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Das Buch Rubyn

Das Buch Rubyn

Titel: Das Buch Rubyn
Autoren: John Stephens
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jemandem verabredet sind. Ich war gerade auf dem Weg hierher, als ich einen Brief eurer Schwester erhielt.«
    »Das war der von heute!«, sagte Michael. »Was steht drin?«
    »Dazu komme ich später. Jedenfalls habe ich umgehend den Kurs in Richtung Baltimore geändert. Es schien mir das Einfachste zu sein, euch mit hierher zu bringen. Was Gabriel betrifft: Er ist auf einer Mission, in meinem Auftrag. Es ist dieselbe Mission, die uns Weihnachten so überstürzt zur Abreise zwang. Im Augenblick möchte ich nicht mehr dazu sagen.«
    »So eine Überraschung!«, sagte Emma sarkastisch. »He, kriegen wir noch mehr von diesen Sahneschnitten? Sie haben die eine nämlich ganz allein aufgegessen.«
    Bevor Dr. Pym die Hand heben und eine Bestellung aufgeben konnte, stellte die Signora einen Teller mit einer Sahneschnitte vor Emma hin.
    »Was ist mit unseren Eltern?«, fragte Michael. »Haben Sie herausgefunden, wo sie gefangen gehalten werden?«
    »Nein«, antwortete der Zauberer, »zu meinem Bedauern nicht.«
    Schweigen senkte sich über die kleine Gruppe. Irgendwann fing draußen auf der Piazza eine Glocke an zu läuten. Dr. Pym klatschte in die Hände.
    »Das ist unser Stichwort. Alle anderen Fragen müssen warten.«
    Er winkte der kleinen Signora und sagte etwas zu ihr auf Italienisch. Michael schaute derweil in seiner Tasche nach, ob er auch alles dabeihatte. Er sorgte stets dafür, dass die Tasche für alle Fälle fertig gepackt war, und ihn überkam ein warmes Gefühl der Zufriedenheit, als er alles an seinem Platz sah: das Zwergenhandbuch, König Robbies Orden, der ihn, Michael, als Wächter der Zwergentugenden auswies, sein Notizbuch und die Stifte, ein Taschenmesser, ein Kompass, eine Kamera und Kaugummis.
    Plötzlich gab es ein ohrenbetäubendes Krachen, und als Michael aufblickte, sah er, dass die Signora einen großen Teller mit Nudeln und Tomatensoße hatte fallen lassen. Sie gestikulierte zu Michael und Emma und stieß einen Schwall italienischer Worte hervor, die augenscheinlich an Dr. Pym gerichtet waren. Der Zauberer antwortete ihr und die Frau bekreuzigte sich mehrmals schnell hintereinander. Im Restaurant war es totenstill geworden.
    »Was ist los?«, fragte Emma im Flüsterton.
    Michael zuckte ratlos mit den Schultern.
    »Kinder«, sagte Dr. Pym und legte ein paar Geldscheine auf den Tisch. »Wir müssen gehen.«
    Alle Blicke folgten ihnen bis zur Tür. Die Piazza war menschenleer, nur der weiße Hund streunte noch herum, und selbst er schien sie misstrauisch zu beäugen. Die untergehende Sonne tauchte die Welt in ein weiches, bernsteinfarbenes Licht. »Hier entlang«, sagte Dr. Pym und ging mit schnellen Schritten die Hauptstraße entlang. Nach ein paar Hundert Metern war das Dorf zu Ende. Dr. Pym wandte sich den Hügel hinauf und führte die Kinder durch ein Tor in einen Olivenhain. Der Boden war trocken, felsig und steil.
    »Dr. Pym«, keuchte Emma. »Was war da eben los? Was ist hier los?«
    »Ich sagte euch doch, dass ich einen Mann aufsuchen will. Was ich euch nicht sagte, ist, dass ich seit beinahe zehn Jahren nach ihm gesucht habe. Erst kürzlich habe ich seine Spur gefunden und sie führte in dieses Dorf. Ich habe die Signora nach dem Weg zu seinem Haus gefragt.«
    »Und deshalb hat sie den Teller fallen gelassen?«
    »Ja. Es scheint, dass er von den Einheimischen für eine Art Teufel gehalten wird. Oder vielleicht auch als der Teufel höchstpersönlich. Die Signora war ein bisschen durcheinander.«
    »Ist er gefährlich?«, erkundigte sich Michael. Dann fügte er hinzu: »Ich bin doch jetzt der Älteste und damit verantwortlich für Emmas Sicherheit.«
    »Oh bitte !«, stöhnte Emma.
    »Ich würde nicht behaupten, dass er gefährlich ist«, erklärte der Zauberer. »Jedenfalls nicht sehr.«
    Sie stiegen weiter hügelan, wobei sie einem schmalen, gewundenen Pfad folgten. In der Ferne hörten sie Ziegen blöken, und die Glocken, die sie um den Hals trugen, klangen gedämpft und melancholisch in der Stille. Trockene Grashalme zerkratzten den Kindern die Beine. Das Licht wurde schwächer, und es dauerte nicht lange, da konnte Michael das Dorf hinter sich nicht mehr erkennen. Der Pfad endete an einer fast völlig zusammengebrochenen Steinmauer. Daran war ein Stück Holz befestigt auf dem in schwarzer Farbe etwas geschrieben stand.
    »Was steht da?«, fragte Emma.
    »Da steht«, sagte der Zauberer und beugte sich vor, um besser lesen zu können, » Sehr geehrte Schwachköpfe – oh Gott, was für eine
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