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Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name

Titel: Das Buch ohne Namen - Anonymus: Buch ohne Namen - The Book With No Name
Autoren: Anonymus
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aus, wie nicht anders zu erwarten, und wollte wissen: »Was machst du in unserer Bar, Fremder? Was hast du hier zu suchen?«
    Ringo saß mit zwei anderen Männern an einem Tisch nur wenige Meter hinter dem Fremden. Er war ein großer, schwerer, unrasierter Widerling, genau wie die meisten anderen zwielichtigen Typen in der Bar. Und genau wie jene hatte auch er eine Pistole in einem Halfter an der Hüfte, und er brannte auf einen Vorwand, sie zu ziehen.
    Sanchez, noch immer an der Registrierkasse hinter dem Tresen, atmete tief durch und bereitete sich auf den Tumult vor, der unausweichlich kommen würde.
    Ringo war ein berüchtigter Gesetzloser, der sich so gut wie jedes vorstellbaren Verbrechens schuldig gemacht hatte: Vergewaltigung, Mord, Brandstiftung, Diebstahl, Polizistenmord, was auch immer – Ringo hatte sie alle begangen. Nicht ein Tag verstrich, an dem er nicht irgendetwas Illegales machte, das ihn ins Gefängnis bringen konnte. Dieser Tag bildete keine Ausnahme. Er hatte bereits drei Männer mit vorgehaltener Kanone ausgeraubt, und nun, nachdem er den größten Teil seines auf diese Weise erworbenen Geldes in Bier investiert hatte, war er auf einen richtigen Streit aus.
    Als Sanchez sich von der Kasse zum Schankraum umwandte, sah er, dass sich der Fremde weder bewegt noch seinen Drink angerührt hatte. Für ein paar grauenvolle Sekunden antwortete er nicht auf Ringos Frage. Sanchez hatte einmal zugesehen, wie Ringo einem Mann ins Knie geschossen hatte, weil er nicht schnell genug mit seiner Antwort gewesen war. Deswegen atmete er erleichtert auf, als sich der Fremde zu einer Antwort herabließ – unmittelbar bevor Ringo seine Frage wiederholen musste.
    »Ich suche keinen Streit.«
    Ringo grinste bösartig und grollte (mit rauer Stimme): »Nun, ich bin Streit, und wie es aussieht, hast du mich trotzdem gefunden.«
    Der Mann mit der Kapuze reagierte nicht. Er saß nur auf seinem Hocker und starrte seinen Drink an. Ringo erhob sich von seinem Stuhl und trat zu dem Fremden. Er lehnte sich neben ihm gegen den Tresen, streckte die Hand aus und riss dem Mann unsanft die Kapuze vom Kopf, sodass das gemeißelte, wenngleich unrasierte Gesicht eines Blondschopfs Anfang dreißig zum Vorschein kam. Der Blondschopf hatte blutunterlaufene Augen, was einen Kater vom Vorabend vermuten ließ, oder vielleicht war er zu früh aus einem trunkenen Schlaf gerissen worden.
    »Ich will wissen, was du hier zu suchen hast, Kerl«, wollte Ringo wissen. »Uns sind Geschichten über einen Fremden zu Ohren gekommen, der heute Morgen in dieser Stadt eingetroffen ist. Dieser Fremde scheint zu glauben, er wäre ein harter Bursche. Glaubst du auch, du bist ein harter Bursche?«
    »Ich bin kein harter Bursche.«
    »Dann nimm deinen Mantel und mach, dass du verdammt noch mal von hier verschwindest!« Wie es mit Befehlen manchmal so ist – auch dieser hier hatte seine Grenzen. Der Fremde hatte seinen Umhang gar nicht abgelegt.
    Er dachte für eine kurze Weile über Ringos Vorschlag nach, dann schüttelte er den Kopf.
    »Ich kenne den Fremden, von dem Sie sprechen«, sagte er mit seiner rauen Stimme. »Und ich weiß, warum er hier ist. Ich erzähle Ihnen alles, wenn Sie mich danach in Ruhe lassen.«
    Unter einem dunklen, dreckigen Schnurrbart breitete sich ein breites Grinsen über Ringos Gesicht aus. Er drehte sich zu seinem Publikum um. Die vielleicht zwanzig anderen Stammgäste saßen alle an Tischen und beobachteten gespannt, wie sich die Ereignisse entfalteten. Der Anblick des grinsenden Ringo lockerte die Spannung ein wenig, obwohl jeder im Lokal wusste, dass sich die Stimmung schon bald wieder verdüstern würde. Das hier war schließlich das Tapioca .
    »Was meint ihr, Jungs? Soll uns dieser hübsche Bursche hier eine Geschichte erzählen?«
    Ein lautstark zustimmender Chor antwortete, gefolgt von anstoßenden Gläsern. Ringo legte den Arm um den blonden Fremden und drehte ihn auf seinem Hocker um, sodass er die anderen ansah.
    »Komm schon, Blondschopf – erzähl uns von diesem bösen Fremden. Was will er in meiner Stadt?«
    In Ringos Stimme war ein spöttischer Unterton, der den blonden Mann jedoch nicht im Mindesten zu beeindrucken schien. Er begann zu sprechen.
    »Vorhin war ich in einer Bar ein paar Meilen die Straße runter, und da kam dieser große, wild aussehende Kerl rein, setzte sich an die Theke und bestellte einen Drink.«
    »Wie sah er aus?«
    »Na ja, zuerst konnte man sein Gesicht nicht erkennen, weil er so eine
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