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Das Disney World Komplott

Titel: Das Disney World Komplott
Autoren: Jon Land
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gab's auf beiden Seiten.«
    »Und trotzdem haben wir gemeinsam mit ihnen gekämpft.«
    »Da waren wir noch jünger.«
    »Und die Zeit, Kumpel …«
    »Sie war eben völlig anders.«
    »Ja, alles war einfacher und klarer. Das vermisse ich heute oft. Vor allem im Moment. Ich hänge hier rum, weil ich nicht nach Hause kann. Ach, natürlich könnte ich nach Rußland zurückkehren, nur ist es für mich keine Heimat mehr. Schätzen Sie sich glücklich, weil Sie noch etwas haben, für das Sie kämpfen können.«
    Marokow warf dem Barkeeper, der sich inzwischen wieder hinter der Theke eingefunden hatte, einen ungeduldigen Blick zu und deutete auf sein Glas. Der Barkeeper goß neuen Scotch über die Reste der Eiswürfel. Als der Mann Blaine anblickte, winkte der ab.
    »Auf die einfacheren Zeiten«, sagte Marokow, hob nochmals das Glas an, als hätte er vor, McCracken zuzuprosten.
    In Wahrheit, erinnerte sich Blaine, waren die alten Zeiten keineswegs so einfach gewesen. Der Russe hatte nicht erwähnt, daß erst McCrackens Anwesenheit in Vietnam Marokows dortigen Einsatz zur Folge gehabt hatte. Die Killerteams der Operation Phönix hatten die Kommandostruktur des Vietkong so erheblich beeinträchtigt, daß die sowjetischen Militärberater keine andere Wahl sahen, als ihrerseits ähnlich effiziente Spetsnatz-Einsatzgruppen zu schicken. Zur gleichen Zeit, als man McCracken über Marokows Ankunft unterrichtete, hatte der Russe eine über McCracken angelegte Geheimdienstakte sowie den Befehl erhalten, ihn zu liquidieren. Keiner von beiden hatte über die Instruktionen des anderen Bescheid gewußt, aber beide waren in für sie typischer, professioneller Weise an die Erfüllung der Aufgabe gegangen, den anderen zu beseitigen.
    Dabei standen sie nicht allein. Jeden von ihnen hatte ein Team begleitet. In McCrackens Fall waren es Südvietnamesen gewesen, die ihn zu der nördlich der Fernstraße 9 gelegenen Region um Khe Sanh eskortierten. Marokows Spetsnatz-Männer sprachen perfekt Englisch und waren als amerikanische Soldaten getarnt, wie US-Landser uniformiert und ausgerüstet. Allem Anschein nach war diese Tarnung zu perfekt, denn die Gruppe wurde das Opfer eines Überfalls junger Vietkong-Guerillas, die auf eigene Faust operierten. Marokow und zwei weitere Überlebende suchten Zuflucht in einem kleinen Dorf, dem sich zu der Zeit auch Blaine mit seinem Team näherte.
    Selbstverständlich wußte niemand etwas über McCrackens Gegenwart; kein Militärkommandeur war je darüber informiert, wo er sich eigentlich aufhielt. Deshalb ordnete man, nachdem mit den USA kollaborierende Nachbarn aus der Umgebung des Dörfchens den Überfall auf sowjetische Spezialisten in US-Uniformen gemeldet hatten, einen Luftangriff auf die an der Fernstraße 9 gelegene Ortschaft an, in deren Richtung die Überlebenden sich abgesetzt hatten. So kam es, daß plötzlich, Sekunden nachdem Blaine das Dorf betreten hatte, riesige orangerote Feuerbälle die Bambushütten und Holzbauten verschlangen. Kurz hintereinander dröhnten ohrenbetäubende Detonationen, fraßen den Sauerstoff und hinterließen wie Pockennarben Trichter in der Dschungelerde.
    Gerade hatte McCracken Deckung gefunden, da hasteten vor ihm drei Gestalten durch den Qualm, die wie US-Soldaten aussahen, zwei von ihnen schleiften zwischen sich den verwundeten dritten Mann mit. Als Blaine ihnen zu Hilfe eilen wollte, raste die zweite Welle Jagdbomber heran, und weitere Teile der Ortschaft verglühten in orangeroter Feuersbrunst. Blaine ging zurück in Deckung, und ehe er Gelegenheit hatte, zum zweitenmal aufzuspringen, hörte er das Trio ›amerikanischer‹ Soldaten verzweifelt Worte in russischer Sprache wechseln. Er duckte sich, um sie näher herankommen zu lassen. Der Rauch verbarg ihn vor ihren Blicken. Die erste Jabo-Welle kehrte zurück, und das Heulen der Triebwerke durchdrang die Luft, während die Maschinen heranbrausten; doch da hörte McCracken noch etwas anderes.
    Nicht weit entfernt weinten Kinder.
    Blaine drehte sich um und erspähte sie durch die Rauchschwaden. Es waren zwei, vielleicht sechs oder sieben Jahre alt. Sie kletterten aus einem Erdturmel, dem schwarzer Qualm entquoll. Die Gesichtchen der Kleinen waren verrußt und blutig. Das eine stützte das andere Kind.
    Die Jagdbomber flogen rasend schnell an.
    McCracken zögerte nicht. Er schulterte sein Gewehr, rannte zu dem Erdtunnel und hob beide Kinder gleichzeitig hoch. Der weitgestreute Bordwaffenbeschuß zwang ihn zu einem
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