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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus
Autoren: Jules Verne
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entfallen.
    Wüthend, sich entwaffnet zu sehen, faßte Goûmi darauf seinen Gegner um den Leib, drückte ihn fest an sich und trug ihn fort, um sich mit demselben in den ersten Abgrund zu stürzen. Inzwischen kamen Kâlagani und die Uebrigen immer näher – jetzt erreichten sie schon das Ende des Bergpfades, und nun war kaum noch Hoffnung, ihnen zu entrinnen.
    »Aushalten! Aushalten! rief Goûmi. Einige Minuten nehme ich’s mit den Kerlen auf und gebrauchte ihren Nabab als Schild! Fliehen Sie, Fliehen Sie ohne mich!«
    Eine höchstens drei Minuten lange Wegstrecke trennte jetzt die Flüchtlinge noch von ihren Verfolgern, und der Nabab rief mit halberstickter Stimme nach Kâlagani.
    Da hörten jene plötzlich zwanzig Schritte vor sich laute Rufe.
    »Munro! Munro!« klang es von dort her.
    Auf der Straße von Ripore erschien Banks mit Kapitän Hod, Maucler, dem Sergeanten Mac Neil, Fox und Parazard, und hundert Schritte von ihnen auf der breiten Landstraße stand der Stahlriese, von dem ein lustiger Rauch emporwirbelte, und der mit Storr und Kâlouth die Uebrigen erwartete.
    Nach Zerstörung des letzten Wagens vom Steam-House war dem Ingenieur und seinen Gefährten nur noch Eines übrig geblieben; sie mußten den Elephanten, dem die Dacoits nichts hatten anhaben können, als Gefährt zu benutzen suchen. Auf demselben zusammengedrängt, waren sie auch sobald als möglich vom Puturia-See weg und die Landstraße nach Jubbulpore hingefahren. Als sie eben an dem nach der Veste führenden Seitenwege vorüberdampfen wollten, hatten, sie jedoch den furchtbaren Knall hoch über sich gehört und in Folge dessen angehalten.
    Eine Ahnung, ein Instinct, wenn man so sagen will, drängte sie, jenen Seitenweg zu verfolgen, ohne daß sie hätten sagen können, was sie dabei hofften.
    Wie dem auch sei, jedenfalls sahen sie sich plötzlich dem Oberst Munro gegenüber, der sie anrief!
    »Rettet, rettet nur Lady Munro!
    – Und haltet Nana Sahib fest, den echten Nana Sahib!« rief Goûmi.
    Er hatte mit den letzten Kräften den Nabab zur Erde geworfen, den Kapitän Hod, Mac Neil und Fox jetzt packten.
    Ohne eine weitere Erklärung zu verlangen, eilten Banks und die Uebrigen zu dem Stahlriesen auf der Landstraße.
    Auf Anordnung des Obersten, der ihn den englischen Behörden ausliefern wollte, wurde Nana Sahib am Halse des Elephanten festgebunden. Lady Munro
     

    Die Verfolgung des Stahlriesen. (S. 410.)
     
    brachte man in dem Thürmchen unter, wo ihr Gatte neben ihr Platz nahm. Einzig mit seinem Weibe beschäftigt, die allmählich wieder erwachte, glaubte er auch schon einen Schimmer von Vernunft in ihr aufdämmern zu sehen.
    Der Ingenieur und seine Gefährten hatten sich rasch auf den Rücken des Stahlriesen geschwungen.
    Es war jetzt heller Tag geworden. Schon zeigten sich die ersten Hindus höchstens etwa dreihundert Schritte weiter rückwärts. Auf jeden Fall mußte man suchen, den vorgeschobenen Posten des Militär-Cantonnements von Jubbulpore, welcher vor die äußersten Ausläufer der Vindhyas gelegt ist, vor ihnen zu erreichen.
    Der Stahlriese hatte Ueberfluß an Wasser und Brennmaterial, um ihn unter starkem Drucke zu halten und mit größter Geschwindigkeit hindampfen zu lassen. Auf der vielfach gewundenen Straße konnte man freilich nicht blind darauf zufahren.
    Immer lauter erscholl das Geschrei der Hindus, die ihm offenbar näher kamen.
    »Wir werden uns vertheidigen müssen, sagte der Sergeant Mac Neil.
    – Daran soll’s nicht fehlen!« versicherte Kapitän Hod.
    Noch hatte man etwa ein Dutzend Schüsse vorräthig. Es erschien also dringend gerathen, keine einzige Kugel zu vergeuden, denn die Hindus waren bewaffnet, und es kam darauf an, sie in gebührender Entfernung zu halten.
     

    »Armes, armes Geschöpf!« klagte Kapitän Hod. (S. 413.)
     
    Da knatterten ein Dutzend Schüsse. Die Kugeln pfiffen über den Stahlriesen hinweg, bis auf eine, die das Rüsselende traf.
    »Schießt nicht, wir dürfen nur sicher gezielt Feuer geben! rief Kapitän Hod. Schont die Kugeln! Sie sind noch zu weit!«
    Der Stahlriese hatte aber bald genug einen steileren, engen Paß erreicht, der sich zwischen zwei hohen Felsabhängen dahinwand.
    Jetzt mußte die Geschwindigkeit vermindert und nur mit größter Vorsicht weiter gefahren werden. In Folge dieser Verzögerung gewannen die Hindus auch das verlorene Terrain allmählich wieder. Wenn sie auch keine Hoffnung hatten, Nana Sahib, den jeden Augenblick ein Dolchstoß bedrohte, zu retten, so
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