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Das Cottage im Wald

Das Cottage im Wald

Titel: Das Cottage im Wald
Autoren: Margaret Mayo
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gebannt fest. Schließlich drückte Carin die Knie in die Flanken, und die Stute setzte sich gehorsam in Bewegung. “Danke für Ihre Hilfe”, rief sie dem Fremden über die Schulter hinweg zu und sah noch aus dem Augenwinkel, wie er dastand, groß und furchterregend, und ihr mit zusammengekniffenen Augen nachschaute.
    Wahrend Carin langsam nach Hause ritt, kreisten ihre Gedanken unentwegt um den eigenartigen Fremden. Er war grob und unfreundlich gewesen, und doch umgab ihn etwas Besonderes, etwas Rätselhaftes – vielleicht lag es am bezwingenden Blick seiner blauen Augen –, was ihn unvergesslich machte.
    John runzelte missbilligend die Stirn, als Carin auf der schweißnassen Stute in den Reiterhof einritt, und erkundigte sich sofort, warum sie das Pferd so schnell geritten habe. “Ein bisschen mehr Vernunft hätte ich dir schon zugetraut, Carin.”
    “Es war nicht meine Schuld. Sandy hat sich plötzlich erschreckt und ist durchgegangen. Ich habe keine Ahnung, wovor. Jedenfalls ist mir nichts aufgefallen, aber ich konnte sie einfach nicht anhalten.”
    “Wo warst du?”
    Carin beschrieb ihm den Ort, und John schwieg nachdenklich.
    “Was ist los, John? Woran denkst du?”
    Carins Bruder zuckte die Schultern. “Es gibt da eine Geschichte. Ich habe nie so recht daran geglaubt, aber vielleicht ist ja doch was Wahres dran. Vor über hundert Jahren soll im Moor einmal ein Pferd erschossen worden sein, und seitdem, so sagt man, spukt es dort. Jedes Mal, wenn ein Reiter an diese Stelle kommt, bricht sein Pferd in Panik aus. Du hattest Glück, dass du Sandy stoppen konntest. Ich habe schon von Pferden gehört, die so lange liefen, bis sie vor Erschöpfung zusammenbrachen.”
    “Ich habe sie nicht angehalten”, gab Carin widerstrebend zu. “Ein Mann tauchte plötzlich aus dem Wald auf und hielt sich an ihr fest, bis sie schließlich stehen blieb. Vielleicht war er ja auch ein Geist”, setzte sie ironisch hinzu.
    “Was für ein Mann?”
    Carin zuckte die Schultern. “Keine Ahnung. Er hat mir seinen Namen nicht genannt. Er war sehr groß und stark, hatte schwarzes gewelltes Haar und ein mürrisches Gesicht. Du hättest mal hören sollen, wie er mich beschimpfte. Er meinte, ich solle nicht reiten, wenn ich mit dem Pferd nicht umgehen könne.”
    John schmunzelte. “Ich glaube, ich weiß, wen du meinst. Dieser Mann lebt in einem alten Cottage am Waldrand. Es wurde früher als Ferienhaus genutzt. Er wohnt erst seit Kurzem dort, und zwar völlig zurückgezogen. Niemand weiß etwas von ihm. Er scheint ein ziemlich rätselhafter Mensch zu sein.”
    “Da hat man nicht viel verpasst”, meinte Carin verächtlich. “Er schien sich um Sandy mehr Sorgen zu machen als um mich.”
    “Wie sollte er denn wissen, dass du fast schon so lange reitest, wie du laufen kannst. Komm, steig ab, einer der Jungs wird sich um Sandy kümmern. Leg dich ein bisschen hin, du siehst ziemlich mitgenommen aus.”
    Mitgenommen ist gar kein Ausdruck, dachte Carin. Mühsam ging sie die Treppen zu ihrem Zimmer hinauf. Sie fühlte sich völlig erschöpft, wusste jedoch nicht, ob ihr Abenteuer mit dem Pferd der Grund dafür war oder der geheimnisvolle Fremde. Er ging ihr einfach nicht mehr aus dem Sinn. Ständig sah sie die blauen Augen mit dem durchdringenden Blick vor sich und stellte sich dabei seinen kraftvollen, muskulösen Körper vor. Es irritierte sie, dass dieser Mann einen solchen Eindruck auf sie gemacht hatte. Seit ihrer Enttäuschung mit Karl hatte sie sich für keinen Mann mehr interessiert.
    Obwohl Carin und John Geschwister waren, sahen sie sich nicht im Geringsten ähnlich. Sie war klein und blond, hatte leuchtendgrüne Augen, während ihr fünf Jahre älterer Bruder ein hochgewachsener, ernsthaft wirkender Mann war, mit dunkelbraunem Haar und haselnussbraunen Augen. Nach seiner Scheidung vor zwei Jahren hatte er den Reiterhof im Süden Irlands gekauft. Zu der Anlage gehörte ein großes geräumiges Haus, an dessen Rückseite ein Büro angebaut war. Jenseits des breiten Hofes befanden sich die Stallungen und die Sattelkammer, dahinter die Koppeln, auf denen die Pferde die meiste Zeit des Tages verbrachten.
    Ihre Eltern hatten früher eine große Farm in Dorset in England besessen, die man am besten auf dem Pferderücken durchstreifen konnte. Carin war eine sehr gute Reiterin, aber etwas so Unheimliches wie heute im Moor, als Sandy in Panik geraten war, hatte sie noch nie erlebt. Sie hatte Todesängste ausgestanden.
    Nachdem Carins
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