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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)
Autoren: Aaron E Lony
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Bewunderung. Er war erst das zweite Mal in diesem Lager dabei. Bevor sie ihn beim ersten Mal mitgenommen hatten, mußte er einen heiligen Schwur ablegen, niemals von diesem Ort zu reden. Alle hatten sie diesen Schwur geleistet. Bei Bruch des Eides, den sie auf das Heilige Buch, die Bibel, schworen, sollte derjenige mit dem Leben bezahlen. In feierlicher Stimmung ist darauf Champy vor nicht allzulanger Zeit als viertes Glied aufgenommen worden.
    „Banditen“, sagte Dumpkin darauf. „Das ist ein uraltes Lager von Banditen. Durch Zufall haben wir es entdeckt.“
    Ellinoy machte sich an dem Baumstumpf zu schaffen. Er brachte von unterhalb des Stammendes ein kleines Bündel hervor. Es war eingewickelt in einen Plastikbeutel. Vorsichtig holte er den Inhalt heraus. Eine Packung Zigarren. Seine Augen glänzten, als er jedem eine davon gab. Die übrigen Zigarren wickelte er wieder in dem Plastikbeutel ein und schob ihn unter den Baumstumpf zurück. Genußvoll hielten sie sich das Rauchzeug unter die Nase.
    „Das nenn’ ich Freiheit“, sagte Showy. Tief atmete er dabei durch. Dumpkin leckte mit der Zunge an der Zigarre entlang.
    „Hast du mal Feuer“, forderte er danach Ellinoy in einem coolen Tonfall auf. Ellinoy nahm ein Feuerzeug aus der Hosentasche. Ein schmuckvolles Benzinfeuerzeug, in das seine Initialen eingraviert waren. Er hatte es einmal von seinem zehn Jahre älteren Bruder geschenkt bekommen. Dieser versorgte ihn auch gelegentlich mit Zigarren, die er entweder bei Besuchen mitbrachte oder per Post in das Internat schmuggelte.
    Das Feuerzeug machte die Runde. Einer nach dem anderen zündete sich seine Zigarre an. Sofort wurde das Lager in dicken Rauch gehüllt. Ellinoy setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. Seine Verbündeten taten dasselbe.
    Dumpkin musterte ihn. „Hast du einmal etwas von dem Siegel Salomon gehört?“ fragte er ihn nach einiger Zeit.
    Ellinoy nickte. „Schwester Maria las uns aus einem Buch daraus vor“, antwortete er.
    „Wäre nicht schlecht, mal in diesem Buch zu schnüffeln“, meinte Dumpkin darauf.
    „Habe ich mir auch gedacht“, antwortete er und nahm einen kräftigen Zug von seiner Zigarre. Kunstvoll blies er mehrere Ringe in die Luft. „Nur weiß ich noch nicht, wie ich an dieses Buch rankommen soll“, setzte er hinzu.
    „Du willst ihr das Buch stehlen?“ fragte der Chinese. Neugierig blitzten seine Augen dabei auf. Auch sein Interesse war von Schwester Maria geweckt worden.
    „Ich muß es haben!“ zischte Dumpkin plötzlich. „Irgendwie habe ich das Gefühl, daß wir mehr damit anfangen können als Schwester Maria.“ Er drückte seine fertiggerauchte Zigarre auf dem Boden aus. „Was meinst du dazu, Ellinoy.“ Erwartungsvoll sah er seinen Freund an.
    „Ihr wollt es ihr stehlen?“ fragte nun auch Showy.
    „Nicht stehlen“, erwiderte Ellinoy. „Ausleihen, nur ausleihen.“ Ein breites Grinsen verzog seinen Mund. Sorgfältig strich er mit dem Zigarrenstummel solange auf dem Boden, bis keine Glut mehr zu sehen war. Showy sah ihn wortlos an.
    „Wenn sie nicht immer so darauf aufpassen würde“, meinte Champy, der noch nicht einmal die Hälfte von seiner Zigarre geraucht hatte. „Könnte echt wetten, daß sie das Buch mit ins Bett nimmt.“ Champy schmunzelte, als er das sagte. Showy stieß ihn dabei leicht in die Seite.
    „Denken alle Chinesen so?“ fragte er ihn etwas vorwurfsvoll. Champy lachte ihn nur an. Eine Antwort gab er ihm darauf nicht.
    „Wir müssen uns eben eine Gelegenheit schaffen“, sagte Ellinoy nachdenklich.
    Dumpkin nickte. „Heute mittag hatte sie das Buch in unserem Klassenzimmer liegen lassen“, erwiderte er darauf. „Ich glaube, der Rotschopf war daran schuld. Leider habe ich es zu spät bemerkt.“
    „Bin mal gespannt, in welche Klasse der kommt“, bemerkte Showy.
    Ellinoy wollte etwas darauf entgegnen. Das entfernte Läuten der Kirchturmglocke hielt ihn davon ab. Sechs Schläge hatte er gezählt.
    „Wir sollten langsam zurückgehen“, sagte er statt dessen. Gemächlich erhob er sich aus seiner Sitzposition. Seine Kameraden folgten ihm.
    „Hoffentlich ist das Tor noch offen“, murmelte Showy vor sich hin. „Sonst müssen wir wieder über die Mauer klettern, und das mag ich überhaupt nicht.“ Er kniete sich auf den Boden und öffnete den Durchlaß. Hintereinander verließen sie das Lager. Die dünne Schnur verbarg er in der Erde, nachdem er den Eingang verschlossen hatte. Ellinoy machte wieder den Anfang. Dumpkin
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