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Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung

Titel: Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung
Autoren: Colleen Gleason
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tue, ich werde meinen Bann von dir nehmen.«
    Sie ließ ihn los, und er öffnete die Augen. Argwöhnisch.
    Als Lilith von ihm wegtrat, wirkte sie beinahe fröhlich. »Ich werde dich freigeben. Es gibt da eine Salbe, einen Balsam für deine Bisse … meine Bisse«, fügte sie hinzu, wobei ihre blau-roten Augen wieder schmal wurden. »Es wird sie dauerhaft heilen. Wir werden nicht länger aneinander gebunden sein.«
    »Und weiter?«
    Ihr Lächeln erreichte ihre Augen, doch ihre Lippen blieben davon fast unberührt. »Mit dem Verschwinden meiner Zeichen an dir wird auch deine Überlegenheit als Venator der Vergangenheit angehören. Die vis bulla wird dir nichts mehr nützen. Du wirst die Angehörigen meiner Rasse nicht länger erkennen können.«
    Max war aus freien Stücken Venator geworden; er konnte dieselbe Entscheidung noch einmal treffen. Er würde sich ein weiteres Mal der Prüfung auf Leben und Tod unterziehen und sich all die Fähigkeiten zurückholen, die er verloren hätte.

    Als hätte sie seine Gedanken gelesen - vielleicht tat sie das tatsächlich mit derselben Leichtigkeit, mit der sie auch die leisesten Veränderungen an ihm bemerkte -, fuhr Lilith fort: »Doch bedenke, dass meine Bisse, die du so sehr verachtest, dich und dein Blut vergiftet haben. Du stammst nicht von den Gardellas ab. Deshalb wirst du den Test nicht ein weiteres Mal bestehen können, um deine Fähigkeiten zurückzuerlangen. Aber keine Sorge: Du wirst nicht nur deine Macht, sondern auch jede Erinnerung an unsere gemeinsamen Zeiten, an deine Zeit als Venator verlieren. Es wird alles von dir genommen werden.«
    »Ich werde dann nichts mehr von Venatoren oder Vampiren wissen?«
    »Nein. Du wirst mit Ahnungslosigkeit gesegnet sein.«
    Er konnte vergessen, was geschehen war. Ein normales Leben führen.
    »Du hast deine Pflicht erfüllt, Maximilian. Mehr als das. Du hast alles getan, was von dir verlangt wurde. Ich werde dich natürlich vermissen...«
    Dann begriff er. »Und anschließend könntest du mich einfach wie einen reifen Pfirsich pflücken.«
    »Aber nein, Maximilian. Du wärst dann wie jeder andere sterbliche Mann. Keine Herausforderung mehr. Keine aufregende Mischung aus Wonne -«, sie streichelte über seine Wange, »- und Schmerz.« Ihre Hand glitt unter sein Hemd und strich über seine vis bulla , bevor die qualvolle Empfindung sie mit einem atemlosen Lachen zurückzucken ließ. »Ich hätte dann kein Interesse mehr an dir.«
    Sein Herz hämmerte. »Warum nicht?«

    Lilith legte ihm beide Hände an die Brust. »Ich würde dann nicht länger gegen meine größte Bedrohung kämpfen müssen: gegen dich, den Venator.«
    Er packte ihre Handgelenke - es war das erste Mal, dass er sie aus eigenem Antrieb anfasste - und stieß sie von sich.
    »Was also wählst du, Maximilian? Ein Leben in Freiheit und Unwissenheit oder deine vis bulla und mich?«

Kapitel 1
    In welchem unsere Heldin wieder bewaffnet wird
    A m Westufer des Tiber lag in Roms 14. Rione ein klei nes, als I Borghi bekanntes Viertel. Jenseits seiner schmalen Gassen ragte weiter westlich der Petersdom auf, und ein kurzes Stück östlich die massive Festung der Engelsburg. In den kleinen Labyrinthen des Borgo befand sich ein friedvolles Durcheinander aus Pensionen, Geschäften und Kirchen, das Reisende aus aller Welt anlockte. Die Coronari genannten Werkstätten der Rosenkranzmacher lagen Tür an Tür mit den Osterias sowie den Quartieren der Künstler, die im Vatikan arbeiteten.
    Am Ende einer der schmalen Gassen und so nahe bei den Schirmmachern, dass dem Besucher unweigerlich das unerfreuliche Aroma geölter Seide in die Nase drang, stand die unscheinbare Kirche Santo Quirinus mit vergilbtem Mauerputz und gewölbten Terrakottaziegeln, die ihr Walmdach bildeten. Ihre Größe entsprach eher der einer Kapelle als der einer Kirche; im Schatten des eindrucksvollen Petersdoms und der niedrigen, aber dennoch imposanten Erscheinung von Santa Maria in Traspontina erregte Santo Quirinus kaum mehr Aufmerksamkeit, als einer römischen Kakerlake zuteil geworden wäre.
    Doch tief unter dieser winzigen, schlichten Kirche lag ein
riesiger, kreisrunder Saal. Im Zentrum dieses geheimen unterirdischen Gewölbes sprudelte ein Springbrunnen in einem rot geäderten, quadratischen Marmorbecken. Das Wasser, das an einer schlanken Säule aus rosafarbenem Marmor hinablief, war rein und klar und funkelte, als wäre es mit Diamanten durchsetzt.
    Eine gut verborgene Wendeltreppe bildete den Zugang zu
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