Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Disney World Komplott

Titel: Das Disney World Komplott
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
angepflanzten Palmen gediehen in prallem Grün, statt wie überall sonst in moderigem Braun vor sich hinzukränkeln. Den Fußboden des Foyers zierte ein Schachbrettmuster aus italienischem Marmor, die Wände waren mit glänzendem Mahagoni getäfelt, dem Holz, dem man auch bei der Gestaltung der Hotelbar den Vorzug gegeben hatte.
    Während McCracken die Spiegelwände hinter der Theke passierte, an denen in Regalen unzählige Flaschen mit hochprozentigen Getränken aufgereiht standen, verglich er unwillkürlich sein Spiegelbild mit dem Anblick, den der Weißhaarige bot. Andrej Marokows Schultern waren gebeugt und steif und zeigten an, daß er nicht mehr die Fähigkeit hatte, die blitzschnellen Bewegungen auszuführen, die man in seiner Profession zum Überleben brauchte. Seine Augen blickten trüb, und Altersflecken übersäten die Hand, die das Glas hielt.
    Der Blick, den McCracken im Spiegel auf sich selbst warf, fiel hingegen auf einen durch die Jahre im großen und ganzen unverändert gebliebenen Mann. Bei der ersten Begegnung mit Marokow war sein gewelltes, schwarzes Haar kürzer gewesen, und sein stark gestutzter Bart hatte noch keine grauen Strähnen gehabt. Die damalige Leere seiner Augen war mit Reife und Klugheit ausgefüllt worden. Sein Brustkorb war breiter als früher, die Arme hatten mehr Muskeln, ein Ergebnis des täglichen dreistündigen Trainings, das sich zum Ritual entwickelt hatte. Und die Narbe, die seine linke Braue kreuzte, hatte bis zu dem Tag seiner ersten und einzigen Begegnung mit Marokow noch gar nicht existiert.
    Der Russe hockte an der Theke und rührte mit einem Strohhalm in seinem Drink, der weitgehend aus Eis bestand, während er nach dem Barkeeper Ausschau hielt. Marokow saß allein an dieser Seite der Theke, bis McCracken sich zwei Barhocker neben ihn setzte, gefaßt auf alles, was da kommen möge.
    »Tag, Kumpel«, sagte Marokow und wechselte über auf den freien Barhocker.
    Halb rechnete McCracken damit, ein Schießeisen in Marokows Faust zu sehen, doch der Russe hatte nichts als das fast leere Glas in den Fingern. »Lang, lang ist's her, würde ich sagen, aber …«
    »Nun ja, wir sind uns ja nie offiziell vorgestellt worden.«
    »Wir waren mal im selben Dschungel in ein und demselben brennenden Dorf. Das verbindet.«
    Marokow schmunzelte knapp und nickte. »Dann wollen wir auf die alten Zeiten einen heben, was?«
    Er hob das Glas und schlürfte den Rest des Getränks aus dem Eis. Die Eiswürfel sammelten sich an seinen Lippen, und nun erst fühlte sich McCracken sicher: Hätte der Russe feindselige Absichten gehabt, wäre er auf keinen Fall so lang in einer derart schutzlosen Position geblieben. Marokow setzte das Glas ab, die Eiswürfel schlugen klirrend gegeneinander.
    »Ich würde Ihnen 'nen Drink spendieren, Kumpel, aber es ist allgemein bekannt, daß der große McCracken keinen Alkohol trinkt.«
    »Damals habe ich welchen getrunken.«
    »Wir beide haben damals drüben Sachen getan, über die wir am besten nicht mehr reden. Da wir gerade beim Thema sind, ich muß Ihnen wohl gratulieren. Immerhin haben Sie ja gesiegt.«
    Marokow hob nochmals das Glas, als wollte er McCracken zuprosten, stellte es jedoch auf die hölzerne Theke zurück, ohne es an den Mund zu setzen. Erneut schaute er sich nach dem Barkeeper um und schien verärgert, daß der Mann sich nicht blicken ließ.
    »Ich meine, Kumpel, darum hat's sich ja gedreht während unserer Jahre im Dschungel, um die Frage, wer siegt. Es konnte nur eine Seite als Gewinner hervorgehen. Es kann immer nur einen Sieger geben.«
    Blaine musterte ihn. Seit beinahe fünf Jahren hatten ihm keine aktuellen Informationen über Marokow vorgelegen, und offensichtlich war der Russe noch stärker gealtert, als es auf den ersten Blick den Anschein gehabt hatte. Seine Augen sagten alles. Sie waren blutunterlaufen, bewegten sich langsam und hatten jeden Ausdruck von Lebendigkeit oder Gefühl verloren – als sähen sie nichts mehr außer dem, was sich dicht vor ihnen befand.
    »Nicht unbedingt«, widersprach McCracken.
    »Was uns beide betraf, sehr wohl. Sie mit Ihrer Operation Phönix, ich mit meinen Spetsnatz-Einsatzgruppen. Wir waren nun einmal Gegner, stimmt's, Kumpel?«
    »So ungefähr.«
    »Wenn Ihre Kommandeure wüßten, was für einen Ärger sie uns mit ihren Killerteams verursacht haben … Schade, daß sie damit nicht 'n paar Jährchen früher angefangen haben. Dann wäre mir die Zeit bei den Wilden erspart worden.«
    »Die Wilden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher