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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus
Autoren: Di Morrissey
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von einer Wohltätigkeitsorganisation geführt würde. Die Hauptgärten würden in den Besitz der Stadt übergehen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Auch der Uferstreifen sollte zu einem Park umgewandelt werden.
    Bei einem ihrer Besuche in Zanana, als Eden sie über das Grundstück führte und ihr seine Vorstellungen erklärte, hatte er sie gebeten, ihn zu heiraten. Sie waren im Rosengarten gewesen, der in voller Blüte stand, und hatten sich für einen Moment auf der sonnenbeschienenen Lieblingsbank seiner Großmutter niedergelassen.
    »Ach, wie schön es hier ist«, sagte Odette, lehnte sich zurück und hielt ihr Gesicht der Sonne entgegen. Ihr geflochtener Strohhut war ihr vom Kopf gerutscht und gab die Locken frei, die sie darunter gestopft hatte. Zufrieden schloss sie die Augen.
    Eden betrachtete sie. Wie lieb ihm dieses hübsche Gesicht geworden war. Aus ihrer anfänglichen Freundschaft war eine liebevolle und innige Beziehung geworden, voll leidenschaftlicher Momente, hitziger, aber freundschaftlicher Diskussionen und viel Gelächter. Aber vor allem empfand er eine Vertrautheit, eine Kameradschaft und eine so feste Gewissheit gegenseitiger Unterstützung, dass es ihm plötzlich undenkbar schien, nicht für immer mit ihr zusammen zu sein. Der Gedanke, Odette wieder verlieren zu können, traf ihn, als hätte man die Sonne ausgeknipst.
    Panik erfüllte ihn, und er schluckte schwer. Odette hatte sich nicht bewegt und nichts von den Gefühlen bemerkt, die Eden zu überwältigen drohten.
    Er wollte etwas sagen, aber es kam kein Laut heraus. Also beugte er sich vor und gab ihr stattdessen einen zarten Kuss auf den lächelnden Mund. Sie öffnete die Augen.
    »Das war schön. Wieso hast du mich geküsst?«
    »Weil ich dich liebe.«
    »Wirklich?«
    »Das weißt du doch.«
    Sie grinste. »Ich höre es so gerne, wenn du das sagst. Sag’s noch mal.«
    Er atmete tief durch. »Odette, ich liebe dich … und ich möchte dich heiraten … Willst du? Mich heiraten?«
    »Damit hatte ich nicht gerechnet. Du weißt, dass ich dich liebe, Eden. Wirklich liebe.« Sie lächelte über sein ernstes Gesicht, und auch ihr wurde klar, dass dies die Liebe war, auf die sie gewartet hatte, die Liebe, die sie finden würde, wie Zac gesagt hatte – beständig, wahrhaft und aufrichtig.
    »Odette …?«
    Ihre Augen strahlten vor Glück. »Natürlich will ich. Ich glaube, das habe ich schon mit elf Jahren beschlossen.«
    »Hat ja auch lange genug gedauert. Bist du dir sicher?«
    Odette lachte leise. Sie schlang ihm die Arme um den Hals und küsste ihn. »Ich bin mir in meinem Leben nie sicherer gewesen. Hör auf zu reden und küss mich, Eden.«
    Sie hatten eng umschlungen im Rosengarten gesessen, ganz erfüllt von der wunderbaren Freude, die ihre Herzen schneller schlagen ließ. Und um sie herum hatten die Rosen in der sommerlichen Brise wie zur Zustimmung genickt.
    Sie wussten beide, dass sie nirgendwo anders als in Zanana heiraten wollten, also hatte Eden seine Pläne für die Restaurierung beschleunigt.
    Heute, an diesem Spätsommertag, sollte die Hochzeit stattfinden.
    Zac war da, um die Braut zum Altar zu führen, was Tante Harriet für ein bisschen unorthodox hielt, Odette und Zac aber richtig und sinnvoll fanden.
    Zac wartete auf sie in der Halle der Villa und drehte sich um, als er sie rufen hörte.
    »Ich bin fertig, aber wir haben noch jede Menge Zeit.«
    »Komm runter, Odette, wir müssen noch ein letztes Ritual hinter uns bringen.«
    Langsam kam sie die geschwungene Treppe hinunter. Zac schnappte nach Luft. Elaine folgte ihr aus dem Zimmer und sah ihr bewundernd nach, als Odette auf Zac zuzugleiten schien. Es war alles so schön, dass sie zu Tränen gerührt war, aber sie kämpfte dagegen an, um die Tränen für die eigentliche Hochzeitszeremonie aufzuheben.
    Odette trug Catherines Hochzeitskleid und Kates Perlen, die Hock Lee ihr zur Hochzeit geschenkt hatte. Sie hatte alles wunderbar erhalten in einer chinesischen Kampferholztruhe auf dem Speicher gefunden. Das Kleid aus milchiger alter Spitze und Seide war leicht geändert worden, es umhüllte jetzt ihren schlanken Körper und bauschte sich bis auf den Boden. Die Turnüre am Rücken war einer Seidenrose und einer lose geschlungenen Schärpe gewichen. Odettes Haar war hochgesteckt und gab ihren langen Hals und die prachtvolle Perlenkette frei. Ein paar Strähnchen ihrer rotgoldenen Locken wippten um ihr herzförmiges Gesicht. Der lange Schleier aus Brüsseler
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