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Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung

Titel: Das Buch der Vampire 03 - Blutrote Dämmerung
Autoren: Colleen Gleason
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Nedas, den Sohn der Vampirkönigin, einen Monat zuvor zu töten.
    Vielleicht in dem Bemühen,Victoria von ihren düsteren Gedanken
abzulenken, sprach Wayren weiter. »Die vis bullae sind kostbare Amulette. Sie können nicht zerstört werden, haben jedoch für jemanden, der kein Venator ist, nicht den geringsten Wert. Hat deine Tante dir erzählt, woher sie kommen?«
    »Die Kreuze werden aus dem Silber einer Ader geschmiedet, die unter dem Berg Golgotha im Heiligen Land verläuft«, erwiderte Victoria. »Sie werden anschließend in vom Papst gesegnetes Weihwasser getaucht.« Sie deutete zum Brunnen. »Dann werden sie den jeweiligen Venatoren überreicht, für die sie bestimmt sind. Aber wird nicht jede vis bulla für eine bestimmte Person angefertigt? Kann ein Venator überhaupt eine tragen, die ursprünglich nicht für ihn gedacht war?«
    Wayren nickte. »Ja, es wird für die betreffende Person stets nur eine einzige vis bulla geschmiedet. Wie du siehst, ist die deiner Tante anders als jene, die Max dir gab. Aber du weißt ja, dass die Macht eines solchen Amuletts jeden Venator stärker machen kann.«
    Victoria musste die beiden kleinen Kreuze, die jeweils an einem silbernen Ring hingen, nicht erst ansehen, um zu wissen, wem welches gehört hatte. Eustacias hatte leicht abgeschrägte Kanten, und die einzelnen Balken des Kreuzes liefen zu einer Spitze aus. Max’ war ein wenig dicker und gedrungener, außerdem ohne jede Verzierung. Keines der beiden Kreuze war grö ßer als ihr Daumennagel.
    Victorias eigene vis bulla war ihr in derselben Nacht, als Eustacia den Tod gefunden hatte, während eines erbitterten Kampfes gegen Liliths Sohn aus dem Nabel gerissen worden. Die ihre war schmal und an den Rändern mit so feinen, minutiösen Filigranarbeiten versehen gewesen, dass sie nie ganz begriffen
hatte, wie jemand Silber zu einem derart komplizierten Muster verarbeiten konnte.
    »Also?«, fragte Wayren nach einem kurzen Moment. »Soll ich Kritanu bitten, die Vorbereitungen für alle beide zu treffen?«
    Victoria nickte zögernd, während sie noch darüber nachgrübelte, ob sie sich durch das Tragen zweier Amulette wohl irgendwie anders fühlen würde. Würden sie sie doppelt so stark machen? Oder würden sie sich gegenseitig neutralisieren? Dann traf sie ihre Entscheidung; wenn es Probleme gäbe, könnte sie ohne Weiteres eine von ihnen wieder entfernen. »Ja, ich werde sie beide tragen.«
    Während ihres Gesprächs waren die anderen Mitglieder des Konsiliums in den verschiedenen Räumen umhergeschlendert, wobei manche stehen blieben, um ihre Finger in den Brunnen zu tauchen oder sich mit einem Kollegen zu unterhalten. Es waren alles Männer unterschiedlichen Alters und Aussehens. Victoria war der einzige weibliche Venator unter den hundert, die weltweit existierten und von denen sich stets nur zwei Dutzend im Konsilium in Rom aufhielten.
    »Ich werde Kritanu Bescheid geben, dann können wir in wenigen Minuten beginnen. Ich weiß, wie sehr du die Jagd letzten Monat vermisst hast, während deine Wunden verheilten und du dich um den Grundbesitz deiner Tante in Venedig und Florenz kümmern musstest.« Wayren schenkte ihr ein weiteres sanftes Lächeln, dann entfernte sie sich auf derart anmutige Weise, dass sie beinahe zu schweben schien.
    Das Wiedereinsetzen ihrer vis bulla verlief schneller und weniger schmerzhaft, als Victoria es vom ersten Mal in Erinnerung hatte. Vielleicht lag es daran, dass die Erinnerung an die
Qual, die ihr das gewaltsame Herausreißen bereitet hatte, dominanter war als die Wahrnehmung des raschen, geschickten Durchstechens des Nabels. Kritanu, ein ursprünglich aus Indien stammender, älterer Mann, der nicht nur Eustacias Gefährte, sondern auch Victorias Lehrer gewesen war, handhabte die lange, gebogene Nadel schnell und effektiv. Da Victoria beschlossen hatte, beide Amulette zu tragen, setzte er sie eines nach dem anderen ein, sodass sie vom oberen Rand ihres Nabels hingen und sich in der kleinen Grube darunter aneinanderschmiegten. Kaum, dass das erste an seinem Platz war, verspürte Victoria eine Erneuerung von Energie, ein vertrautes Rauschen, das durch ihren Körper brandete.
    Sie fühlte sich, als wäre sie wieder eins mit sich selbst.
    Und jetzt, da sie etwas von ihrer Tante trug, würde sie vielleicht nicht nur deren geistige Stärke übernehmen, sondern auch beginnen können, ihre Trauer zu bewältigen.

    »Geköpfte Hunde und Katzen?« Victoria sah von Ilias, dem Vorsteher des Konsiliums
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