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Das Buch des Wandels

Titel: Das Buch des Wandels
Autoren: Matthias Horx
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wirklich weiterbringt. Spannend wird es erst, wenn wir selbst als Akteure und Gestalter auf den Plan treten. Echter Wandel beginnt erst dort, wo wir durch einen Prozess der freien Wahl, der aufsteigenden Freiheit, des wachsenden Bewusstseins uns selbst zu verändern beginnen. Wandel heißt, dass wir uns mit Hilfe der vielfältigen Veränderungen der Welt auch innerlich verwandeln.
    »Change we can believe in« lautet die Parole von Barack Obama. Vielleicht kann man so einen unglaublich frech und optimistisch
daherschlendernden Satz am Ende nur in einem Land formulieren, in dem einst die aus dem feudalen Europa Geflüchteten landeten, das zwölf seiner Bürger auf den Mond schickte und lauter Kriege »im Namen der Freiheit« führte. Aber genau darum geht es. Um die Hoffnung, dass wir eben nicht nur reflexhaft auf Veränderungen reagieren, die uns die Umwelt auferlegt. Dass wir – anders als die Raupe – eine Chance haben, den Wandel bewusst zu gestalten, uns Ziele zu setzen und auf dem Weg zu ihnen zu wachsen.
    Der Weg in die Zukunft erfordert einen neuen Blick auf Bekanntes, ein neues Verständnis des Wandels. Mit den wunderbaren Worten Karl Poppers:
    »Wir sollten vorsichtig den Grund unter uns erfühlen, wie es Küchenschaben tun, und versuchen, die Wahrheit in aller Bescheidenheit zu erlangen.«
     
    Wien, Sommer 2009

1 DIE GROSSE TRANSFORMATION
    Eine kurze Geschichte der Zivilisation
    Die Grenze zwischen Zivilisation und Barbarei ist nur
schwer zu ziehen: Stecken Sie sich einen Ring in Ihre Nase,
und Sie sind eine Wilde; stecken Sie sich zwei Ringe in
Ihre Ohren, und Sie sind zivilisiert.
    Pearl S. Buck
     
Wir sehen nichts von diesen langsam fortschreitenden Ver-
änderungen, bis die Hand der Zeit auf eine abgelaufene
Weltperiode hindeutet, und dann ist unsere Einsicht in die
längst verflossenen Zeiten so unvollkommen, dass wir nur
noch das Eine wahrnehmen – dass die Lebensformen jetzt
verschieden von dem sind, was sie früher gewesen sind.
    Charles Darwin
     
Fortschritt ist das Werk der Unzufriedenheit.
    Jean-Paul Sartre

Wie alles anfing
    Die Kultur der!Kung-San ist eine der letzten intakten Jäger-und-Sammler-Kulturen der Erde. Die!Kung – ausgesprochen mit einem Klicklaut zu Beginn, deshalb das vorgestellte Ausrufezeichen – leben in halbnomadischen Gruppen von 20 bis 100 Menschen im kargen Buschland des Grenzgebiets zwischen Botswana, Namibia und Südafrika. Seit vielen tausend Jahren ziehen sie dort, den Regen- und Trockenzeiten folgend, langsam durch ein mehr als 10 000 Quadratkilometer großes Gebiet. Monate-, manchmal auch jahrelang bleiben sie in einfachen
Strohhütten am selben Ort, um dann, wenn Tiere oder Pflanzen in der Gegend rar geworden sind, plötzlich aufzubrechen und weiterzuziehen. 1
    Das Alltagsleben der!Kung könnte man mit dem Motto »entspannte Emsigkeit« beschreiben. Die Männer als »Bringer des Fleisches« leiden deutlich seltener an Rollenkonflikten als gestresste Softie-Männer in städtischen Ballungsgebieten des 21. Jahrhunderts. Ihr Job ist klar: Sie sorgen für die Nahrungsgrundlage Fleisch. Sie gehen ausgiebig mit Pfeil und Bogen jagen; meist aber keine gefährlichen Raubtiere oder Elefanten, sondern Stachelschweine, Kudus, Antilopen. Auf ihren Jagdzügen sind sie tage- oder wochenlang unterwegs, ohne Ärger mit ihren Ehefrauen oder ihrer Sippe zu bekommen.
    !Kung-Männer wie -Frauen sind sehnig, dürr; ihre Hautfarbe scheint das Ocker der Landschaft angenommen zu haben. Ihre körperliche Ausdauer ist enorm. Während die Männer marathonähnliche Distanzen durchlaufen, sammeln die Frauen mit den Kindern auf dem Rücken den halben Tag lang Beeren und Mongongos (eine in der Region verbreitete Nussart), oder sie graben schmackhafte Wurzeln aus. Bisweilen legen sie auch Fallen für Kleintiere. 2 Die Jagd der Männer ist deshalb so langwierig und weiträumig, weil die!Kung keine unmittelbar tödliche Jagdtechnik kennen. Eine Giraffe oder ein Kudu wird erst mit Pfeilen beschossen, deren Spitze mit dem Gift der Diamphidia-Larven bestrichen ist. Durch die leicht lähmende Wirkung des Giftes verlangsamt sich die Beute – so ist es einfacher, das Tier nach Verfolgungsjagden über manchmal Hunderte von Kilometern und mehrere Tage mit dem Speer zu erlegen. Diese Art der »Erschöpfungsjagd« gibt es nur noch ganz selten auf der Erde – sie zeichnet die originären Jäger-und-Sammler-Kulturen der Savannengebiete aus.
    So wie bei den!Kung fing alles an.
    Wer eine der
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