißding los, der wird es knacken, und wenn es Wochen dauert.« Seine Stimme klang heroisch. Er erhob sich, wobei er sich mit den Händen auf der Tischplatte abstützte, und schlurfte zu seinem Zimmer. Matti räumte den Tisch ab, Dornröschen gähnte, lehnte sich nach hinten und schloss die Augen. Da Twiggy noch nicht zurück war, begann Matti mit dem Abwasch, aber er unterbrach ihn gleich, um Dornröschen anzutippen. Sie zuckte, blinzelte, rieb sich die Augen und sah Matti erschreckt an.
    »Du musst noch was ernten«, sagte der.
    Dornröschen nickte müde, blinzelte noch einmal, stand auf und verschwand im Flur. Er hörte ihre Zimmertür klappen.
    Matti wusch weiter ab und überlegte sich, ob sie bei Twiggy einen Geschirrspüler bestellen sollten. Das überlegte er immer, wenn ihn die Pflicht traf oder er nach Hause kam und die Küche versifft war, weil Twiggy oder Dornröschen mal wieder den Abwaschplan an der Küchentür souverän missachtet hatten.
    Dornröschen kehrte zurück mit einem großen Joint, den sie mit Tabak und der Ernte von ihrem Balkon gefüllt hatte. Auch das gab es nur freitags, es war die Zuteilung. Doping für den Wettkampf.
    Twiggy kehrte auch zurück. Er sah zufrieden aus. »Der Knecht rechnet«, grinste er, »mal sehen, wie lang er braucht.«
    Matti überlegte, wie es wäre, wenn Lily dabei wäre. »Wisst ihr, wen ich getroffen habe?«
    Die beiden guckten ihn neugierig an, Dornröschen blinzelte.
    »Lily!«
    Schweigen.
    »Das ist ja ein Ding«, sagte Twiggy schließlich. Dann: »Und?« Ein erwartungsvoller Blick.
    Matti zuckte mit den Achseln.
    »Ach, komm«, sagte Twiggy.
    »Wie sieht sie denn aus?«, fragte Dornröschen, die mit dem Joint herumspielte.
    »Toll«, erwiderte Matti leise. »Wirklich toll.«
    »Tja«, sagte Twiggy. Er holte sich eine Bierflasche aus dem Kühlschrank und öffnete sie mit den Zähnen.
    »Igitt!«, rief Dornröschen.
    Twiggy setzte sich an den Tisch und trank aus der Flasche.
    »Und triffst du sie wieder?«, fragte Dornröschen mit einem Augenaufschlag.
    »Weiß nicht.«
    »Hast du ihre Telefonnummer?«
    Matti nickte. Er hatte wieder diese Bilder im Kopf. Wie er morgens
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher