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Das Dorf der Katzen

Das Dorf der Katzen

Titel: Das Dorf der Katzen
Autoren: Bernhard Fritz
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lavagefüllten Kavernen unter der Insel ein. Der entstehende Dampf suchte sich mit Gewalt einen Ausweg und brach Phelisonissi von innen her auf. Fussballfeldgroße Brocken Landmasse wurden hochgeworfen und aufgetürmt, stapelten sich an- und übereinander, um dann träge in das wie kochend aufgewühlte Meer zu rutschen.
    Das Ende kam mit einer gewaltigen Explosion, welche die Überreste der Insel auseinander fetzte. Gigantische Felsbrocken taumelten wie in Zeitlupe in schwindelerregenden Parabeln durch die Luft, um dann, turmhohe Fontänen hochjagend, ins Meer zu schlagen. Das Wasser stürzte in die entstandene Caldera und verdeckte tosend, brüllend und schäumend den Ort, wo noch am Morgen eine kleine Insel ihre niedrigen verkarsteten Berge in den griechischen Himmel gehalten hatte.
    Nicht ganz eine Minute später erreichten der Donnerschlag dieser letzten Explosion und die zugehörige Druckwelle das Schiff und trafen die Beobachter wie ein unsichtbarer Fausthieb.
    Eine riesige, pilzförmige Wolke war alles, was noch an das apokalyptische Geschehen erinnerte. Sie driftete langsam nach Osten ab und zerfaserte dabei. Die Menschen in der südlichen Türkei, auf Zypern und vielleicht sogar in Syrien würden sie noch zu Gesicht bekommen.
    Phelisonissi hatte den Ausbruch des unter ihm schlummernden Vulkans hinter sich. Im Gegensatz zu ihren Schwestern Santorin und Nissiros war sie aber restlos und für immer von der Landkarte getilgt worden.
     
    Vera kraulte Gizmo vorsichtig im Nacken. Es gab an dem armen Kerl kaum ein heiles Stück Fell, das man hätte streicheln können.
    „Na, mein Kleiner, jetzt müssen wir zusehen, dass wir dich wieder auf die Beine bringen, oder?“
    Gewohnheitsmäßig wartete sie auf eine Antwort, aber es blieb still.
    Gizmo blickte sie aus großen Augen eindringlich an. Seine Schnurrhaare vibrierten leicht. Es war offensichtlich, dass er ihr gerade etwas mitteilte, aber sie konnte es nicht verstehen.
    Langsam dämmerte in ihr die Erkenntnis, dass zusammen mit Bastet auch die von der Göttin übertragenen Fähigkeiten verschwunden waren. Sie würde fortan nicht mehr auf diese einzigartige Weise mit Katzen kommunizieren können. Sie blickte Gizmo an.
    „Tut mir leid, mein Freund, aber ich bin ab sofort wieder ein ganz normaler Mensch, der dich nicht mehr hören kann. Aber wir werden uns auch so bestens verstehen, wir vier, oder?“
    Gizmo und Gini kniffen gleichzeitig ihre Augen kurz zu und signalisierten so ihr Einverständnis.
    Vera sah Ioannis an, um dessen Mund ein feines Lächeln spielte.
     
    KALI MOU!
     
    ΦΦ ΦΦ
     
    Einem Astronauten irgendwo draußen im Weltraum, einige zehntausend Kilometer von der Erde entfernt, hätte sich ein unglaubliches Schauspiel geboten.
    Zwei grell leuchtende, kugelförmige Lichtgebilde brachen ohne Vorwarnung und gleichzeitig aus der Erdatmosphäre hervor und rasten ins All. Hätte der Astronaut dann noch die Kaltblütigkeit und Zeit gehabt, genauere Messungen zu machen, hätte er vielleicht herausgefunden, dass die Gebilde auf dem kürzesten Weg in Richtung Sonne flogen.
     
    Die beiden Schwestern waren auf dem Weg zu ihrem Vater, zum großen Sonnengott RA, um sich in ihm wieder zu vereinigen.
     
    ΕΠΙΛΟΓΟΣ:
    EPILOG:
     
    Kommissar Petros Karanadis hatte in seinem Leben schon einiges gesehen. In seinen fast fünfunddreißig Dienstjahren hatte er so ziemlich alle Abgründe der menschlichen Seele kennen gelernt. Darunter waren Dinge, über die er lieber schwieg, denn man hätte sie ihm sowieso nicht geglaubt.
    Bisher war es ihm gelungen, noch jeden Fall zu lösen, auch wenn er noch so aussichtslos ausgesehen hatte.
    Aber heute stand er vor einer Situation, die ihn überforderte.
    Sie waren von einem Jäger verständigt worden, der auf einem Routinegang durch sein Revier auch an der seit Jahrzehnten unbewohnten alten Villa vorbei gekommen war.
    Jetzt waren da zwei Mietwagen gestanden und die Fenster im Parterre waren mit einer blickdichten Folie verklebt gewesen.
    Auf sein Rufen und Klopfen hatte niemand geantwortet. Er war um das Haus herumgegangen und hatte schließlich an der Vorderseite durch ein gekipptes Fenster etwas wahrgenommen, das er als Jäger nur zu gut kannte.
    Den widerlichen Geruch der Verwesung.
     
    Sie hatten die Eingangstür aufbrechen müssen. Die Gestankwolke, die ihnen entgegengekommen war, hatte alle sofort in die Flucht geschlagen. Sie ließen die schlimmsten Schwaden erst abziehen, um dann mit Atemschutzmasken in das
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