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Das Diamantenmädchen (German Edition)

Das Diamantenmädchen (German Edition)

Titel: Das Diamantenmädchen (German Edition)
Autoren: Ewald Arenz
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Schambacher kniete sich neben die Leiche, drehte sie um und sah in das Gesicht des Schupos, den er vorhin mitgenommen hatte. Kornfeld hatte sie getäuscht! Kornfeld hatte sich Blut des Toten ins Gesicht geschmiert und die Uniformjacke angezogen, und in dem Chaos nach der Schießerei und dem Entsetzen über Kornfelds Gesicht hatte keiner gemerkt, dass die Verwundung alt war.
    »Togotzes!«, brüllte Schambacher. »Wo sind die Schupos? Wo? Welche Klinik?«
    Togotzes, der keine Ahnung hatte, was Schambacher von ihm wollte, zuckte die Achseln.
    »Frag den Arzt!«

31
    Man schickte dem Krankenwagen das Überfallkommando hinterher. Man telephonierte die Charité an. Man informierte alle Polizeiwachen, aber Kornfeld blieb verschwunden. Später in der Nacht meldete sich der Fahrer des Krankenwagens. Kornfeld hatte ihn mit vorgehaltener Waffe gezwungen, aus der Stadt hinauszufahren und ihn dann auf der Landstraße nach Potsdam ausgesetzt. Er hatte zwei Stunden laufen müssen, bevor er an ein Telephon gekommen war.
    Schambacher hatte Lilli, Paul van der Laan und von Schubert mit aufs Präsidium genommen und von dort aus veranlasst, dass alle Verkehrspolizisten im Umland nach dem Berliner Krankenwagen Ausschau hielten, aber er machte sich wenig Hoffnung.
    Die Vernehmungen dauerten bis in die frühen Morgenstunden.
    »Wie kam Ihr Anhänger an M’bangas Jacke, Herr van der Laan?«
    Togotzes fragte. Schambacher saß in seinem Büro, hielt sich ein Taschentuch an die blutende Nase und schwieg. Er war vollkommen erschöpft und frustriert, weil Kornfeld entkommen war, weil er einen toten und einen schwer verletzten Schupo hatte und weil alles so anders gekommen war als geplant.
    »Ich habe Wilhelm geholfen, den Toten wegzubringen.«
    Paul van der Laan saß vor dem Schreibtisch, hatte eine Tasse Kaffee vor sich, die er nicht anrührte und antwortete scheinbar gleichgültig auf alle Fragen.
    »Wieso? Wo hat er ihn umgebracht?«, fragte Togotzes nach. Elly Damaschke, aus dem Bett geholt, stenographierte mit.
    »Zu Hause«, sagte Paul van der Laan und sah aus dem Fenster in die Dunkelheit, »ich nehme mal an, im Haus der Kornfelds. Er muss da schon eine ganze Zeit gewohnt haben. Es hat eigentlich leer gestanden. Ich denke, er wollte mich überwachen, wegen der Diamanten, oder … ach, ich weiß nicht.«
    Vielleicht wollte er auch nur nach Hause, dachte Schambacher, und wurde dabei wütend auf sich selbst. Er wollte den Mann nicht verstehen! Kornfeld hatte auf seine Leute geschossen. Er war ein Mörder! Schambachers Nase wollte nicht aufhören zu bluten, und er presste das Taschentuch noch fester darauf.
    »Denken Sie, es hat Streit gegeben?«
    Paul van der Laan machte kurz die Augen zu und öffnete und schloss die Hände. Die Haut über den Knöcheln wurde weiß.
    »Hören Sie«, sagte er dann mühsam beherrscht, »ich weiß es nicht. Es wird so gewesen sein, wie Wilhelm gesagt hat. Dass von Schubert dem Neger kein Geld gegeben hat. Dass er ihn vertröstet hat, und Wilhelm wird ihm auch keins gegeben haben. Wo sollten sie es herhaben? Man kann in Deutschland keine Rohdiamanten einfach so verkaufen.«
    Togotzes lachte.
    »Erzählen Sie mir nichts! In Berlin keinen Hehler finden?«
    »Ja«, sagte Paul sarkastisch, »sehr schön. Wissen Sie, was Sie dann für so einen Rohdiamanten noch kriegen? Da lohnt sich Verbrechen wirklich! Da können Sie auch arbeiten gehen. Und Diamantenschleifen dauert einfach. Sie kriegen das Zehnfache an Wert, aber es dauert. Wahrscheinlich hat der Schwarze die Nase voll gehabt vom Warten.«
    Schambacher musste ihm im Stillen recht geben. Wahrscheinlich war es wirklich so gewesen, dass M’banga gedroht hatte, alles auffliegen zu lassen. Warum hätte er sonst als Trommler arbeiten sollen, wenn er doch Rohdiamanten in der Tasche hatte.
    »Wieso haben Sie den Toten zum Nollendorfplatz gebracht?«, fragte er durch sein Taschentuch. »Warum nicht vergraben?«
    Paul van der Laan lächelte bitter.
    »Sie als Polizist fragen mich das, ja? Sie als ehemaliger Soldat fragen mich das? Sie wissen doch, wie lange es dauert, ein Grab auszuheben. Und wo in Großberlin mache ich das, ohne dass mir jemand zusieht? Nee … Wilhelm hatte die Idee.«
    Er machte eine Pause und trank jetzt doch einen Schluck Kaffee.
    »Es sollte aussehen wie ein Mord von einem Ringverein oder etwas in der Art«, sagte er, »und vielleicht war es auch einfach so, dass er wollte, dass man ihn findet. Auf einmal stand er vor meiner Tür«, sagte Paul,
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