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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)
Autoren: Aaron E Lony
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den Prunk, der sich ihm in allen Farben widerspiegelt. Plötzlich beginnt das Licht sich zu verfinstern. Die Farben verlieren an Kraft, das andere Wesen fleht, es fleht um Gnade für ihren einstigen Geliebten. Noch vor wenigen Minuten trug er den irdischen Namen Cloud. Cloud Wallis, für einen Bruchteil der Ewigkeit das Jerajisa erblickt, steht es mit einem Male in völliger Finsternis. Jerajisa hat sich ihm wieder verschlossen.
    „Wir sind hier“, vernimmt es plötzlich ein leises Flüstern. „Hier in deiner Nähe.“
    „Ich kann nichts sehen“, versucht es zu erwidern. Erschrocken muß es feststellen, daß es auch gar nicht sprechen kann. Nicht wie auf der Erde. Niemand wird ihn also demnach verstehen können.
    „Benutze deine Gedanken“, dringt es nach einer geraumen Weile zu ihm.
    „Gedanken?“ Es versucht sich zu konzentrieren, doch zu groß ist die Verwirrung, die sich mehr und mehr in ihm verbreitet.
    „Du darfst nur an eines denken“, vernimmt es wieder die Stimme. „Sonst kann ich dich nicht verstehen. Nur an das, was du mitteilen willst. Nur an das.“
    Mit aller Gewalt versucht es, alles von sich zu weisen. Es fällt ihm schwer, sehr schwer nur die paar Worte – „Wer seid ihr“ – zu denken.
    „Wir waren deine Freunde“, kommt es unmittelbar darauf zurück. „Showy und Champy. Uns hat sich das Jerajisa ebenfalls verschlossen. Unser Leid ist die Finsternis. Unsere Qual die Ewigkeit.“
    „Die – Ewigkeit?“
    „Sie ist unser Schicksal, Dumpkin. Für uns gibt es das Jerajisa nicht. Für uns gibt es nur Warten.“
    „Warten?“
    „Warten, bis wir wieder zurückdürfen. Zurück auf die Erde, um das gutzumachen, was wir verbrochen haben.“
    „Zurück? Wann?“
    „Das Buch, Dumpkin. Es stand alles in dem Buch. Ein Junge wird kommen. Ein Junge, wie Rouven es gewesen ist. Er wird kommen und das Buch finden, so wie er es hätte finden sollen. Er wird sie vertreiben, die Finsternis. Ihn – du weißt wen ich meine – wird es vertreiben. Wenn das alles geschehen ist, dann bekommen wir wieder eine Chance, doch werden wir vergessen. Im selben Moment vergessen, wie wir wieder in einen irdischen Körper schlüpfen.“ Hier macht der Sprecher eine lange Pause. Schweigen, unerträgliches Schweigen beherrscht das undurchdringbare Schwarz.
    „Noch etwas, das ich dir mitteilen muß“, wird nach geraumer Zeit die Stille unterbrochen. Wie einen Schluck Wasser, den man einem Verdurstenden reicht, nimmt es die Worte wahr. „Es ist nicht nur die Ewigkeit, die uns quälen wird. Es ist die Einsamkeit, Dumpkin. Die unerträgliche Einsamkeit. Ein – sam – keit, Ein – sam – ke –.“ Die Stimme wird leiser und leiser, bis sie letztlich in sich erstirbt.
    Wieder herrscht Schweigen. Wie eine schwere Last drückt sie von allen Seiten nieder.
    „Wo bist du?“ fragt es nach einer Weile. Keine Antwort, nicht den geringsten Laut. Das Gefühl über die Nähe des anderen Wesens, es ist mit einem Male verschwunden.
    „WO BIST DU“, schreit es, doch nicht einmal die eigene Stimme, die sich irgendwo widerbricht. „KOMM ZURÜCK!“, schreit es nochmals mit voller Kraft. „LASS MICH NICHT ALLEIN!“ –
    ***

Nachwort
    Mehrere Jahre sind nun schon vergangen, seitdem ich die Nachricht vom Tod meines Freundes Dumpkin erfahren hatte.
    Zwischenzeitlich sind meine Kinder zu Jugendlichen herangewachsen. Das Böse, das damals von ihnen Besitz ergriffen hatte, bricht nur noch selten in ihnen aus. Sie haben gelernt, mit diesem Schicksal umzugehen, jedoch ist es ihnen bisher noch nicht gelungen, diesen Trieb zu unterdrücken, geschweige denn, ihn zu vertreiben. Es ist da. Von einem Moment auf den anderen.
    Immer zu jener Zeit, in der sich das Böse bemerkbar macht, geben die Vögel ein merkwürdiges Verhalten von sich. Sie beginnen, sich gegenseitig zu attackieren. Mit dem Schnabel hacken sie aufeinander. In der darauffolgenden Nacht erscheint dann der Mond in jener blutroten Substanz. In seiner vollen Größe ragt er dann über dem Horizont, lauernd, um dann hinter einer tiefschwarzen Wolkendecke zu verschwinden.
    Irgendwo auf der Welt liest man am folgenden Morgen in den Tageszeitungen, daß ein schrecklicher Mord geschehen ist. „Unbekannter enthäutet aufgefunden.“
    Ich hütete mich davor, irgend jemanden davon zu erzählen. Damals hatte es großes Aufsehen erregt, als Sheriff Wilson sich das Leben genommen hatte. Das Antlitz, in das er geblickt hatte, trieb ihn in den Tod. Es wurde in Mountain-City für
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