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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch
Autoren: Hannes Nygaard
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hinein- und wieder herausführten.
    Â»Wisst ihr etwas über diesen Reimers?«, fragte Große Jäger die beiden Tönninger Beamten.
    Â»Hör mal«, sagte der Polizeihauptmeister entrüstet. »Wir kennen nicht jeden auf Eiderstedt. Zu den der Polizei bekannten Pappenheimern gehört er jedenfalls nicht. Mir ist nicht bekannt, dass er schon einmal mit uns zu tun hatte. Weißt du etwas?« Er sah den zweiten Streifenbeamten an.
    Â»Nö«, bestätigte dieser. »Everschopkoog ist ein ruhiges Nest. Hier ist nicht viel los.« Er lächelte dabei. »Das gilt in jeder Hinsicht.«
    Â»Ist ausgeschaltet«, erklärte der Landwirt, als er zurückkehrte.
    Â»Kann man das Fenster öffnen?«, fragte Große Jäger.
    Â»Sicher. Soll ich Werkzeug holen? Man dreht die Schrauben ab. Das Glas sitzt in einer Gummidichtung.«
    Â»Wir überlassen das den Kollegen von der Spurensicherung«, erklärte Christoph. »Wir können aber noch einmal nach oben gehen und nachsehen, ob jemand an den Schrauben manipuliert hat.«
    Â»Oder der Finger auf andere Weise an diese Stelle gekommen ist«, fügte Große Jäger an und zeigte sich mit dieser Bemerkung von seiner unsensiblen Seite.
    Prompt erfasste Reimers ein leichtes Frösteln. Nur zögernd folgte er Christoph die Leiter empor.
    Â»Nichts berühren«, ermahnte ihn Christoph, als sie das Glas erreicht hatten.
    Reimers näherte sich bis auf zwei Zentimeter der Befestigung.
    Â»Das sieht nicht so aus, als hätte jemand daran herumgeschraubt.«
    Dieser Meinung war auch Christoph, der anschließend die Schrauben eingehend musterte. Sie wiesen keine neuen Kratzspuren auf. Der leichte Anflug von Schmutz deutete darauf hin, dass hier seit Langem niemand mehr etwas verändert hatte.
    Â»Soll das heißen …?« Reimers vollendete den Gedanken nicht.
    Â»Das ist sehr wahrscheinlich«, erklärte Christoph und legte seine Hand leicht auf Reimers’ Schulterblatt. »Kommen Sie. Den Rest überlassen wir den Experten.«
    Große Jäger hatte sich ein wenig abseits hingestellt und telefonierte. Als er sein Gespräch beendet hatte, kehrte er zu ihnen zurück.
    Â»Ich habe die Spurensicherung aus Flensburg angefordert«, sagte er. »Klaus Jürgensen war hocherfreut, als er hörte, dass wir etwas für ihn haben.«
    Â»Hast du ihm Einzelheiten berichtet?«, fragte Christoph.
    Große Jäger grinste. »Bin ich verrückt? Wenn der hört, dass wir einen Finger in einer Biogasanlage gefunden haben, weigert er sich, an die Westküste zu kommen.« Er legte eine kleine Pause ein. »Welche Möglichkeiten gibt es für den Finger, in den Behälter zu kommen?«
    Â»Herr Reimers erläutert uns bestimmt die Funktion der Anlage«, baute Christoph dem immer noch blassen Landwirt eine Brücke.
    Â»Ja doch. Klar«, stammelte Reimers und zeigte auf das Wohnhaus. »Wollen wir uns hineinsetzen?«
    Er stapfte in seinen Gummistiefeln über den Hof. Die beiden Beamten folgten ihm.
    Â»Werden wir noch gebraucht?«, rief ihnen der Polizeihauptmeister von der Streife hinterher.
    Â»Ja«, erwiderte Große Jäger.
    Christoph wunderte sich nicht, dass die Hintertür unverschlossen war. Das traf man oft in diesem Teil der grünen Halbinsel an.
    Reimers führte sie in eine modern eingerichtete Küche und zeigte auf einen Tisch mit acht Plätzen.
    Â»Sind Sie eine so große Familie?«, fragte Christoph, während der Landwirt an einem Schrank hantierte und mit drei bunten Bechern zu ihnen trat.
    Â»Warum?«
    Christoph zeigte auf die Sitzgelegenheiten.
    Â»Ach so. Nee.« Reimers schüttelte den Kopf und wies seinerseits auf den mitten im Raum stehenden Küchenblock. »Wir sind zu viert. Meine Mutter, meine Freundin Karen und Yannick, unser Sohn. Meine Partnerin ist Lehrerin an der Grundschule in Tetenbüll. Yannick ist vier. Ich habe ihn mit der Oma weggeschickt. Sie sind zu Heinrich und Else Matuschka, gleich nebenan.«
    Â»Ihre Partnerin heißt mit Nachnamen?«, fragte Christoph routinemäßig.
    Â»Karen Brunke.«
    Â»Und Ihre Mutter?«
    Â»Mariechen. Aber warum interessiert Sie das?«
    Reimers war zu einer Arbeitsfläche an der Querwand gegangen und hatte eine moderne Kaffeemaschine in Betrieb gesetzt. Es entstand ein Höllenlärm, als der Apparat den Kaffee frisch mahlte. Kurz darauf zischte es,
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