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Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name

Titel: Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
Autoren: Anonymus
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dem Mund des Fremden in Kontakt zu kommen, atmete der Fremde tief ein und kippte den Drink in einem großen Schluck hinunter.
    Innerhalb einer Sekunde war das Glas leer. Jeder in der Bar hielt den Atem an. Einschließlich des Deckenventilators. Nichts geschah.
    Also hielt jeder noch etwas mehr den Atem an.
    Und immer noch geschah nichts.
    Also fing jeder wieder an zu atmen. Einschließlich des Deckenventilators.
    Immer noch nichts.
    Ringo nahm seine Waffe aus dem Gesicht des blonden Mannes und stellte die Frage, die jedem in der Bar auf der Zunge brannte. »Nun denn, Blonder, bist du der Bourbon Kid oder nicht?«
    »Diese Pisse zu trinken beweist nur eines«, antwortete der blonde Mann, indem er sich mit dem Handrücken über den Mund wischte.
    »Ach ja? Und das wäre?«
    »Dass ich Pisse trinken kann, ohne zu kotzen.«
    Ringo blickte Sanchez an. Der Barmann hatte sich so weit nach hinten verzogen, wie er konnte, und drückte sich mit dem Rücken an die Wand hinter der Theke. Er sah ein wenig zittrig aus.
    »Hast du ihm den Drink aus der Pissflasche ausgeschenkt?«, verlangte Ringo zu erfahren.
    Sanchez nickte nervös. »Seine Nase hat mir nicht gefallen«, sagte er.
    Ringo steckte seine Kanone ins Halfter und trat zurück. Dann warf er den Kopf in den Nacken und begann schallend zu lachen, während er dem Blonden gleichzeitig auf den Rücken schlug.
    »Du hast Pisse gesoffen, Mann! Hahaha! Ein ganzes Glas voll Pisse! Er hat Pisse getrunken!«
    Alle in der Bar brachen in johlendes Gelächter aus. Restlos alle, bis auf den blonden Fremden. Er richtete den Blick auf den Barmann.
    »Gib mir einen verdammten Bourbon.« Seine Stimme klang verdammt rau.
    Der Barmann wandte sich um, nahm eine andere Flasche Bourbon aus dem Regal hinter der Theke und schenkte dem Fremden daraus in das Glas. Diesmal füllte er es gleich bis zum Rand, ohne auf eine Aufforderung zu warten.
    »Drei Dollar.«
    Es war offensichtlich, dass der blonde Mann nicht erbaut war darüber, dass Sanchez erneut Geld haben wollte, und er machte sein Missvergnügen unverzüglich erkennbar. Schneller als das Auge zu folgen vermochte, griff er in seinen Mantel und brachte eine Pistole zum Vorschein. Die Waffe war dunkelgrau und lag schwer in seiner Hand, was vermuten ließ, dass sie voll geladen war. Sie war wahrscheinlich früher einmal von glänzend silberner Farbe gewesen, doch wie jedermann in der Tapioca Bar nur zu gut wusste, hatte jemand, der eine glänzende Waffe bei sich trug, wohl noch niemals damit geschossen. Die Farbe der Pistole dieses Fremden hingegen deutete an, dass die Waffe häufiger als nur gelegentlich in Benutzung gewesen war.
    Die plötzliche Bewegung des Fremden endete damit, dass der Lauf seiner Pistole genau auf Sanchez’ Stirn zeigte. Diesem aggressiven Verhalten folgte unmittelbar eine ganze Serie von lauten Klicks, mehr als zwanzig insgesamt, als jeder in der Tapioca Bar seine eigene Waffe aus dem Halfter riss, den Hahn spannte und auf den blonden Fremden zielte.
    »Hey, ruhig Blut, Fremder!«, sagte Ringo und drückte dem Fremden einmal mehr den Lauf der eigenen Waffe gegen die Schläfe. Sanchez lächelte ein nervöses, entschuldigendes Lächeln in Richtung des Fremden, der immer noch mit seiner dunkelgrau angelaufenen Pistole auf seinen Kopf zielte.
    »Der … geht aufs Haus?«, sagte Sanchez fragend.
    »Siehst du mich vielleicht nach meiner verdammten Geldrolle greifen?«, lautete die knappe Antwort.
    In der sich anschließenden Stille legte der blonde Mann seine Pistole auf die Theke gleich neben dem Glas mit Bourbon, dann stieß er einen leisen Seufzer aus. Er sah jetzt gründlich verstimmt aus und schien einen Drink bitter nötig zu haben. Einen richtigen Drink. Es war Zeit, den widerlichen Uringeschmack im Mund loszuwerden.
    Er nahm das Glas und setzte es an die Lippen. Die ganze Bar sah zu. Die Spannung stieg ins Unerträgliche, während alle darauf warteten, dass er seinen Drink nahm. Wie um sie noch mehr zu quälen, kippte er den Inhalt diesmal nicht geradewegs hinunter. Er stockte, zögerte für eine Sekunde, als wollte er vorher noch etwas sagen. Alles hing an seinen Lippen, hielt den Atem an. Was würde er verkünden? Oder würde er doch den Bourbon trinken?
    Die Antwort kam allzu bald. Wie ein Mann, der seit einer Woche nichts mehr zu trinken gehabt hatte, kippte er den gesamten Inhalt des Glases in einem einzigen mächtigen Schluck herunter, bevor er es zurück auf den Tresen knallte.
    Es war definitiv ein echter
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